heute im Burgtheater...Dass ich wegen eines Raimund ins Theater gegangen bin, ist schon länger nicht mehr vorgekommen.
Zum letzte Mal in der Schulzeit, um genau zu sein.

Der Alpenkönig und der Menschenfeind hat mich damals zwar nicht gelangweilt, war aber weit davon entfernt mich zu beeindrucken oder gar zu begeistern.
Ganz anders dieses Mal!

1828 schrieb Wenzel Müller nach dem erfolgreichen romantisch-komischen Original-Zauberspiel von Ferdinand Raimund ein Singspiel.
Die Hauptfigur ist Herr von Rappelkopf: mit der Welt uneins, fühlt er sich verfolgt, bedroht und betrogen, wohin er sich auch wendet. Völlig dem Menschenhass verfallen zieht er sich mit Familie und Dienerschaft auf ein einsames Landgut zurück, will von der Welt nichts mehr wissen und quält nun hier seine Liebsten und Untergebenen.
Astragalus, der Aplenkönig, mag dem liebesfeindlichen Treiben nicht länger zusehen und beginnt den Rappelkopf eines Bessern zu belehren.

So weit, so unspektakulär, denn von Menschenfeinden ist man heutzutage ja umgeben und zauberhaft ist auch gar nichts mehr.

Wenn aber Krisch die Bühne betritt, ist es reine Magie: im einfach genialen Bühnenbild von Damian Hitz ist er wahrlich der Herrscher über Sturm, Blitz und Theaterdonner. Scheinbar mühelos und behände in Wort und Tat belehrt er uns in Raimundschen Versen als Alpenkönig, amüsiert als armer Glühwurm und beeindruckt als tyrannischer Misanthrop.
Ihm ebenbürtig der echte Rappelkopf Obonya: nie erliegt er der Versuchung zu übertreiben, die dem lauten Verfolgungswahn der Figur innewohnt und zeichnet den Menschenfeind facettenreich und das Publikum erheiternd.
Das Ensemble erntet ebenfalls verdienten Applaus, allen voran die drei Kinder und der Kammerdiener Habakuk alias Johann Adam Oest.

So erfrischend, Tage in einem Schmunzeln nachhallend kann ein Stück aus 1828 sein ohne sich dem Zeitgeist anzubiedern. Kurzweilig, einfallsreich und respektvoll die Inszenierung, witzig und treffend die Musik von Eva Jantschitsch (alias Gustav).

„Schau’n Sie sich das an!“ (Karl Farkas)

das Wiener Burgtheaterreger Andrang im Foyervolles HausVorfreude ist angebracht!

 

 

 

 

 

 

Besetzung und Stab:

Astragalus, der Alpenkönig/Christian Glühwurm – Johannes Krisch
Herr von Rappelkopf, ein reicher Gutsbesitzer – Cornelius Obonya
Sophie, seine Frau/Wallburgas Geist/Marthe, sein Weib – Regina Fritsch
Malchen, seine Tochter aus dritter Ehe/Salchen/Victorinens Geist – Liliane Amuat
August Dorn, ein junger Maler – Peter Miklusz
Herr von Silberkern, Sophies Bruder -König Dietmar
Lischen, Malchens Kammermädchen/Emerentias Geist – Stefanie Dvorak
Habakuk, Bedienter bei Rappelkopf/Christian Glühwurms Großmutter – Johann Adam Oest

Regie: Michael Schachermaier
Kostüme: Su Bühler
Musik: Licht: Friedrich Rom
Dramaturgie: Florian Hirsch

Der Alpenkönig und der Menschenfeind
Ferdinand Raimund
ein Singspiel in zwei Aufzügen

Burgtheater
Universitätsring 2, 1010 Wien
web: www.burgtheater.at

Vorstellungen jeweils von 19.30 – ca. 22.15 Uhr: am 15., 20.,  und 21.10.2012 und 1., 4., 24. und 25.11.2012.
Sitzplatzkarten ab 5,00 Euro im Intenet, an den Vorverkaufsstellen und unter 01 / 514 44-7810 auch telefonisch für Besitzer einer Kreditkarte.

Die erste Reihe Balkon ermöglicht übrigens eine hervorragende Übersicht, allerdings wird es dort oben ganz schön heiß…

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