Leninopad, Anna Jermolaewa, 2015, Foto (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Anna Jermolaewa in der Kerstin Engholm Galerie gehört gesehen.

„Das ist mein persönlicher Fünfjahresplan!“, sagt die Künstlerin über ihre Installation „5 Jahresplan“ (1996 tbc). Im Abstand von eben fünf Jahren filmt sie in ihrer Heimatstadt St.Petersburg die immer gleiche U-Bahn Station. Das Werk wächst also weiter. Wer es erwirbt wie zum Beispiel das Belvedere, hat auch ein Abo auf Lebenszeit. Das nächste Video wird 2021 folgen. Ich hatte die Arbeit noch vierteilig zuletzt bei einer Vienna Fair gesehen und jetzt überrascht festgestellt, dass die Unterschiede zwischen den Filmen immer noch überschaubar sind. Die marginalen Veränderungen im Alltagsbild einer Stadt deuten auf das Tempo der Entwicklung der Gesellschaft hin …

5 Jahresplan, Anna Jermolaewa, Kerstin Enghom Galerie, Foto (c) Claudia Busser - kekinwien.at

5 Jahresplan, Anna Jermolaewa, Kerstin Enghom Galerie, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Spannend auch die raumgreifende Installation „Leninopad“ bestehend aus einem originalen gestürzten Lenin und einem Video (60min) mit zahlreichen unkommentierten Statements von Passanten, die recht unverblümt ihre positive und negative Kritik zum Sturz der Lenindenkmäler in der Ukraine kundtun. Fast 50 Fotografien dokumentieren zusätzlich die über 2000 Kilometer lange, zugehörige Reise im Sommer 2015 von Ort zu Dorf, sie dokumentieren Zeitgeschichte, indem sie die jetzt leeren Sockel der gestürzten „Lenine“ zeigen – oder was daraus gemacht wurde.
Wenn also eine St. Petersburgerin durch die Ukraine reist, kann sie schon mal einen Lenin in einer Besenkammer finden. Ist sie Anna Jermolaewa, kauft sie die gestürzte Skulptur nach schwierigen Verhandlungen. Auch der Transport des schweren Betonobjekts war nicht einfach und das Eintreffen in der Galerie glich einem Herzschlagfinale.

Leerer Sockel ... Anna Jermolaewa reiste durch die Ukraine, Foto (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Leerer Sockel … Anna Jermolaewa reiste durch die Ukraine, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Es zahlt sich aus die Bilder wirken zu lassen und das Videomaterial in Ruhe anzusehen.
Für manche war die Statue am Stadtplatz Teil ihrere Identität, andere wollen Altes bewahrt oder zumindest respektiert sehen, viele sehen nichts vor lauter Frustration.
Wie wirkt etwas, das nicht mehr da oder teilweise zerstört ist? Wer gestaltet den öffentlichen Raum? Was ist die Statue ohne Sockel und umgekehrt? Was zählt mehr: Individuum oder Kollektiv?
Wer die Künstlerin  hören will, klickt hier rein:
http://www.artandsignature.com/blog/2016/02/05/interview-mit-anna-jermolaewa/

Anna Jermolaewa, Leninopad, 2015, Foto (c) Claudia Busser- kekinwien.at

Anna Jermolaewa, Leninopad, 2015, Foto (c) Claudia Busser- kekinwien.at

Anna Jermolaewa

Kerstin Engholm Galerie
Schleifmühlgasse 3, 1040 Wien
Tel.: +43 1 585 7337
Öffnungszeiten: Di bis Fr 11.00 -18.00 Uhr, Sa 12.00 -16.00 Uhr

Mehr zur Künstlerin: www.jermolaewa.com
Die Schau läuft noch bis zum 5 .März 2016!
Wir waren nach der Ausstellungseröffnung am 14.1.2014 übrigens im Coté Sud essen – es möge uns nie schlechter gehen!

Anna Jermolaewa (links) im Gespräch mit Ursula Wolschlager, Foto (c) Claudia Busser - kekinwien.at

Anna Jermolaewa (links) im Gespräch mit Ursula Wolschlager, Foto (c) Claudia Busser – kekinwien.at

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