Bei sengender Hitze kriechen club und ich über den glühenden Wiener Asphalt. Mehr zufällig landen wir im Augarten. Die pure Neugier treibt uns dazu, wieder einmal im TBA21 vorbeizuschauen. Und dann das!
Ernesto Neto und die Huni Kuin: welch großartige Ausstellung!
Zuallererst heißt es vor Ort Schuhe ausziehen und Taschen abgeben. Wir treten ein. Es ist, als ob man in eine völlig neue Welt eintaucht. Riesige hellblaue Polyamidgebilde, die von der Decke schweben. Es riecht nach Kräutern.
Worum geht’s hier eigentlich?
Gemeinsam mit amazonischen Künstlerinnen, Pflanzenheilerinnen und Schamanen der 37 Huni Kuin Gemeinschaften schafft Ernesto Neto mit der Ausstellung „Aru Kuxipa“ im TBA 21 einen Ort der Transformation, Heilung und Begegnung.
Wer sind die Huni Kuin?
Bekannt auch unter „Kaxinawa“ (Fledermausmenschen) handelt es sich bei den Huni Kuin um ein indigenes Volk, das in Brasilien im Amazonasgebiet lebt. Es umfasst ca. 7900 Menschen, die in umfangreichen Familiengruppen leben, in deren Zentrum der Paje (Schamane) steht. Durch Zwangsarbeit und schweren Genozid wurde eine große Zahl der Ethnie ausgelöscht.
Vom Ort der Aktivierung bis zum Ort der Entspannung
Die Ausstellung umfasst vier Räume und damit vier Themengebiete.
Ort der Aktivierung
„Wir treffen uns heute hier, morgen anderswo. In der Zwischenzeit ist Gott eine Göttin.“
„Die Besucher sind eingeladen in eine Art Versuchsgelände für kognitive, körperliche und kognitive Erfahrungen einzutreten.“ (Flyer TBA 21)
Riesige hellblaue Polyamidvolumina, gefüllt mit Reis und Styropor, die von der Decke hängen, scheinbar schweben. Ein weicher, blauer Boden. Der Raum duftet nach Lavendel, Basilikum, Oregano und Kamille.
„Die Antithetischen Dualitätsprinzipien – hier und anderswo, heute und morgen, das Männliche und Weibliche, das menschliche und das Göttliche sind aufgehoben und überwunden.“ (Flyer)
NixiForestKupiXawa
Der 2. Raum bildet das Zentrum der Ausstellung. Er ist Ort des Rituals, der Heilung, des Feierns und der Entspannung. Ein riesiges, geknüpftes Zelt umspannt den gesamten Raum. In der Mitte schwebt ein geknüpfter. gelber Leuchter. Er soll eine räumliche und energetische Beziehung zwischen Decke und Boden, Himmel und Erde bilden. Es riecht nach Nelke und Kurkuma. Strohmatten am Boden, darüber Bänke und Polster. Sie laden ein sich einfach niederzulassen.
Ort der Vertiefung des Wissens
Der Raum ist voll mit Hängematten – hier heißt es entspannen und in Büchern schmöckern und sein Wissen zu vertiefen. Im Zentrum das „Buch des Heilens“, das Beschreibungen (vergleichbar unseren Monographien) der Pflanzen beinhaltet, die bei den Huni Kuins zu Therapiezwecken angewendet werden.
Ort der Geschichten
Den Abschluss bildet ein Raum, in dem sechs Filme gezeigt werden, die die Weltsicht der Huni Kuin erläutern.
Es ist eine wirklich großartige Ausstellung, eine wunderbare Welt, in die man hier im TBA21 eintauchen kann. Man könnte ewig verweilen.
Eine Oase inmitten von Wien.
Ernesto Neto und die Huni Kuin
Aru Kuxipa. Sacred Secret
TBA21 – Augarten
Scherzergasse 1A, 1020 Wien
Tel.: 43 1 513 98 56 24
email: augarten@tba21.org
homepage: www.tba21.org
Die Schau läuft seit 25. Juni und noch bis zum 25. Oktober 2015!
Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 12.00 -17.00 Uhr, Freitag bis Sonntag: 12.00 – 19.00 Uhr
Eintritt frei!