Helena Rubinstein im Jüdischen Museum

Helena Rubinstein in Schiaparelli Kleid (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris


Helena Rubinstein

Sie war bedeutend mehr als das Mädchen Kosmetik. Das Jüdische Museum Wien widmet mit Helena Rubinstein (1870-1965) einer Pionierin des weiblichen Unternehmertums, einer leidenschaftlichen Forscherin, Sammlerin und Mäzenin eine sehenswerte Ausstellung in der Dependance am Judenplatz.

 

Rubinstein, Long Island, 1953 (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

Rubinstein, Long Island, 1953 (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

 

Helena Rubinstein ist die Erfinderin der wasserfeste Wimperntusche.

Danke! Sie begriff Schönheit als Optimierung – wie zeitgeistig. Sie holte Make-Up aus der „Schmuddelecke“ und postulierte, dass jede Frau schön sein kann – oder zu faul ist dafür. Sie entwarf Sets aus vier Lippenstiften mit bunten Hüllen, die anzeigten, zu welchen Kleidungsfarben welcher Rot-Ton optimal passt. Sie war in Sachen Farbenlehre und Alltagstauglichkeit von Maquillage-Produkten eine wegweisende Innovatorin, eine Wissenschafterin und Forscherin für Schönheitsprodukte. Helena Rubinstein war die erste, die unsere äußere Hülle in Typen einteilte: fettige Haute, trockene Haut usw. Außerdem entwickelt sie Make-Up nicht nur für die weiße Upperclass, sondern für alle Hautfarben.

 

Morning Creme (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

Morning Creme (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

Kosmetikkoffer (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

Kosmetikkoffer (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

 

Smokey Eyes und Picasso

Sie erfand die Smokey Eyes und schuf diesen berühmten Look der Josefine Baker. Sie war eine weibliche Unternehmerin, als weibliches Unternehmertum noch nicht existierte. Und sie war extrem erfolgreich. Der Aufbau ihres international agierenden Schönheitsimperiums machte sie zur reichsten Frau ihrer Zeit und ermöglichte ihr u.a. den Aufbau einer aufregenden, umfangreichen Kunstsammlung, die sie der Öffentlichkeit auch zur Verfügung stellte. Sie beschäftigte die namhaften Architekten ihrere Zeit für die Errichtung und das Interieur ihrer Salons und Privathäuser. Picasso malte sie. Privat schaffte sie zwei Ehen und zwei Söhne – und eine legendäre Feindschaft zu einer anderen Unternehmerin: Elisabeth Arden.

 

rechts im Bild Ampullen eines Schönheitselexiers (c) wulz.cc

rechts im Bild Ampullen eines Schönheitselexiers (c) wulz.cc

 

„Im Alter von 16 Jahren verließ Helena Rubinstein (1870-1965) Krakau, um zunächst nach Wien und dann nach Australien zu gehen. Dort begründete sie ohne jegliche Hilfe ein Kosmetik-Weltimperium. Ihr Unternehmen umfasste bald 100 Niederlassungen in 14 Ländern mit etwa 30.000 Beschäftigten.“ (Website des Jüdischen Museums). Den Grundstein legte eine Creme ihrer Mutter aus Mandelöl und Kräutern, basierend auf Rinderfett, die ein polnischer Arzt entwickelt hatte. Schon als Kinder war Helena und ihre vielen Geschwister mit dieser Creme gepflegt worden. Rubinsteins zarte, weiße Haut wurde zu ihrer Visitenkarte und schaffte im Vergleich zur der von der Sonne gequälten Haut der Australierinnen eine Nachfrage nach der Creme, die befriedigt werden wollte. Weiß eigentlich jemand, ob der polnische Arzt jemals ein Honorar für seine Rezeptur erhalten hat?

 

Puderdose mit Spiegel, 1930er (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

Puderdose mit Spiegel, 1930er (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris

 

Krakau – Wien – Melbourne – London – Paris – New York – Tel Aviv

Die Ausstellung im Jüdischen Museum zeichnet chronologisch mit zahlreichen Fotografien und Dokumenten das stationenreiche Leben dieser spannenden Persönlichkeit nach. Der Wienbezug ist gegeben: 1932 eröffnete Helena Rubinstein hier einen Salon am Kohlmarkt 8. Die drei Räume des Museums sind an der Grenze zur Überfüllung bestückt. Doch das Ausstellungsdesign ist so elegant und das Thema wunderbar widerspiegelnd, sodass man gern Objekt für Objekt betrachtet. Sehr charmant gelungen ist auch die Andeutung eines Schönheitssalon im letzten Raum und die Vitrinen mit Originalprodukten von damals.

Durch die architektonischen Gegebenheiten des alten Gebäudes sind die Beleuchtungskörper in der Mitte der Räume angebracht, wodurch man leider oft den eigenen Schatten auf das gerade betrachtete Objekt wirft. Die Schau stößt auf reges Interesse, was man bei der Auswahl des Zeitpunkts für den eigene Besuch berücksichtigen könnte. Denn mit Frau Rubinstein verbringt man gern ungehindert Zeit – mindestens eine Stunde kann man ihr schon widmen und wird immer noch neugierig sein, mehr von ihr und über sie zu erfahren.

Fazit: Eine bezaubernde, schön gestaltete Ausstellung, die einem die Persönlichkeit und den Werdegang der Unternehmerin und Kunstliebhaberin Helena Rubinstein auf kurzweilige Art näher bringt.

 

Blick in die Ausstellung "Helena Rubinstein" (c) wulz.cc

Blick in die Ausstellung „Helena Rubinstein“ (c) wulz.cc

Zwei Originalkleider in der Ausstellung "Helena Rubinstein. Die Schönheitserfinderin" im Jüdischen Museum Wien (c) wulz.cc

Zwei Originalkleider in der Ausstellung „Helena Rubinstein. Die Schönheitserfinderin“ im Jüdischen Museum Wien (c) wulz.cc

 

 

Helena Rubinstein. Die Schönheitserfinderin.

 

Jüdisches Museum Wien

Museum Judenplatz 9, 1010 Wien
Tel.: +43 1 535 04 31
E-mail: info@jmw.at
web: www.jmw.at

Öffnungszeiten: So bis Do 10.00 – 18.00 Uhr, Fr 10.00 – 14.00 Uhr (Winterzeit) bzw. 17.00 Uhr (Sommerzeit)
Eintritt: regulär Euro 12,00; die Karte berechtigt aber weiter drei Tage zum Eintritt in das Museum in der Dorotheergasse 11!

Die Ausstellung läuft sei 18. Oktober 2017 und noch bis zum 6. Mai 2018.
Kuratorin:  Iris Meder
Koordination: Danielle Spera und Werner Hanak-Lettner
Ausstellungsdesign: Judith Eiblmayr

(Beitragsbild: Helena Rubinstein in Schiaparelli Kleid (c) Archiv Archives Helena Rubinstein, Paris)

 

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