Spectre (c) Sony Pictures

Am 26.10.2015 fand unter Beisein einiger Royals die Weltpremiere von SPECTRE in London statt: 007 hat definitiv die Lizenz zu unterhalten!

Die Story? 007 rettet die Welt. Punkt.

Aber zuerst kümmert er sich noch um eine letzte Anweisung der verstorbenen M (Judy Dench) in Mexico City auf der Fiesta de los Muertos. Die Anfangssequenz lässt keinerlei Wünsche offen: 2000 Statisten, Spannung pur, beeindruckende Bilder und einer der besten Helikopterstunts, die ich jemals gesehen habe.

Ohne zu spoilern ist die Handlung schwer erzählbar.
Wegen einer narzistischen Kränkung aus Kindertagen versucht der Bösewicht Franz Oberhauser (Christoph Waltz) die Weltherrschaft an sich zu reißen. Und nebenbei will er James Bond vernichten, nachdem er ihn ausführlich gequält hat selbstverständlich. Kommt einem bekannt vor? Macht nichts, im Gegenteil. Wer mehr wissen will, liest in der Wiener Zeitung nach.

Die Story schließt an die drei vorangegangenen Produktionen an und man erfährt weitere Details aus dem Privatleben des Agenten mit der Linzenz zum Töten. Alle Handlungsstränge laufen in Spectre zusammen und am Ende fragt man sich, was danach noch kommen kann. Skyfall war mit 1,1 Milliarden Dollar der finanziel einträglichste Bond aller Zeiten, Spectre der teuereste.

James Bond alias Daniel Craig im Aston Martin DB10, der eigentlich 009 gehört ...

James Bond alias Daniel Craig im Aston Martin DB10, der eigentlich 009 gehört … Foto (c) Sony Pictures

Welche Elemente müssen vorkommen in einem echten Bond?

Sam Mendes, dessen Regiearbeit ich schon in Skyfall sehr mochte, hatte wohl eine Art innere Checkliste für den neuen Bond, für das nächste Sequel in der erfolgreichsten aller Kinoserien. Alles drin:

  • „Mein Name ist Bond, James Bond“.
  • Martini. Und es schüttelt uns nicht, denn diesmal darf er sogar dirty sein!
  • Ein Faustkampf. Mann gegen Mann. Der Gegner Bonds muss dabei körperlich deutlich überlegen sein.
  • Richtig gut sitzende Anzüge und das weiße Dinnerjacket – das hat Bond immer im Gepäck offenbar.
  • Ein Bondgirl, das ansatzlos dem Charme des Doppelnullagenten erliegt (Lucia / Monica Bellucci).
  • Noch ein Bondgirl, das sich zunächst sträubt und später in Bond verliebt (Dr. Madeleine Swann / Léa Seydoux).
  • Eine Verfolgungsjagd im Auto, also im Aston Martin, der letztlich zerstört werden muss.
  • Internationale Locations auf möglichst vielen Kontinenten. Ja, Österreich darf diesmal auch wieder mitspielen (Altaussee, Sölden).

Gefehlt haben eigentlich nur eine nenneswerte Sexszene und technisch wirklich innovative Gimmicks – auch diesbezüglich nimmt sich der Film selbst ein wenig auf die Schaufel. Aber das verzeiht man Q (Ben Whishaw) gern, dem sympathischen Nerd, dessen Rolle erfreulicherweise ein bisschen größer geworden ist.

Der Agent und seine Girls in London bei der Weltpremiere, Foto (c) Sony Pictures

Der Agent und seine Girls in London bei der Weltpremiere, Foto (c) Sony Pictures

Es darf gelacht werden in Spectre!

Das Drehbuch ist gewürzt mit leiser Selbstironie und einer nenneswerten Portion Humor.
Der neue Bond zitiert all seine glorreichen Vorgänger gekonnt und echte Fans werden daran ihre besondere Freude haben. Ich sage nur: weiße Katze!
Was bei anderen Filmen als bloße Aneinanderreihung von Versatzstücken oft zu einem Abklatsch der eigenen Größe verkommt, ist bei Spectre gelungen und so langweilt tatsächlich keine einzige der 148 Minuten.

Insgesamt bekommt das Publikum mit dem 24. Bond perfekte Unterhaltung, ein wenig old fashioned vielleicht, aber großartig. Bond ist ein generationsübergreifendes Kinoereignis. Tatsächlich gibt es niemanden (!) in meinem privaten Umfeld, dem Bond egal ist und die meisten fiebern dem Kinostart nächsten Donnerstag bereits seit Tagen entgegen.

M und Moneypenny, Foto (c) Sony Pictures

M und Moneypenny, Foto (c) Sony Pictures

Spectre funktioniert auf fast allen Ebenen.

Über den Titelsong will ich nicht weiter diskutieren. Im Kino wirkt er zusammen mit den Bildern durchaus, nachsummen kann ich ihn immer noch nicht. Der Soundtrack, die Musik von Thomas Newman passen.

Ralph Fiennes ist ein würdiger M. Obwohl mir der Abschied von Judy Dench schwer fiel, bin ich mit ihm hoch zufrieden. Und wer die schöne Naomie Harris als schlaue Miss Moneypenny nicht gern zur persönlichen Assistentin hätte, der lügt.

Bemerkenswert die Präsenz und das Spiel von Jesper Christensen als Mr. White!

Über Christopf Waltz als Bonds Gegenspieler werden Gleiches wohl nur jene sagen, die ihn noch nie als diskussionswürdigen Charakter im Kino erlebt haben. Mich hingegen beginnt er nach Inglorious Basterds und Django schon ein wenig zu langweilen und ich wette, damit bin ich nicht allein.

Ich (47) habe die Idee eines Bondgirls in Form einer „Bondwoman“ super gefunden – bis zur Kussszene zwischen Lucia und James. Ein Tipp für ambitionierte Nachahmerinnen: Sich einen Liebhaber zu nehmen, der ein paar Jahre jünger ist, darf man sich ruhig zwei Mal überlegen, zumindest in HD. Vielleicht hat aber die Chemie zwischen Monica (51) und Daniel (47) bloß einfach nicht gepasst.

Das Pressekit. Foto (c) Andrea Pickl - kekinwien.at

Das Pressekit. Foto (c) Andrea Pickl – kekinwien.at

Worauf Bond-Experten achten sollten bei Spectre ?

Daniel Craig geht jetzt ein wenig katzenartiger, mehr wie Richard Gere und weniger wie der Fleischhacker bei mir um die Ecke. Nicht immer, aber immer öfter.
Überraschend: 007 hat tatsächlich eine Wohnung! Noch nicht vollständig eingerichtet, aber immerhin. Den Pistolengurt trägt er auch zuhause.
Und Nachwuchsagenten sollten eines niemals vergessen: Immer schön die Manschetten richten!

Fazit: Ich würde mich schon noch ein oder zwei Mal von Daniel Craig retten lassen, falls er nicht schon amtsmüde ist. Aber dass man nach einem über zwei Jahre gehende, strapaziösen Dreh eine Pause braucht, verstehe ich schon.
Skyfall bleibt mein Favorit, aber Spectre erfüllt die Wünsche des Publikums auch grandios.

 

SPECTRE

2015, UK / USA, 148min
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade nach einer Story von Ian Fleming, John Logan, Neal Purvis
Regie: Sam Mendes
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Rory Kinnear, Ben Whishaw, Monica Bellucci, Andrew Scott, Dave Bautista, …
FSK 12 Jahre

Der neue Bond kommt am 5.11.2015 in unsere Kinos.

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