Frau beim Friseur
Mit Ruth Beckermann blickt eine politisch denkende Europäerin auf ein unbegreifliches Amerika, eine erfahrene Dokumentarfilmerin führt in American Passages durch die USA und zeichnet ein Bild innerhalb und außerhalb der typischen Klischees, wenn man sich auf diese Reise mit ihr einlässt.

Im Rahmen von sechs Aufenthalte wurde in elf Bundesstaaten gedreht, was vermutlich nicht immer nur einfach war. Zum Beispiel, weil die Kameraleute während der Dreharbeiten wechselten.
Und weil der Zugang zu Denkwelten, die einem selbst fremd sind schwierig ist: mit offenem Mund möchte man innehalten, soll aber hinschauen, Kontakt aufnehmen, dokumentieren eben.

Episch in Format und Tempo zeigt Beckermann die scharfen Unterschiede zwischen den farbigen und den weißen US-Amerikanern, die dramatisch wachsenden Kluft zwischen armen und reichen Bevölkerungsschichten besonders seit der Krise.
Es schmerzt manchmal und scheint gnadenlos ab und an, es gibt Momente der Fassungslosigkeit beim Seher und die Gänsehaut lässt einen erschauern.
Aber immer und immer wieder interessiert es uns.

Die Schauplätze sind Casinos, Diners, Garagen, puritanische Kirchen, Autobahnen, der Veteranenfriedhof, Harlem zur Zeit von Obamas Wahlsieg,…
„Nicht-Orte“ nennt sie Ruth Beckermann.
„Nicht-Orte“ voll von Schon-Menschen, die auch den „American Dream“ träumten.
Faszinierende Menschen, von denen jeder einzelne sein Amerika zeigt.

Bereichernd, berührend, wenn man will.
Gut mit USA-Fans gemeinsam zu sehen für heiße Kontroversen im Anschluss; allein oder mit dem besten Freund.

American Passages

2011, Österreich, 120min
Buch und Regie: Ruth Beckermann
Executive Producer: Ursula Wolschlager, witcraft

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *