tresor
Kunst von Frauen scheint derzeit stärker im Fokus der Aufmerksamkeit zu sein als sonst. Und das ist gut so.
Auch der tresor widmet seine aktuelle Ausstellung ‚collected #8: Frauenbilder?‘ weiblichen Kunstschaffenden.
Wir waren am 20. Februar 2019 bei der Eröffnung der Schau der Meisterinnenwerke aus der UniCredit Bank Austria Kunstsammlung …
Es tut sich etwas. Gleich an mehreren Orten sind Ausstellungsräume „in Frauenhand“. Auch wenn man so wie wir oft und gern in Museen und Galerien geht, kann man aktuell viel Neues und Großartiges entdecken. Zur Zeit und demnächst widmen sich neben dem tresor folgende Institutionen der Kunst aus Frauenhand und Frauengeist:
- Unteres Belvedere, Wien: Stadt der Frauen, noch bis zum 19. Mai 2019
Sehenswert! Wenngleich in der Legende neben manchen Arbeiten ein „verheiratet mit“ schon etwas seltsam anmutet. - Kunstforum UniCredit Bank Austria, Wien: Flying High, noch bis 23. Juni 2019
Wir haben hier bereits ausführlich über die weltweit erste Ausstellung internationaler weibliche Art brut berichtet.
Atemberaubend gut und wichtig! - Lentos, Linz: Lassnig. Rainer. Das Frühwerk, noch bis 19. Mai 2019
Eine aufschlussreiche Ausstellung plus gute Gelegenheit Tina Blau, Maria Lassnig, Valie Export etc. in der Sammlung zu entdecken. - Landesgalerie Niederösterreich, Krems: Renate Bertlmann, Ich bin alles zugleich, Eröffnung am 25. Mai 2019, läuft bis 16. August 2020.
- Biennale, Venedig, 11. Mai bis 24. November 2019: Renate Bertlmann wird als erste Frau den Österreich Pavillon allein bespielen.
Schätze aus der Sammlung im tresor
Die derzeit rund 9.000 Positionen umfassende Sammlung der UniCredit Bank Austria zeichnet sich auch durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Kunstwerken von Künstlerinnen aus. Die aktuelle und ausgesprochen sehenswerte Präsentation collected #8 im Kunstforum zeigt ausschließlich Arbeiten von Frauen, geschaffen zwischen 1968 und 2019 und wunderbar kuratiert von Veronika Rudorfer.
Weibliche Kunst ist auch „eine Geschichte der Vereinnahmung“ sagt die Direktorin des Kunstforums, Ingried Brugger in ihrer Eröffnungsrede in Anwesenheit auch einiger der ausgestellten Künstlerinnen. Ob wir den Tag noch erleben werden, an dem das Geschlecht unerheblich wird?
Es ist auch an uns, den Status quo für Künstlerinnen zu verändern. Wir können beeinflussen, welcher Stellenwert weiblicher Kunst zugeschrieben wird. Wie wir auf Arbeiten reagieren, sie betrachten, über sie reden oder medial berichten, macht einen Unterschied. Und es verbessert die Möglichkeiten von Frauen am Kunstmarkt teilzunehmen. Erst unlängst hatten wir darüber eine ernüchterne Diskussion mit der bildenden Künstlerin Mischa Reska.
Es ist Zeit für neue Perspektiven.
„Frauenbilder ?“ im tresor zeigt auch wie Frauen auf Frauen blicken. Die Liste der teilnehmenden Künstlerinnen ist beeindruckend:
- Renate Bertlmann
- VALIE EXPORT
- Martha Jungwirth
- Birgit Jürgenssen
- Kiki Kogelnik
- Friederike Pezold
- Margot Pilz
- Eva Schlegel
- Nina Rike Springer
- Gabi Trinkaus
- Agnes Prammer
Auf der website des tresor liest man zu aktuellen Ausstellung Folgendes:
„Aktuelle Debatten verhandeln die Darstellung des weiblichen Körpers in der Kunst. Immer wieder wird Kritik an sexualisierten Bildinhalten in Kunstinstitutionen laut. Auffällig ist, dass dabei stets der männliche Blick – sei es jener des Künstlers oder jener des Betrachters – im Fokus steht. Künstlerinnen, die Frauen ins Bild setzen und somit Bilder von Frauen abseits von männlich dominierten Blickregimen schaffen, bleiben in den (medialen) Diskussionen weitestgehend ausgespart.
Die achte Ausgabe des Ausstellungsformates collected präsentiert im tresor des Bank Austria Kunstforum ausgewählte Meisterinnenwerke aus der Bank Austria Kunstsammlung. In den Medien Fotografie, Collage, Malerei und Zeichnung analysieren die Künstlerinnen die Objektivierung des weiblichen Körpers, die Normativität von Konzepten wie ‚Schönheit‘ und gesellschaftlich geprägte, vermeintlich typisch weibliche Rollenzuschreibungen und legen damit einen individuellen Blick auf ‚die Frau‘ und Formen von Weiblichkeit offen.“
collected #8: Frauenbilder ? und die Eröffnung im tresor
Der Zulauf an interessierten Menschen bei der Eröffnung darf optimistisch stimmen. Spannend auch, wie die Intervention „Utopia“, 2019, von Agnes Prammer aufgenommen und (wie man auf den Bilder unter erahnen kann) letztlich zerlegt wurde. Die Künstlerin hatte 320 eiförmige Objekte in Beton gegossen, jedes ein Unikat, und mitten im Raum einen Stapel errichtet.
Die schweren Anhänger von Hotelschlüsseln hatten sie dazu inspiriert. Das Gewicht in der Handtasche soll ja an den Schlüssel erinnern – und die Objekte uns daran, dass es noch keine Gleichstellung von Mann und Frau, von Frau und Mann gibt. Wir nehmen es nicht als Omen, dass das Werk Utopia betitelt ist.
Die aktuelle Schau im tresor des Kunstforums UniCredit Bank Austria bekommt unsere ausdrückliche Empfehlung. Dass sowohl das Kunstform als auch der tresor ausschließlich von Künstlerinnen bespielt wird, ist übrigens auch ein Novum.
tresor
collected #8: Frauenbilder ?
Meisterinnenwerke aus der UniCredit Bank Austria Kunstsammlung
Bank Austria Kunstforum Wien
Freyung 8, 1010 Wien
Tel: +43 1 537 33 26
E-mail: office@kunstforumwien.at
Laufzeit der Ausstellung: seit 21. Februar und noch bis zum 31. März 2019!
Öffnungszeiten: täglich 10.00 – 19.00 Uhr, Freitag bis 21.00 Uhr
Preise: Eintritt frei!
Kuratorin: Veronika Rudorfer
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit der UniCredit Bank Austria AG.
(Beitragsbild: kurz vor der Eröffnung im tresor, collected #8: Frauenbilder ?, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at)