Kunst. Weißer Baum im Weißen Tempel. Ugo Rondinone im Theseustempel.

Ich habe ganz frühkindliche Erinnerungen an den Theseustempel: freudiges Spielen auf den Sockelstufen des damals noch erwartungsgerecht desolaten Tempels und Bewunderung des nackten Bronzejünglings davor, das alles in schönstem Frühlingssonnenschein und gerahmt vom Volksgarten.
In Anbetracht dieser durchwegs erfreulichen Erinnerungen hat es mich natürlich besonders glücklich gemacht, dass der neu renovierte und in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzte Theseustempel jetzt wieder bespielt wird.

Das KHM hat sich entschlossen den spätklassizistischen Peripteros in der ihm von den Erbauern zugedachten Funktion zu verwenden, als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst nämlich.
Im 19. Jahrhundert war es eben die brandneue Skulpturengruppe Theseus besiegt den Kentauren von Antonio Canova, die jetzt am Treppenabsatz im Hauptgebäude des KHM zu sehen ist, heute ist es eine von Jasper Sharp kuratierte Ausstellungsreihe.

Den Auftakt der Serie macht die Präsentation eines Objekts des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone namens wisdom? peace? blank? all of this?.
Zentral im lichtdurchfluteten Innenraum des Tempels steht der knorrige Abguss eines uralten Olivenbaumes. Weißlackiert steht der Aluminiumbaum auf dem rohen Holzboden und macht mittels räumlicher und ideeller Harmonie alle Erklärungsversuche zu Zusatzübungen.

Man nehme unbedingt das dort aufliegende Faltblatt mit, das neben Texten zum Kunstwerk und zur Architektur auch einige Worte des Kurators der Antikensammlung des KHM beinhaltet und nebenbei als sehr adrettes Poster fungiert.