Wenn ich einen gefunden habe, der mir schreibt, bleibe ich ihm treu. Eine ganze Weile.
Es ist wie mit einem charmanten, eloquenten Menschen, einer facettenreichen Persönlichkeit: neugierig will man weiter in sie oder ihn vordringen und ist geneigt sich zu verlieben.
Ich lese also gern möglichst alle Bücher eines Autors, wenn mich das erste verzaubern konnte.
In Markus Werner, Tom Robbins und Walter Serner habe ich mich auf den ersten Satz verknallt. Mit Max Frisch und John Steinbeck war es sehr schnell sehr ernst und bei Sándor Márai bittersüß.
Nur Martin Suter: Vernunftehe, von Anfang an.
‚Suters‘ bekomme ich immer geschenkt.
Gottseidank war das erste Buch ‚Der Koch‘.
Eine arrangierte Ehe kann ja so oder so ausgehen: in meinem Fall war zumindest ‚mal die kulinarische Ebene der Beziehung gesichert. Und wie! Dass Kochen und Essen zusammengehören wie Liebe und Sex ist nicht nur Martin Suter klar.
Ja, kochen kann er, Sätze kreieren, Bilder schaffen und eine Geschichte erzählen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Dann kam ‚Allmen und die Libellen‘ ins Haus, natürlich auch ohne mein Zutun.
Allmen, ein charmanter Bonvivant, ein genialer Hochstapler, ein liebenswürdiger Charmeur begleitete mich durch einen Krimi.
Kurzweil und Verführungskünste sind keine schlechten Zutaten für eine gute Beziehung.
Erstmals das Gefühl der Leere als das Buch zu Ende war. Nicht ganz so wie bei einer Scheidung, aber fast.
Dann eine Weile Funkstille zwischen Suter und mir.
Unlängst steht er mit ‚Der Teufel von Mailand‘ da.
Ich war zunächst ein wenig reserviert: Assoziationen an Kurzgeschichten in Frauenmagazinen steigen bei den ersten Seiten hoch, doch dann: Suspense pur. Suter spannt mich auf die Folter, umhüllt mich mit seiner schönen Sprache, ich verfalle ihm.
Aus der Vernunftehe wird wilde Leidenschaft: jede freie Minute schenke ich seinem Buch, es ist morgens mein erster Gedanke und abends fällt es mir aus der Hand, wenn ich einschlafe.
Und jetzt ist es zu Ende, 300 atemlose Seiten.
Ich muss weg.
In die Buchhandlung.
Martin Suter
Der Koch
2010, 309 Seiten, gebundene Ausgabe, Diogenes Verlag AG Zürich
ISBN 978 3 257 06739 2
Allmen und die Libellen
2011, 195 Seiten, gebundene Ausgabe, Diogenes Verlag AG Zürich
ISBN 978 3 257 06777 4
auch als Hörbuch verfügbar
Der Teufel von Mailand
2006, 297 Seiten, Taschenbuch, Diogenes Verlag AG Zürich
ISBN 978 3 257 23653 8
Die Taschenbücher gibt es im wohlsortieren Buchhandel ab Euro 9,90, die gebundenen Ausgaben kosten etwas das Doppelte.
Die aktuelle Neuerscheinung Die Zeit, die Zeit, ebenfalls im Diogenes Verlag wird gerade in allen Medien rauf-und runterbesprochen.
Und das Drehbuch zu Nachtlärm (ab 7.9.2012 in den Kinos) stammt auch aus Suters Feder.