Der Fall Jägerstätter, Axel Corti, Filnmstill

Axel Corti

Endlich ist es soweit!
Dem großen österreichischen Regisseur Axel Corti wird zum 25. Todestag eine umfangreiche Retrospektive gewidmet.
Vom 14. Dezember 2018 bis zum 9. Jänner 2019 zeigt das Metro Kinokulturhaus einige seiner Arbeiten.

Ich gestehe hiermit: Ich bin großer Axel Corti Fan.

Seine Filme haben mich von der ersten Sekunde an fasziniert. Da ist einer, der trifft den Nagel auf den Kopf, wie ich es nur selten davor und danach gesehen habe. Er legte seine Finger in die wirklich wunden Stellen und leistete dabei auch einen wesentlichen Beitrag zur Aufarbeitung österreichischer Zeitgeschichte. Ja, er war einer, der immer ganz genau hingeschaut hat. Er zeigte unsere Gesellschaft und ihre Befindlichkeiten wie kein anderer.

Die Schau heißt: „Axel Corti – Österreichs produktives Gewissen“
Gezeigt werden 22 Werke, darunter auch „Ein junger Mann aus dem Innviertel – Adolf Hitler“, „Der junge Freud“ oder auch die gesamte „Wohin und Zurück“ – Trilogie.

Wir haben uns das Programm einmal genauer angesehen.
Hier kommen unsere drei keken Tipps – obwohl, eigentlich müsste man sie alle sehen …

 

Der Fall Jägerstätter

St. Radegund in Oberösterreich. Hier lebt der Landwirt Franz Jägerstätter. Er ist überzeugter Katholik und arbeitet in der örtlichen Kirche als Messner. Als Jägerstätter zur Wehrmacht eingezogen werden soll, verweigert er aufgrund seiner christlichen Überzeugungen den Wehrdienst. Das Oberste Reichskriegsgericht verurteilt ihn daraufhin zum Tode.

Axel Cortis Film ist eine Mischung aus Spielfilm und Dokumentation. Zahlreiche Interviews mit Zeitgenossen wechseln mit Spielszenen und machen diesen Film zu etwas ganz Besonderem.
Eine Hommage an einen mutigen Mann mit Überzeugungen. Ein WICHTIGER Film.

 

 

Der Fall Jägerstätter
1971, Österreich / Deutschland, 110min
Drehbuch: Hellmut Andics, Gorden C. Zahn
Regie: Axel Corti
mit Kurt Weinzierl, Julia Gschnitzer, Rose Dybal, …
Wann: 15. Dezember um 19.00 Uhr und 28. Dezember 2018 um 19.00 Uhr

 

Eine blassblaue Frauenschrift

Wien 1936. Man könnte sagen Leonidas Tachezy hat es geschafft. Er gehört zur Elite des Landes. Ein hat einen hohen Posten im Ministerium, eine millionenschwere Frau an seiner Seite – das Leben könnte gerade nicht besser sein.
Eines Tages erhält er einen Brief von einer gewissen Vera Wormser, einer Jüdin. Mit ihr hatte er vor vielen Jahren eine Affäre. Sie bittet ihn um Hilfe. Ein elfjähriger Bub benötigt einen Platz am Gymnasium. Handelt sich es bei diesem Jungen etwa um den gemeinsamen Sohn? Leonidas Welt gerät ins Wanken.

Der Zweiteiler beruht auf einer Erzählung von Franz Werfel und gewann unter anderem den Prix Italia.
Die Zeitschrift der Spiegel sagt über den Film: „An bloßen Momentaufnahmen ist Corti dabei nicht interessiert; er will wissen, wie einer wurde, was er ist. Der Aufstieg des Kleinbürgers Leonidas durch die ‚ununterbrochene Anpassung, die zur zweiten Natur werden kann‘, das interessierte den Regisseur. Schwäche als Triebfeder für Ängste und Arroganz, die Lüge im Mantel bürgerlicher Gediegenheit: Corti zeigt, ohne zu denunzieren, er zeichnet seine Figuren in all ihren Widersprüchen, ohne anzuklagen.“

 

 

Eine blassblaue Frauenschrift
1984, Österreich, 240min in 2 Teilen
Drehbuch Franz Werfel (Buch), Kurt Rittig
Regie: Axel Corti
mit Friedrich von Thun, Gabriel Barylli, Krystyna Janda, …
Wann: 30. Dezember 2018 um 18.30 Uhr Teil 1 und 2, sowie 6. Jänner 2019 (Teil 1) um 21.00 Uhr und 9. Jänner (Teil 2) um 21.00 Uhr

 

Totstellen

Oder: „Der Sohn eines Landarbeiters wird Bauarbeiter und baut sich ein Haus.“
Franz ist Maurer. Er lebt und arbeitet im Burgenland. Eines Tages wird er im Gasthaus für eine große Baufirma in Wien angeworben. Er nimmt den Job an, weil er glaubt dadurch eine bessere Zukunft zu haben. Schließlich will er doch ein Haus bauen und eine Familie mit seiner Verlobten Erna gründen. Doch es sollte alles anders kommen …

Totstellen ist ein „beklemmende Soziogramm eines Mannes, der von den Praktiken kapitalistischer Wirtschaftsmachenschaften zerrieben wird.“ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 1975) oder wie es Ernas Vater im Film formuliert: „Man muss sich totstellen, das ganze Leben. Sonst kommt man nicht durch.“

 

 

Totstellen
1975, Österreich, 99min
Drehbuch: Michael Scharang
Regie: Axel Corti
mit Klaus Rott, Sylvia Haider, Bruno Dallansky, …
Wann: 22. Dezember 2018, 18.45 Uhr und 4. Jänner 2019 um 21.00 Uhr

 

Axel Corti
Österreichs Produktives Gewissen

 

Die Retrospektive zum Schaffen des großen österreichischen Regisseurs läuft von 14. Dezember 2018 bis 9. Jänner 2019.
Keke Anmerkung: Axel Cortis Filme sind teilweise schwer und gar nicht verfügbar.

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010
homepage: www.filmarchiv.at

(Beitragsfoto: Der Fall Jägerstätter, Retrospektive Axel Corti (c) Filmarchiv Austria)

 

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