Sigmund Freud Museum neu, Wiedereröffnung

Sigmund Freud Museum neu, Berggasse 19

Nach eineinhalb Jahren Umbauphase öffnete unlängst ein völlig neu renoviertes Sigmund Freud Museum seine Pforten.
Wir haben bei Dr. Freud geklingelt und uns dort umgeschaut …

Alles neu bereits im Foyer

Hier findet man jetzt Ticketkassa, Kaffeehaus und Museumshop. Der Ursprungsort der Psychoanalyse hat sich ganz schön verändert, das wird schnell klar. Die Ausstellungsfläche hat sich verdoppelt und so gibt es auf nun drei Etagen viel zu erkunden.

Das Mezzanin: Wohnung und Ordination

Fast 50 Jahre lang war die Berggasse 19 Lebens- und Arbeitsmittelpunkt Sigmund Freuds. Erstmals werden jetzt alle privaten Räumlichkeiten Freuds für die BesucherInnen zugänglich gemacht. Man findet Aufzeichnungen, Briefe, Fotos, Erstausgaben und einzelne Gegenstände wie zum Beispiel die Arzttasche oder Brille des Vaters der Psychoanalyse. Wir erfahren mehr über die Familiengeschichte und bekommen anhand von selbstgedrehten Filmen Einblicke in Privates.

Was schnell auffällt ist, dass mit Ausnahme des Warteraums kaum Möbel vorhanden sind. Sigmund Freud konnte bei der Emigration nach London sein ganzes Hab und Gut mitnehmen.
Auf eine historische Rekonstruktion der Einrichtung wurde nun bewusst verzichtet. Die Direktorin Monika Pessler erklärt: „Freud hatte die Möglichkeit, seine Besitztümer ins Londoner Exil mitzunehmen, und es ist uns wichtig, diese Leerstellen, die eine Metapher sind für den Verlust von Kultur und Menschlichkeit unter dem Terrorregime des Nationalsozialismus, auch als Leerstellen kenntlich zu machen“. (Die Zeit)

Die unendliche Analyse: Psychoanalytische Schulen nach Freud

In der aktuellen Sonderausstellung dreht sich alles um die Psychoanalyse in der heutigen Zeit.
Fünf psychoanalytische Schulen sowie ihre Vertreter werden mit Hilfe von Filmen, Interviews und Büchern sehr gelungen vorgestellt.

BEHANDLUNGSZIMMER (C) HERTHA HURNAUS/SIGMUND FREUD PRIVATSTIFTUNG

Der Hochparterre. Verborgene Gedanken visueller Natur

Im Hochparterre, wo sich einst Sigmund Freuds erste Praxis befand findet man nun eine Sammlung Konzeptioneller Kunst, die sich mit dem Thema Psychoanalyse auseinander setzt. Mit von der Partie sind Franz West, Heimo Zobernig, Susan Hiller, John Baldessari, Sherrie Levine, Haim Steinbach, Ilya Kabakov oder Pier Paolo Calzolari.

VERBORGENE GEDANKEN VISUELLER NATUR (C) HERTHA HURNAUS/SIGMUND FREUD PRIVATSTIFTUNG

Das Stiegenhaus. Geschichte des Hauses

Im zweiten Stiegenhaus widmet man sich der Geschichte des Hauses. Ende der 1930er Jahre wurden die Wohnungen des Hauses von den Nationalsozialisten als Sommerwohnungen für Deportationen benutzt. Das Stiegenhaus erinnert an die 79 Menschen, die von dort aus deportiert wurden.

Schauraum Berggasse. Robert Longo: Ohne Titel (Hellion), 2011

Auch im Schauraum Berggasse 19 ist alles neu.
Nach Peter Kogler erwartet uns nun die Installation des amerikanischen Künstlers Robert Longo.

AUSSENANSICHT MIT ROBERT LONGO, UNTITLED (HELLION) (C) HERTHA HURNAUS/SIGMUND FREUD PRIVATSTIFTUNG

Belletage. Bibliothek der Psychoanalyse

Last but not least die Beletage.
Sie beherbergt das Sigmund Freud Archiv sowie eine Bibliothek mit über 40.000 Werken.

Fazit: Eines steht ohne Zweifel fest, nämlich dass es in der Berggasse 19 sehr viel zu erkunden und entdecken gibt.
Eine dringende Empfehlung für das wieder eröffnete Museum, nicht nur für alle an der Psychoanalyse Interessierte!

Fenster zum Hof im Sigmund Freud Museum neu, Stiegenhaus, Foto (c) Andrea Pickl -kekinwien.at