Sky of Stones
Ist der Stephansdom (noch) ein Ort der Stille und Einkehr? Ist dies der passende Platz für eine Installation?
Die ‚Kunst im Dom‘ hat nicht nur Freunde.
Wir haben uns die Installation ‚Sky of Stones‘ im Wiener Stephansdom einmal näher angesehen …
Kein Himmel voller Geigen

Touristen im Wiener Stephansdom, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at
Seit 6. März 2019 und noch bis Pfingsten, also bis zum 10. Juni 2019 hängt der Himmel im Dom der WienerInnen voller Steine. Ob die Ströme von Touristen, die sich in die Kirche wälzen, diese künstlerische Intervention in sechs Metern Höhe über ihren Köpfen als temporär, als Kunst oder überhaupt wahrnehmen, sei dahingestellt. Fotografiert wird „Sky of Stones“ jedenfalls fleißig.
Die BesucherInnen werden geschickt gelenkt im Dom und so bleiben das Mittelschiff und rechte Seitenschiff außerhalb der Messen nahezu menschenleer. Wer will, kann durchaus Stille und Kontemplation finden. Das ebenfalls künstlerisch gestaltetet Fastentuch sieht man so allerdings nicht.
Sky of Stones

Sky of Stones im Mittelschiff, Blick vom rechten Seitenschiff, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Sky of Stones, Peter Baldinger, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at
Was man so alles als (negativ) kritische Bemerkungen auf social media zum Werk von Peter Baldinger im der Kirche der Kirchen lesen kann, erspare ich euch. Die Wiener Zeitung schrieb dazu am 5. März 2019:
„Wien. Im Stephansdom schweben die Steine: Zu Beginn der Fastenzeit hat der Künstler Peter Baldinger das Mittelschiff der Kirche in einen beeindruckenden ‚Sky of Stones‘ verwandelt – einen ‚Himmel aus Steinen‘. Exakt 1332 Pappsteine schweben über den Köpfen der Besucher. Traditionell verhüllt ist auch der Altar des Domes. Dieses Mal mit einem Fastentuch aus Edelstahlplättchen.
‚Wenn man hereinkommt, sieht man einen Himmel voller Steine‘, beschrieb Dompfarrer Toni Faber die Installation am Dienstag bei der Präsentation. Zu sehen ist sie bis Pfingstmontag – in drei verschiedenen Lichtstimmungen, die mit der Liturgie einhergehen: Violett in der Fastenzeit, Gold zu Ostern und Rot in der Pfingstzeit. Angst vor einem herunterfallenden Objekt müssen die Besucher nicht haben, denn: Die Steine sind aus Papier und Karton gefertigt.
Das Thema Steine wurde nicht zufällig gewählt, erklärte Faber. Dabei verwies er auf den Namenspatron des Domes, den heiligen Stephanus. Dieser wurde wegen seines Glaubens zu Tode gesteinigt und gilt als erster Märtyrer des Christentums. Auch in der Heilige Schrift, der Bibel, findet das Symbol des Steins immer wieder Erwähnung.
Altar verhüllt
Wie jedes Jahr ist der Altar des Domes auch heuer wieder mit einem Fastentuch verhüllt. Dieses stammt ebenfalls von Baldinger. Es ist das zweite Mal nach 2013, dass er es kreieren durfte. Der ‚Echo Curtain‘ ist aus 612 spiegelnden Edelstahlplättchen gefertigt. Diese wurden einen Tag lang in Handarbeit am Tuch befestigt, erzählte der Künstler. Die Plättchen geben ein verzerrtes Spiegelbild des Kirchenraumes wider: ‚Auf diese Art und Weise lebt das Kunstwerk.‘
Kunst im sakralen Raum

Sky of Stones im Wiener Stepahnsdom, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien,at
Schwebende Steine wirken überirdisch. Allein deshalb finde ich die Arbeit im Dom passend. Und für Kunst im Öffentlichen Raum bin ich grundsätzlich. In diesem speziellen Fall kommen Menschen in eine aus Stein erbaute Kirche, um sie als Kunstwerk aus Menschenhand zur Ehre eines Gottes errichtet zu bestaunen. Sie finden ein weiteres, aber zeitgenössisches Kunstwerk vor. Oder sie kommen, um Baldingers Arbeit zu sehen und können sich wohl kaum der Heiligkeit des Ortes, dieser speziellen Stimmung entziehen. Menschen kommen für ein Gebet hierher, um eine Kerzen anzuzünden für ein Anliegen oder für verstorbene, geliebte Menschen und sie umgeben von Kunst.
Fazit: „Schau’n Sie sich das an!“ (Karl Farkas)

Stephansdom, Kerzen, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at
Peter Baldinger. Sky of Stones
Wiener Stephansdom
Stepahnsplatz 3, 1010 Wien
Eintritt frei !
web: www.skyofstones.com
Die Installation ist noch bis zum 10. Juni 2019 zu sehen.
Peter Baldinger lebt und arbeitet in Wien.
web: www.baldinger.cc