Dass Wien einiges von einem Dorf hat, ist ja durchaus bekannt. Und allgemein wird doch auch davon ausgegangen, dass das – abgesehen von ein paar Jahren um 1900 vielleicht – nie anders war.
Einen interessanten Beitrag zu dieser Frage bietet jedenfalls die aktuelle Ausstellung der Modesammlung von Katarina Noever (Ja, das ist nicht nur die Ex-Frau von Peter Noever). Wenn man die nämlich gesehen hat, dann hat man den Eindruck, dass Wien in den Sechziger- und Siebziger-Jahren eine Avantgarde hatte. Vielleicht hat die aber auch ausschließlich aus Katarina Noever bestanden, die damals Model – laut Ausstellungstext „Top-Model“ – war und das legendäre Designgeschäft Section N mitgründete.
Die beste Methode die Ausstellung anzusehen ist folgende: Man schlendert ins Wien Museum, erfreut sich an der Architektur und sieht sich dann erst einmal das ganze Museum an, weil man nicht weiß, wo genau die Sonderausstellung ist. (Nicht nachfragen, es zahlt sich aus!) Schließlich ist man bei dem gigantischen Wien-Modell, wirft noch einen Blick auf die Chronologie der Wiener Mistkübel und erfreut sich an dem in einem Grüppchen keifenden Personal, das eigentlich auch ein Ausstellungsstück ist, bevor man den richtigen Raum findet.
Dort bemerkt man, dass die Noever gerade eine Spezialführung für von Bewunderung hingerissene ältere Damen macht und beginnt verzückt zwischen den in sinngemäßen Gruppen angeordneten Mannequins umherzuwandeln, während man mit einem Ohr Gschichtln über Gott und die Welt genießt und die sehr passend auf Hängekärtchen an den Kleidungsstücken angebrachten Texte zur Boutique Etoile, zu Armani, Miyake, Missoni und Noevers Mutter liest.
Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Diese Ausstellung ist auch sehr sehenswert, wenn die Sammlerin gerade nicht alles erklärt und Sie sollten auch hingehen, wenn nicht das so grenzenlos charmante und kaum wahrgenommene Wien Museum rundherum wäre.
Mehr als Mode – Die Sammlung Katarina Noever
Wien Museum, Karlsplatz, 1040 Wien
noch bis 20. Mai 2012, Dienstag bis Sonntag, 10:00 – 18:00 Uhr
Preis ohne Ermäßigung: 8,00 Euro
Am 22. April 2012 führt Katarina Noever noch einmal durch die Ausstellung!
lima
love this article! große beipflichtung. du verstehst es, interesse zu wecken, wo vorher gar keines war… danke, gabriel!
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kekinwien
unbedingt. das muss gesehen werden. am ersten sonntag im monat ist der eintritt frei.
Claudia Busser
freier eintritt nächsten sonntag!