„Von wenigen Dingen verstehe ich so viel wie von Kleidern“, so zitiert der Internetauftritt der Kunsthalle Elfriede Jelinek.
Und weiter: „Ich weiß wenig von mir, interessiere mich auch nicht sehr für mich, aber mir kommt vor, dass meine Leidenschaft für Mode mir mich selbst ersetzen kann […].“
Eine Kostprobe dieser Leidenschaft bietet momentan das LED-Leuchtband am project space karlsplatz der Kunsthalle. Dort läuft nämlich tagein, tagaus, rund um die Uhr eine gekürzte Version des Textes der Nobelpreisträgerin mit dem Titel in Fetzen.
Ausgehend von einem Fernseherlebnis schildert Jelinek darin unter anderem ihre Gedanken zu Junya Watanabe, „Dirndl und Lederhosener“ und bürgerlichem Kleidungscode.
Die Lektüre der ungekürzten Fassung (in der linken Spalte bis 2003 hinunterscrollen und dann „in Fetzen“ auswählen) ist absolut empfehlenswert, aber die Leuchtbandversion ist als Einstieg vielleicht noch besser.
Wenn man nämlich auf dieser irgendwie verloren wirkenden Verkehrshalbinsel (Recherchen haben ergeben, dass sie eigentlich Girardipark heißt) zwischen Café Museum, dem Haus mit der Österreich–Redaktion und eben der project space Halle steht, dort auf diesem eigentümlich ineffizient gekrümmten Weg, dann wird das Lesen dieser vorüberhastenden roten Buchstaben zu einem ganz speziellen Erlebnis.
Vielleicht sind ja weder Bücher noch E-Reader, sondern Leuchtbänder im öffentlichen Raum, die Zukunft der Literatur.
in Fetzen
von Elfriede Jelinek
Am Leuchtband des project space karlsplatz
Karlsplatz/Treitlstraße 2, 1040 Wien
täglich, rund um die Uhr
noch bis zum 31.1.2012 !