Unzählige Male bin ich am Gschwandner schon vorbeigefahren oder achtlos vorübergehastet. Nie hätte ich vermutet, was sich alles hinter der niedrigen Fassade eines historischen Familienheurigens verbirgt:
ein riesiger Festsaal, verschiedene Veranstaltungshallen und Räume und ein Innenhof mit wildem Garten, wo man die Sperrstunde nicht so sklavisch genau nimmt, wenn alle leise genug sind.
Und ab heute ist wieder ausgsteckt bis zum 19.8.2012 und die Ottakringer Filmnächte finden statt!
Fragt man die Hernalser meines Alters, können sie wenig zum damals bis über die Grenzen der Wiener Vorstadt hinaus legendären Gschwandner sagen, aber die Generation davor sehr wohl:
die Familie Gschwandner betrieb hier über 120 Jahre lang zunächst einen Heurigen, dann eine Vergnügungsstätte gewaltigen Ausmaßes, die vom Who is Who der damaligen Künstlerriege bespielt wurde.
Bis zur Schließung 1960 konnten Bürgen und Adelige, Menschen jeden Standes und jeder Herkunft gemeinsam im ‚Grand Etablissement Gschwandner‘ u.a. die ‚Fiakermili‘, Pirron und Knapp, Heinz Conrads und Fritz Muliar bestaunen.
Es gab Wäschermädelbälle, Gartenschauen und Damenboxkämpfe und das Fernsehen war noch nicht erfunden.
Tri und mir blieb schon ein bisschen die Spucke weg, als wir das Gebäude betraten. Rechts eröffnet sich ein hoher Saal mit erstaunlich viel Tageslicht, schlanke Säulen streben scheinbar unendlich in die Höhe und man wünscht sich, die Mauern könnten sprechen.
Links sind die regionalen Schmankerl von Pabst-Power-Kitchen aufgebaut, geradeaus warten diesmal die Weine von Jedlersdorfer Winzern, rechts kann man ein frisch gezapftes Ottakringer genießen.
Bewaffnet mit gefülltem Tablett und immer noch einer gehörigen Portion Neugier lassen wir die gedeckten Tische im nächsten Saal für das Regenwetter unbeachtet und betreten den Garten: dort wird auf teils historischen Instrumenten wohltuend musiziert und es sind alle da, die Ottakringer und die Hernalser, Wien wie es leibt und lebt.
Dass es Renovierungsbedarf gibt, sieht man schon auch und so ist die Bespielung des Gschwandner mit Kulinarischem, Volxkino, Vintage Salon Vienna und Vienna Design Week zunächst bis zum Oktober 2012 begrenzt. Dann wird adaptiert und ab Frühling 2014 wird das Gschwandner wie Phönix aus der Asche wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt, nämlich die Menschen aller Provenienz mit Kunst und Kultur zu erfreuen.
Ich hoffe inständig, dass der unvergleichliche Charme dieses Ortes bei der Renovierung erhalten bleibt und freue mich jetzt schon auf alles, was da noch kommen wird!
Mehr Wien geht nicht.
Das Gschwandner
Geblergasse 36 und 38-40, 1170 Wien
E-mail: office@gschwandner.at
website: www.gschwandner.at
Programm:
15. bis 19.8.2012 ‚ausgsteckt is‘!
Zu Gast sind Winzer aus Retz mit musikalischen Rahmenprogramm jeweils ab 16.00 Uhr.
16.8.: Glasscherben
17.8.: Rudolf Koscherlu & Tommy Hojsa
18.8.: Rudolf Koscherlu & Herbert Bäuml
Für Kinder von 5 bis 12 Jahren bietet Birgit Oswald Theaterspielen an: b.oswald1@gmx.at
Ottakringer Filmtage in der Säulenhalle:
16.8.2012: Komm, süßer Tod
17.8.2012: Siletium
18.8.2012: Der Knochenmann
14. und 15.9.2012: Vintage Salon Vienna
27.9.2012: Eröffnungsfest der Vienna Design Week
28.9. bis 7.10.2012 Vienna Design Week
Im Gschwandner herrscht Rauchverbot, im idyllischen Gastgarten nicht; Anmietung möglich.
