Wenn man ein heißes Eisen anfasst, braucht man Schutzhandschuhe.
Bei Parada versucht es Regisseur Srdjan Dragojević mit Humor.
Der spontane Applaus am Ende einer regulären Vorstellung im Filmcasino deutet darauf hin, dass ihm mit seinem Film einiges sehr gut gelungen ist.Micky Limun ist Kriegsveteran, Macho, Nationalist, Waffenfetischist und Inhaber einer Judoschule und einer Sicherheitsfirma. Ein Mann der Tat, der schon ‚mal dem Tierarzt die entsicherte Waffen an die Schläfe drückt, wenn er will, dass sein angeschossener Kampfhund in der Sekunde behandelt wird. Verlobt ist er mit der ihn mit Zuckerbrot und Peitsche beherrschenden Pearl, einer ehemaligen Stripperin.
Pearl kümmert sich vorwiegend um die Hochzeitsvorbereitungen und engagiert ganz zeitgeistig den Hochzeitsplaner Mirko, der wiederum der Lebensgefährte der Tierarztes Radmilo ist.
Höchst amüsante und gekonnt verknüpfte Abhängigkeiten und Zwänge führen dazu, dass der homophobe Micky sich genötigt sieht die von Mirko organisierte Gay-Pride Parade für die Rechte der Homosexuellen zu beschützen. Eine gut organisierte, gewaltbereite Truppe von Neonazis, denen auch Mickys Sohn angehört, hat nämlich mehrfach drastisch klar gemacht, dass sie die Parade mit Gewalt verhindert wird.
Da Micky weder bei der lokalen Polizei, noch bei seinen Freunde Unterstützunjg findet, macht er sich zusammen mit Radmilo auf die Reise zu den ehemaligen Feinden aus dem Krieg. Und schon sind wir in einem witzigen, berührenden Road Movie…
Die täglichen Anfeindungen und Drohungen gegen Homosexuelle in Serbien sind die erste Grundlage des Filmes – diesbezüglich hat er bei mir definitiv Aufklärungsarbeit geleistet.
Durch Überhöhung der klischeehaften Charaktere und spritzige Dialoge gelingt zumeist die schwierige Gratwanderung zwischen Lachen und Betroffenheit. Die großartigen Leistungen der Schauspieler tun das Ihrige zum Gelingen des Films.
Was wohltuend aus Parada herausschimmert, ist eine grundsätzliche Menschenliebe wie sie mir sonst aus den Büchern John Steinbecks vertraut ist.
Im gesamten Balkanraum war Parada ein Kassenhit, bei der Berlinale und beim Filmfest Freiburg erhielt der Film den Publikumspreis. Und wer kann sich noch an den letzten herzlichen Applaus in einem Wiener Kino erinnern?
Für Freiheitsliebende gleich welcher sexuellen Orientierung; für alle, die wiedereinmal herzlich lachen und sich rühren lassen wollen. Freunde mitnehmen für die spannenden Gespräche danach!
Parada
2011, Serbien/Kroatien/Slowenien/Mazedonien/Montenegro, 115min
Buch und Regie: Srdjan Dragojević
mit Nikola Kojo (Micky Linum), Miloš Samolov (Radmilo), Goran Jevtić (Mirko), Hristina Popović (Pearl),…
FSK 12 Jahre
Parada läuft in einigen Wiener Kinos und im Filmcasino nur mehr diese Woche im Hauptabendprogramm.