Loos. Zeitgenössisch heißt die neue Ausstellung im Kunstblättersaal des MAK, das sich ein weiteres Mal als „Kompetenzzentrum der Wiener Moderne“ (Christoph Thun-Hohenstein) positioniert.
Doch schon im Titel liegt der Hund begraben.
Der Originaltitel „Loos. Our Contemporary“ bedeutet doch viel mehr: unser Zeitgenosse.
Und das ist es, was die Ausstellung tatsächlich beleuchtet: das Nachwirken des zur Lebzeiten auch angefeindeten Architekten Adolf Loos (1870 – 1933) samt seiner Schriften und Werke in den vergangenen hundert Jahren bis heute.
Es ist keine Loos-Ausstellung, sondern eine Ausstellung über die Relevanz des radikalen Künstlers in Bezug auf die Moderne.
Vermittelt wird dies durch eine Serie von Videointerviews auf sechs Schirmen, die Yehuda E. Safran mit zeitgenössischen Architekten zur Bedeutung Loos‘ geführt hat. Hermann Czech, der auch für die gelungenen Ausstellungsarchitektur verantwortlich zeichnet, Hans Hollein, Toyo Ito, Steven Holl und andere kommen zu Wort. Man kann auf schlanken Holzbänken, die der Begrenztheit des Raumes angepasst sind Platz nehmen, lauschen und schauen. (Die Tonqualität ist diskussionswürdig, aber es wurde Material für einen ganzen Tag zusammengetragen – man wünscht sich, man hätte ihn.)
Teilweise noch nie gezeigte Zeichnungen von Adolf Loos (zur Villa Karma) sind zu sehen, zeitgenössische Positionen zu Loos ebenso wie die rekonstruierte Glasserie für Lobmeyr, einige Modelle und Möbel. Besonders berühren die ausgestellten Briefe an Loos, die anlässlich seines 100. Geburtstags von Heinrich Kulka, Oskar Kokoschka und Ulrich C. Straub verfasst wurden: „Es ist, als hätte Loos durch seine Lehren einen Kompass in mich gesetzt. Er ist unbestechlich und ich richte mich für immer nach seinen Weisungen.“ schreibt letztgenannter 1970.
Man vergisst, dass Adolf Loos vorwiegend ein Architekt der Elite war, dass er nicht nur für sein Haus am Michaelerplatz oder das Pamphlet „Ornament und Verbrechen“ angefeindet wurde. Man kommt dem Menschen Adolf Loos näher im MAK.
Loos. Zeitgenössisch
MAK- Kunstblättersaal
Stubenring 5, 1010 Wien
Tel.: 01 / 711 36 233
E-mail: office@MAK.at
website: www.MAK.at
Öffnungszeiten: Di 10.00 – 22.00 Uhr, Mi bis So 10.00 – 18.00 Uhr
Eintritt: regulät Euro 7,90, am Di von 18.00 bis 22.00 Eintritt frei, für KInder und Jugendliche immer gratis
Kurator: Rainald Franz
Gastkurator: Yehuda E. Safran
Zur Ausstellung ist ein gleichnamiges Journal als Ausgabe des Magazins Potlach, Nr.3, Herbst 2012, New York erschienen; Euro 20,00.
Das Rahmenprogramm ist hochkarätig und sei hiermit dringend empfohlen!
Die Ausstellung läuft noch bis zum 23.6.2013.
Wir zitieren auszugsweise eine Liste der Werke von Adolf Loos aus Wikipedia:
- Wohn- und Geschäftshaus Goldman & Salatsch („Looshaus“), Wien 1, Michaelerplatz 3 (1910–1911)
- Siedlung Hirschstetten, Wien 22, Quadenstraße (1921)
- Siedlung „Friedensstadt“, Wien 13, Hermesstraße 1–77, 85–99 (1921)
- Siedlung „Wien-West“, Wien 17, Röntgengasse 18–150, 17–99 (1921–1924)
- Einfamilien-Doppelhaus für die Werkbundsiedlung, Wien 13, Woinovichgasse 13–19 (1930–1932)
- Schmuckfederngeschäft Sigmund Steiner, Wien 1, Kärntner Straße (1907)
- Portal Buchhandlung Manz, Wien 1, Kohlmarkt 16 (1912)
- Portal Anglo-Österreichische Bank, Wien 7, Mariahilfer Straße 70 (1914)
- Portal Juwelierladen Spitz, Wien 1, Kärntner Straße 39 (1919)
- Portal Herrenmodengeschäft Leschka, Wien 1, Spiegelgasse 13 (1923)
- Portal Firma Albert Matzner, Wien 1, Rotenturmstraße (1929–1930)
- Schneidersalon Ebenstein, Wien 1, Kohlmarkt 5 (1897)
- Café Museum, Wien 1, Operngasse 7 / Friedrichstraße 6 (1899)
- American Bar, Wien 1, Kärntner Straße 10 (1907–1908)
- Café Capua, Wien 1, Johannesgasse 3 (1913)
- Herrenmodesalon Kniže, Wien 1, Graben 13 (1909–1913)