Eduard Pomeranz, portraitiert von Elfi SemotanEduard Pomeranz, portraitiert von Elfi SemotanDa ist Danielle Spera ein großer Coup gelungen.
Mit der Pomeranz Collection von Jana und Eduard Pomeranz werden der Öffentlichkeit spannende Einblicke in eine hochkarätige private Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst von 1960 bis heute ermöglicht.

Und in diesem Fall ist auch der Sammler, ein Prototyp des jüdischen Migranten und erst seit 2007 (!) diesbezüglich umtriebig, selbst spannend – im Gegensatz zu so manch anderem privaten Sammler.
Die Art und Weise des Auswahlverfahrens scheint ebenfalls bemerkenswert, der Kurator Ami Barak ist ein Glücksgriff für Aufbau und Betreuung einer Sammlung und mit dem Jüdischen Museum Wien wurde ein „ebenso paradoxer wie richtiger Ort“ (Ami Barak) für die erste Ausstellung gewählt.
Schaun‘ Sie sich das an! (Karl Farkas)

Ich gestehe, es ist mir eine helle Freude Danielle Speras Stimme wiedereinmal zu hören, noch dazu wenn sie freudig und mitreißend Eduard Pomeranz und seinen Kurator Ami Barak vorstellt. Sie erinnert in ihren einführenden Worten daran, dass die Beschäftigung mit der Jüdischen Gegenwart und damit auch mit ihrer Gemeinde in Wien ein Grundinteresse des Museums unter ihrer Leitung ist. Ein schöner Anschluss an die Tradition Jüdischer Sammler nach Max Berger, sehr angenehm auch die kurzweilige und eloquente Führung durch die Schau mit dem Sammler selbst. Und eine Labsal, wie durchdacht und sorgsam kuratiert die Werke der über 60 Künstler präsentiert werden.

Pomeranz wurde ja im Standard Interview unlängst eher als pragmatischer, gewinnorientierter Zahlenmensch dargestellt. Ich darf ihn als leidenschaftlichen Kunstliebhaber erleben, der seine Werke ebenso klug wie emotional auswählt. Ein Widerspruch?
Klug, weil er persönlich ein Computerprogramm entwickelte, das den Kunstbetrieb scannt und so die Auswahl kunstgeschichtlich relevanter Werke mit Aussicht auf dauerhafte Gültigkeit erleichtert. Emotional, weil er kauft, wenn ihn etwas berührt und er mit einigen der ausgestellten Werke zu Hause zusammen mit seiner Familie auch lebt.
Kein Widerspruch: „Wir Menschen bestehen ja aus verschiedenen Teilen.“, sagt Pomeranz, und „Für mich gibt es keine ausschließlichen Wahrheiten!“

Das Motto der Ausstellung wurde von Pomeranz gewählt. FREMDE ÜBERALL ist eine Arbeit der Künstlergruppe Claires Fontaine; Pomeanz dazu:“ Wir sind immer auf Reisen. Egal, wo man ist, man fühlt sich nirgends zu Hause. Das Judentum ist die einzige Grundlage, die bleibt – im Dasein als Fremde überall.“

Eine amüsante Schau für eine gute halbe Stunde, die einen schnellen, effektiven Überblick über die zeitgenössische Avantgarde gibt, mit einem Schwerpunkt in CEE.
Oder aber ein tiefergehendes Erlebnis für Herz und Hirn, wenn man sich ein paar Stunden Zeit nehmen will und kann.

FREMDE ÜBERALL: der Katalog"Whatever You Play, It Sounds Like the 1940s" von Deimantas Narkevicius, 2009Ausstellungsfolder von FREMDE ÜBERALLkek bei der Arbeit zu FREMDE ÜBERALL

 

 

 

 

 

FREMDE ÜBERALL

Jüdisches Museum Wien
Dorotheergasse 11, 1010 Wien
Tel.: 01 / 535 04 31
E-mail: info@jmw.at
website: www.jmw.at

Öffnungszeiten: So bis Fr 10.00 – 18.00 Uhr
Ticket: regulär 10,00 Euro, Eintritt damit auch ins Jüdische Museum am Judenplatz 8, 1010 Wien, bis zwei Tage nach Ausstellungsdatum möglich!
Die Ausstellung läuft noch bis zum 7. Oktober 2012.

Im Rahmen des Begleitprogramms findet am Mittwoch, den 30.5.2012 um 18.30 Uhr der Vortrag „Gustav Klimt: Jüdische Sammler und Mäzene“ in der Dorothergasse statt.
Jeden ersten Sonntag im Monat bietet das Jüdische Museum um 15.00 Uhr eine kostenlose Führung durch die Dauerausstellung an.
Sehr umfangreiches Vermittlungsprogramm für Schüler: kids.school@jmw.at!

 

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