Was passiert, wenn zum Beispiel Etta James und Ry Cooder zusammentreffen?
Ein Pantscherl?
Ein Glücksfall!
Vienna Blues Affair haben am 16.6.2012 in der Kulisse aufgespielt, tatkräftig unterstützt von The Urga Horns: Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon mit Trompete sorgten für Bigbandsound. Der Percussionist Willi Platzer tat das Seinige zum Gelingen des Abends.
Zwei Zugaben, drei Stunden richtig gute Musik.
Lässig war’s.
Vermutlich bin ich in der Zwischenzeit einfach alt geworden und deswegen ist es jetzt so:
ich hasse Festivals und Großkonzerte.
Ich mag nicht von Bühne zu Bühne hecheln in der latenten Panik etwas zu versäumen. Ich will nicht im Morast versinken oder in der Gluthitze umfallen. Ich will gute Akustik, inspirierte Soli und keine glatten Studiosounds. Ich mag die Musiker zum Greifen nahe und keine Superstarminiaturen auf Monsterbühnen.
Ich mag kleine Clubs, Keller, Säle für Hundertschaften, musikalische Theater – und Kabarettbühnen einfach bedeutend lieber.
Als die Musiker von Vienna Blues Affair auf die Bühne kommen, gibt’s gleich viel Applaus: Familie und Freunde sind gekommen, ebenso wie viele Fans, auch der ersten Stunde, damals 2008.
Zum Aufwärmen ein paar Blues Nummer, es passt nicht gleich alles mit der Technik, aber schon bald hört man, dass hier echte Könner am Werk sind; Boggie darf sein und Funk auch.
Reini Ruiss ist leidenschaftlicher Sänger und ein virtuoser Pianist, der die Kraft der Pause und des Pianissimo kennt, und mir am besten gefallen hat, wenn es jazziger werden durfte.
Die zweite Stimme der Band (Andi Bauer) lässt manchmal Cocker hervorblinzeln, manchmal Waits ohne sich dabei zu selbst zu verlieren. Besonders beeindruckend, wenn sie in der Zugabe dann nahtlos mit Mundharmonika-Soli abwechselt, davor Doppelconferencen mit Ruiss und Gitarre.
Apropos Gitarre: amüsant wie Erich Pochendorfer auf der Ukulele The Doors interpretiert, zwei der besten Nummern des Abends stammten aus seiner Feder.
Getragen und gehalten vom Bass von Hari Ruiss und Bandinitiator Werner Mairinger an den Drums: mitreißende Dialoge mit den Congas von Platzer gab es auch zu genießen.
Den Musikern hat das Konzert merkbar Spass gemacht, mir das zweite Set nach der Pause besonders großen, im Saal hatte es 30 Grad Celsius, auf der Bühne vermutlich doppelt so viel: aber lässig war’s!
VBA LIVE, Vienna Blues Affair Live
Mitschnitte von Livekonzerten in Wiener Clubs und Szenelokalen aus den Jahren 2009 und 2010 gibt’s auf CD.
Kontakt und Booking: www.viennabluesaffair.at
Nächste Auftritte:
Fr 14. 9.2012 Bamkraxler, 1190 Wien, Kahlenbergerstraße 12, Tel.: 01 / 31 888 00
Sa 17.11.2012 Louis Braille Stubn, 1240 Wien, Hägelingasse 4-6, Tel.: 01 / 981 89 – 166
Tracklist des Albums VBA LIVE:
1. It’s A Blues Thing (vgl. Luther Allison)
2. Get Rhythm (vgl. Jonny Cash)
3. I Found A Woman (Text und Musik von Andi Bauer)
4. Nobody Knows You When You’re Down And Out (von Jimmy Cox 1923, oft interpretiert von Eric Clapton)
5. I’m Bad
6. She’s Gone (Text und Musik von Andi Bauer)
7. Room To Move
8. Sweet Home Chicago (vgl. The Blues Brothers, ursprünglich aus den 1930er Jahren)
9. Catfish
10. Love Me Two Times (vgl. The Doors)
11. Ain’t Nobody’s Business (vgl. Blues Standard aus den 1920er Jahren von Porter Grainger)
12. Crossroads (vgl. John Mayer and Eric Clapton)
13. Going To New York
14. Hoochie Coochie Man (Bluesstandard von Willie Dixon, erstmals 1954 von Muddy Waters aufgenommen)