Der MAK Schausammlung Teppiche war früher mein absoluter Lieblingsraum in diesem Museum, vielleicht sogar in ganz Wien.
Unter der Direktion von Christoph Thun-Hohenstein geht die Neugestaltung der permanenten Schausammlungen nach Wien um 1900 und der Schausammlung Asien munter weiter.
Von mir aus hätte der Teppichsaal allerdings auch erst zum Schluss an die Reihe kommen können.
Früher, wer sich noch erinnert, hatte der Raum gleich rechts von der Säulenhalle einen fast sakralen Charakter:
Stille und Dunkelheit umhüllten den Besucher und die Objekte.
Die Augen brauchten lange um sich an die aus konservatorischen Gründen nötige Dunkelheit zu gewöhnen. Die einzelnen Teppiche waren schwach beleuchtet, jeder auf seinem Altar quasi. Ich kam, um zu atmen und die Objekte anzubeten, oft.
Jetzt sind die Wände hell, weich geschwungen und die Teppiche schweben durch die Luft wie in 1001er Nacht.
Man adaptiert schneller und je mehr Menschen im Raum sind, desto heller wird es. Die Oberlichte zum Lesesaal wurde geschlossen, denn Licht vertragen die Teppiche immer noch nur in der richtigen Dosis.
Der Wiener Designer Michael Embacher ließ millimetergenau angepasste Stahlplatten anfertigen und diese mit Stahlseilen im Raum verzurren.
Trotz der leicht anmutenden Konstruktion, die über 300 Varianten der Gestaltung des Raumes erlaubt, muss ich an eine Kletterhalle denken.
Aber ich verstehe, dass man eine der wertvollsten Sammlung der Welt „unter optimalen Bedingungen in ungewöhnlicher Weise“ (Thun-Hohenstein) zeigen will.
Die Präsentation ist aufwendig, möglichst kein Schatten des einen Teppichs soll auf einen anderen fallen, „Schimmer und Textur der Oberflächen, die Plastizität der Objekte“ sollen laut Embacher gezeigt werden. Dreißig Schätze werden ausgestellt, gleich viel wie früher, aber größere, alle zwei bis drei Jahre soll gewechselt werden.
Die Chance, einen Blick auf die Rückseiten zu werfen, die die ursprüngliche Farbigkeit und die Knoten offenbaren, hat man leider wieder nicht.
Die Teppiche sind näher an den Betrachter gerückt, was Freude macht.
Die Fußbodenheizung wurde zur Kühlung, die Zuluft kommt aus dem Keller und nicht mehr aus der im Sommer stickigen Säulenhalle, was schlau ist.
Im Zentrum des Raumes lädt eine hübsche Insel in dunkelrotem Samt zum Verweilen ein. Rund dreißig Objekte ergänzen die Teppiche und dass man jetzt sitzen darf, ist wunderbar.
Über allem wacht ein Engel, eine Auftragsarbeit in Textil der Avantgardekünstlerin Füsun Onur, die mir in der großen Istanbul Schau damals im MAK positiv aufgefallen ist. Diese Arbeit ist mir zu naiv. Die Idee, die antiken Schätze mit Schwerpunkt bei persischen und mamlukischen Teppichen des 16. und 17. Jahrhunderts mit der Moderne zu verknüpfen, ist aber gut.
„Ich habe die Hoffnung, dass Teppiche wieder wirklich cool werden.“, sagte der Direktor auf der Presseführung.
Könnte passieren.
MAK-Schausammlung Teppiche
MAK
Stubenring 5, 1010 Wien
24-Stunden Infoline: 01 / 712 80 00
E-Mail: office@MAK.at
web: www.MAK.at
Ausstellungsdauer: permanent, seit 8. April 2014
Öffnungszeiten: Di 10:00–22:00 Uhr, Mi bis So 10:00–18:00 Uhr
Eintrittspreise:
€ 7,90 / ermäßigt € 5,50 / Familienkarte € 11 /
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr: Eintritt frei für alle !
Vermittlungsprogramm:
Führungen: jeden Sa 17:00 Uhr
ExpertInnenführungen mit Barbara Karl: Do 17.4.2014 um 17:00 Uhr und Do 8.5.2014 um 17:00 Uhr
Di 16.9.2014: Vorträge im Rahmen der International Conference on Oriental Carpets (Details folgen auf MAK.at)
Sonderführungen nach Voranmeldung: 01 / 711 36-298 oder unter education@MAK.at
MAK/GUIDE Teppiche:
188 Seiten mit rund 100 Farbabbildungen, MAK Wien / Prestel Verlag, München–London–New York, 2014, erhältlich im MAK Design Shop um € 9,90.
Raumkonzept: Michael Embacher
Kuratorin: Barbara Karl, Kustodin MAK-Sammlung Textilien und Teppiche
Künstlerische Intervention: Füsun Onur, kuratiert von Bärbel Vischer, Kustodin der MAK-Sammlung Gegenwartskunst
Save the Date: 12. Mai 2014 !
Zum 150-Jahr-Jubiläum des MAK wird die Studiensammlung komplett neu interpretiert – und es gibt ein Helmut Lang Archiv …