Detail aus "Kisieland" von Karol RadziszewskiAnlässlich des Konferenzprojekts „Dildo Anus Macht: Queere Abstraktion“ von 22. bis 24.11.2012 zeigt die Akademie der Bildenden Künste ab heute die ambitionierte Ausstellung Rosa Arbeit auf goldener Straße.

Das künstlerisch-wissenschaftliche Projekt wird durch ein Performance Programm im brut und das Kinoprogramm im top Kino vervollständigt. Der geneigte Besucher bekommt umfassende Möglichkeiten geboten, eigene Haltungen nicht nur in Sachen Sexualität und Normen zu überdenken.

Der Name der Ausstellung ist Programm, betrachtet man die raumgreifende, einen Goldhaufen produzierende Installation „Dandy’y Darm“. Das Innere der rosafarbenen Konstruktion ist mit Originalrequisiten und Dokumenten eines Leitfilms der Queerbewegung „Dandy Dust“ (1998) bestückt. Imposant bestimmt Hans Scheirls Arbeit den Hauptraum. Sie wurde extra für die Ausstellung realisiert.

Der Name der Ausstellung ist einer Videoarbeit Rosa von Praunheims aus dem Jahr 1968 entlehnt, die man sich unbedingt gönnen sollte; der Monitor befindet sich gleich im ersten Raum links.

Der Name der Ausstellung lässt mich darüber nachdenken, dass ich den Begriff „queer“ auch oft missbräuchlich und oberflächlich im Sinne von „gay“ verwende, dabei ist es nach der Begriffdefinition von Judith/Jack Halberstam doch ganz anders und viel mehr: „queer refers to nonnormatives logics and organizations of community, sexual identity, embodiment, and activity in space and time.“, eine Definition, die auch dem Konzept der Ausstellung zu Grunde liegt.

Die teilnehmenden Künstler verwenden unterschiedlichste Materialien um die Begrifflichkeiten der queeren Abstraktion zu transportieren: die analogen Fotografien von Kaucyila Brooke lassen die Grenzen zwischen Natur und Gestaltetem verschwinden. Die verschiedenen Stickereien bringen für mich Ironie ins Spiel, das Objekt „bend over your boyfriend“, ein überdimensionaler Butt-Plug aus Beton von Toni Schmale, sogar Humor. Man bedient sich der Malerei – auch auf Karton, also nicht für die Ewigkeit bestimmt, der Bleistiftzeichnung, des Emailierens, produziert Objekte und Videos. Und die Videos sind es auch, die die Schau für mich mind-opening machen, allen voran „Toxic“ von Pauline Boudry/Renate Lorenz im letzten Raum links hinten.

Das Ausstellungskonzept ist vielschichtig und erschließt sich dem nicht eingelesenen oder vorgebildeten Besucher nicht ohne weiteres. Auch deswegen ist eine Führung sicher ein Vergnügen, besonders alles rund um Justine Frank ist ein Nachfragen wert! Ich war jedenfalls für einführende Worte dankbar.

Beim reinen Durchschlendern der Raume von xhibit fällt die Installation „The Impossible Net“ von Julian Göthe am Eingang auf und „Kisieland“, eine wallpaper von Karol Radziszewski im Durchgang. Beim echten Schauen und Sich-Konfrontieren berührt mich das Performance Video „Il Castrato“ von Katarzyna Kozyra (im letzten Raum rechts hinten) besonders stark.
Mein Lieblingsobjekt: „Llorando“ von Nilbar Güres, besonders interessant für alle, die Mulholland Drive von David Lynch gemocht haben.

Wenn man sich eine gute Stunde Zeit nehmen will, dann ist „Rosa Arbeit auf goldener Straße“ überaus sehenswert und weitet den eigenen Horizont mit Sicherheit.

Hans Scheirl geht an "Dandy's Darm" vorbeiScreenshot aus "Toxic", 2012, Pauline Boudry/Renate LorenzAusschnitt aus "The Impossible Net", 2012, Julian Götheo.T., 2012, Stefanie Seibold 

 

 

 

 

KünstlerInnen:
Pauline Boudry/Renate Lorenz, Kaucyila Brooke, Katrina Daschner, Anna Daucikova, Vaginal Davis/Damiana Garcia, Justine Frank, Julian Göthe, Nilbar Güres, Stefan Hayn, Katarzyna Kozyra, Mateusz Lesman, Ulrike Müller, Rosa von Praunheim, Karol Radziszewski, Roee Rosen, Hans Scheirl, Toni Schmale, Stefanie Seibold, Tejal Shah, Viktoria Tremmel, David Zeller
KuratorInnen: Christiane Erharter und Dietmar Schwärzler

Rosa Arbeit auf goldener Straße 
xhibit, Ausstellungsräume der Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3, 1010 Wien
Tel.: 01/588 16 – 1300
E-mail: info@akbild.ac.at
website: www.akbild.ac.at

Ausstellungsdauer: 10.11.2012 bis 3.2.2013
Öffnungszeiten: Di bis So 10.00 – 18.00 Uhr
KuratorInnenführung: 22.11.2012, 18.00 Uhr!
Eintritt frei!

Konferenz  „Dildo Anus Macht: Queere Abstraktion“
Freier Eintritt zur Konferenz nach vorheriger Anmeldung unter queer_registration@akbild.ac.at.
Von 22.11.2012 bis 24.11.2012 in der Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, 1010 Wien, Aula. Programm: Vorträge, Artist Talks, Ausstellungsführung, Performances, Workshops, Filmprogramm und Clubbings

 
 

 
 
 

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