Brandl, Ausstellungsansicht, Bild (c) Markus Wörgötter

Er geht in die Verlängerung: Herbert Brandl

Die Ende Jänner 2020 im Belvedere 21 eröffnete Werkschau von Herbert Brandl wurde bis zum 26. Oktober 2020 verlängert. Pandemiebedingt wochenlang geschlossen, kann sie seit gestern wieder täglich erlebt werden.
Wir waren beim Pressetermin …

Einsicht in die Ausstellung inklusive Aussicht auf den Skulpturengarten, Belvedere 21, Bild (c) kekinwien.at

Einsicht in die Ausstellung inklusive Aussicht auf den Skulpturengarten, Belvedere 21, Bild (c) kekinwien.at

 

Die Malerei war nie tot

Ich kann mich noch an mein erstens bewusstes Erlebnis mit Brandl erinnern, also nicht mit ihm persönlich, sondern mit einem seiner Berge auf Leinwand. Es war im Essl Museum in Klosterneuburg, das es leider nicht mehr gibt. Ich betrat den Ausstellungsraum und da war er, dieser Felsen mit so enormer Sogwirkung, dass ich sofort schnurstracks auf das Gemälde zugehen musste. Dann blieb ich stehen wie angewurzelt, lang. Meine Begleitung fand das etwas befremdlich, denn der Rest der Schau – ich weiß auch gar nicht mehr, welche es war – interessiert mich nicht mehr so rasend.

 

Stella Rollig, Herbert Brandl, Rolf H. Johannsen (v.l.n.r.), Pressetermin zur Ausstellung im Belvedere 21, Wien, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Stella Rollig, Herbert Brandl, Rolf H. Johannsen (v.l.n.r.), Pressetermin zur Ausstellung im Belvedere 21, Wien, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

Déjà-vu

Auch die aktuelle Ausstellung HERBERT BRANDL. EXPOSED TO PAINTING im Belvedere 21 bietet diese Dimension des Erlebens mit den prächtigen, mächtigen Bergen. Ich war dankbar für die Möglichkeit beim Pressetermin in Ruhe mit nur wenigen anwesenden Menschen im 1. Stock die Bilder betrachten zu dürfen. Die Hängung ist großzügig und ermöglicht das Genießen der Arbeiten sowohl aus nächster Nähe, als auch teilweise mit großem Abstand von der gegenüberliegende Seite des Lichtdurchbruchs ins Erdgeschoss. Und so stand ich nun wieder vor einem prächtigen Bergmassiv und fast hörte ich den Wind um den Gipfel pfeifen.

 

"Bergemaler" nennen manche Herbert Brandl, Bild (c) kekinwien.at

„Bergemaler“ nennen manche Herbert Brandl, Bild (c) kekinwien.at

 

Menschenleer und mächtig

Man will die letzten zwei Jahrzehnte in Herbert Brandls Werk abbilden und kombiniert die Gemälde mit eigens für diese Schau geschaffenen großformatigen Arbeiten. Neben den Bergbildern finden sich Blumenwiesen, Flussläufe-und Landschaften oder die Abstraktion derselben. Der eine sieht ein Rinnsal, der andere einen reißenden Gebirgsbach, der dritte abstarktes Schwarz-Grau-Weiß. Dass jemand nichts sieht bzw. unberührt bleiben kann, kann ich mir nicht vorstellen. Menschen sucht man gar nicht erst in Brandls Bildern. Was hätten sie auch in der majestätischen, schützenswerten Natur verloren, mit der sie nicht umzugehen wissen.

 

Herbert Brandl, Werkschau, Belvedere 21, Wien, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Herbert Brandl, Werkschau, Belvedere 21, Wien, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

Malerei trifft Literatur und Skulptur

Herbert Brandl schaffte es erneut, mich in den Bann seiner Kunst zu ziehen. Die Kombination der Gemälde mit Texten von Christoph Ransmayr empfand ich als erfreuliches Novum. Doch regelrecht sensationell für mich waren die kraftvollen, expressiven Skulpturen. Ich hatte deren Genese schon auf Brandls instagram account verfolgt, aber sie in natura zu sehen, war schlicht umwerfend. Diese gefährlich und schlau wirkenden Wesen sind in ihrer Rohheit faszinierend und wirken so lebendig, dass man fast verwundert ist, dass sie nicht davonspazieren. Besonders die zwei katzenarzigen Bronzen, die wie charmante Wächterinnen vor einem Ransmayr Text sitzen, haben mich begeistert (siehe Bild weiter unten bitte).

 

Ausstellungsansicht, Herbert Brandl, Bild (c) kekinwien.at

Ausstellungsansicht, Herbert Brandl, Bild (c) kekinwien.at

Bronze, Detail, Herbert Brandl, Bild (c) kekinwien.at

Bronze, Detail, Herbert Brandl, Bild (c) kekinwien.at

 

Herbert Brandl

„Die Ausstellung im Belvedere 21 präsentiert Brandls malerisches Œuvre mit dem Schwerpunkt auf Arbeiten der vergangenen beiden Jahrzehnte bis hin zu Werken, die der Künstler eigens für die Ausstellung geschaffen hat. Eine monumentale neue Arbeit trägt den ironisch-pointierten Titel Apokalypse zur schönen Aussicht. Flankiert wird das Triptychon von unheilverheißenden ’nachapokalyptischen‘ Bronze-Kreaturen. Exposed to Painting zeigt, dass sich in Brandls Behandlung des Sujets ‚Natur‘ Bezüge zur Malerei der Romantik festmachen lassen. Der Künstler zeigt in seinen Landschaftsbildern eine unbändige, wilde, zugleich überwältigende Natur im Sinne der ästhetischen Kategorie des Erhabenen. Brandl denkt Natur in ihrer ursprünglichen Form, das heißt im Sinne von organisch und anorganisch Selbstgewachsenem, das ohne jeglichen Eingriff durch den Menschen entsteht und besteht.“ (aus dem Pressetext)

Fazit: Danke für diese Ausstellung!
HERBERT BRANDL. EXPOSED TO PAINTING bietet einen soliden Einblick in die Arbeiten des Künstlers der letzten zwei Jahrzehnte bis heute, für die man sich mindestens eine Stunde Zeit nehmen sollte.
Die Blumenbilder hätte es für mich zwar nicht gebraucht, doch die Skulpturen haben mich ganz und gar begeistert.
„Schau’n Sie sich das an!“ (Karl Farkas)

 

Skulpturen vor Ransmayr, Bild (c) kekinwien.at

Skulpturen vor Ransmayr, Bild (c) kekinwien.at

Einblick in die Ausstellung HERBERT BRANDL. Exposed to Painting, Berlvedere 21, Wien, Bild (c) kekinwien.at

Einblick in die Ausstellung HERBERT BRANDL. Exposed to Painting, Berlvedere 21, Wien, Bild (c) kekinwien.at

Niedlich und wild zugleich: Bronzen von Herbert Brandl vor dem dreiteiligen Werk "Apokalypse zur schönen Aussicht, 2020, Acryl auf Leinwand, 390 x 180 cm im Belvedere 21, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Niedlich und wild zugleich: Bronzen von Herbert Brandl vor dem dreiteiligen Werk „Apokalypse zur schönen Aussicht, 2020, Acryl auf Leinwand, 390 x 180 cm im Belvedere 21, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

 

 

HERBERT BRANDL. EXPOSED TO PAINTING
DIE LETZTEN ZWANZIG JAHRE

31. Jänner 2020 bis Shutdown und vom 1. Juni bis zum

Belvedere 21
Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Tel.: +43 1 795 57-0
E-mail: info@belvedere.at
web: www.belvedere.at

Öffnungszeiten: täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
Eintrittspreis: regulär Euro 9,00
Pandemieregeln: https://www.belvedere.at/besuchsregeln

Katalog um Euro 29,00: ISBN 978-3-903114-98-2
Kurator: Rolf H. Johannsen

Herbert Brandl wurde 1959 in Graz geboren. Er lebt und arbeitet in Wien und Schwanberg/Steiermark.
Keker Tipp: Weitere Einzelausstellungen von Herbert Brandl im heurigen Jahr:

(Beitragsbild: Ausstellungsansicht, Herbert Brandl, Belverdere 21, Wien, alle Werke: Herbert Brandl, Bild (c) Markus Wörgötter)

 

Belvedere21, Eingang, Bild (c) kekinwien.at

Belvedere21, Eingang, Bild (c) kekinwien.at

Ausstellungsansicht, Brandl im Belvedere 21, oberes Stockwerk, Bild (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Ausstellungsansicht, Brandl im Belvedere 21, oberes Stockwerk, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

 

 

 

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