Es gibt sie ja, die Biographien-Fans. Sie sind beinahe so ein eingeschworener Haufen wie die Krimileser. Ich gehöre weder zu den einen, noch zu den anderen, aber der Blick ins Bücherregal zeigt mir, dass facettenreiche Frauenpersönlichkeiten mich doch alle paar Jahre in ihren Bann ziehen: Georges Sand, Elisabeth I, Simone de Beauvoir, Hilde Spiel. Und Erni Mangold, 85.
Was für ein Weib!
Wild, wehrhaft, unbeugsam als junge Frau, das Herz immer am rechten Fleck. Selbstkritisch, immer noch geradeheraus und weise im Alter: „Ich bin als Menschlein ziemlich richtig positioniert. Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich keine Angst habe.“
Nach der vergnüglich kurzweiligen Lektüre von rund 250 Seiten fühlt man sich der Mangold nah und fern zugleich. Ihre Offenheit, das unprätentiöse Erzählen aus ihrem ganz privaten und beruflichen Leben machen sie einem sympathisch. Ihre Leidenschaften, ihre Haltungen flössen einem Respekt ein.
Ein bisschen mehr Mangold wünscht man sich, für sich selber – und die menschliche Umgebung.
Mangolds Abgrenzung von Freundschaft und Beziehung in Bezug auf Männer interessieren einen, das Verständnis vom Beruf der Schauspielerin und Lehrenden, ihre Sozialdemokratische Seele und ihre emanzipatorischen Erkenntnisse, der Umgang mit dem eigenen Körper, ihr Intellekt und Witz, ihre Geradlinigkeit und Menschenliebe; sie scheint angstfrei und frei.
Mit Qualtinger war sie innig befreundet, unter Gründgens spielte sie in Hamburg, Karajan hat sie als Mann „nicht spannend“ (O-Ton Erni Mangold) gefunden, Kreisky prägte ihr politischen Gewissen, Heinz Reincke war sie die treue Ehefrau.
Was zunächst im Vordergrund erscheint, ihre Freundschaften zu den künstlerischen und geistigen Größe der vorüberziehenden Jahrzehnte ist amüsant, aber sie selbst interessiert einen letztlich bedeutend mehr als ihre auch berühmten Weggefährten.
Doris Priesching hat das Buch klug aufgebaut aus dem Material von sechs Monaten gemeinsamer Arbeit. Ich, Die Anderen und Rundum sind die drei Abschnitte betitelt, im Anhang tabellarisch das beeindruckende Werkverzeichnis, die Auszeichnungen und ein Namensregister der erwähnten Persönlichkeiten, gewürzt mit 80 Abbildungen, die zum Teil noch nicht veröffentlicht waren.
Erni Mangold scheint auch mit dem Buch zufrieden: „Es ist etwas Wunderbares, ohne Schnörksel, ohne Tralala daraus geworden. Ein Freund hat mir gesagt, das Buch liest sich, als würde man mit mir telefonieren.“
Lassen Sie mich in Ruhe
Erni Mangolds Erinnerungen, aufgezeichnet von Doris Priesching
1. Auflage Oktober 2011, 288 Seiten, Hardcover, Almathea Signum Verlag, Wien
mit zahlreiche Abbildungen
ISBN: 978-3-85002-766-3
Überall im Buchhandel oder im Onlinehandel ab Euro 22,95 erhältlich.
Das Hörbuch (2 Audio-CD’s, 159 min) erschien im Verlag edition-o.