Bernhard Wicki
Seit Jahren warte ich darauf: Jetzt ist es endlich soweit.
Zum 100. Geburtstag von Bernhard Wicki zeigt das METRO KinoKulturhaus Wien von 11. September bis 16. Oktober 2019 eine Retrospektive des Ausnahmeregisseurs und Schauspielers.
Das Programm kann sich mehr als sehen lassen!
Die keke Auswahl fällt dieses Mal besonders schwer, weil eigentlich sollte man sich alle Filme gönnen.
Hier nun drei Filme, die mir besonders am Herzen liegen:
Die Brücke
Eine deutsche Kleinstadt im Frühling 1945. Die letzten Kriegstage sind angebrochen. Trotzdem werden sieben sechzehnjährige Jungen aus einer Klasse zur Wehrmacht einberufen. Die Jugendlichen sollen eine Brücke bewachen, die überhaupt nicht bewacht werden muss, da sie in den nächsten Tagen gesprengt werden soll …
Ein Antikriegsfilm, der seinesgleichen sucht. Ein Film, der unter die Haut geht.
Es ist eine beispielhafte Geschichte der „verführten, missbrauchten und verratenen Jugend“ (Verlag Kurt Desch) und der Sinnlosigkeit des Krieges.
Die Brücke
1959, Österreich, 103min
Drehbuch: Manfred Gregor, Michael Mansfeld
Regie: Bernhard Wicki
mit Folker Bohnet, Fritz Wepper, Michael Hinz, …
Wann: 11. September, 19.30 Uhr in Anwesenheit von Elisabeth Wicki-Endriss und 13. Oktober, 19.00 Uhr
Die Eroberung der Zitadelle
Der Schriftsteller Hermann Drucker reist mit seiner Mutter nach Italien. Als diese bei einem Unfall stirbt, beschließt er sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und in Italien zu bleiben. Als ihm das Geld ausgeht, heuert er bei drei Gastarbeitern an. Gemeinsam machen sie sich daran, die Villa eines neureichen, arroganten Italieners zu bauen. Beim Richtfest kommt es zur Eskalation.
Die Eroberung der Zitadelle zählt zu den eigensinnigsten Werken Bernhard Wickis und ist genau deshalb auch unbedingt sehenswert.
Es ist „ein Versuch, soziale Missstände und Ausbeutungsmechanismen des kapitalistischen Systems an einem individuellen Schicksal darzustellen.“ (Jahrbuch Film 1978/79)
Die Eroberung der Zitadelle
1977, Italien, 151min
Drehbuch: Günter Herburger, Bernhard Wicki
Regisseur: Bernhard Wicki
mit András Fricsay Kali Son, Antonia Reininghaus, Armando Brancia, …
Wann: 23. September, 20.00 Uhr und 10. Oktober, 20.00 Uhr
Das Spinnennetz
1918, Deutschland. Theodor Lohse (Ulrich Mühe) studiert Jura und arbeitet als Hauslehrer bei der jüdischen Familie Efrussi. Dort lernt er eines Tages Baron Rastschuk (Armin Müller Stahl) kennen, durch den er Zutritt zu einer rechtsradikalen Geheimorganisation bekommt. Ein kometenhafter Aufstieg beginnt. Als er in eine Anarchisten Gruppe als Spitzel eingeschleust wird, trifft er auf den Juden Lenz (Klaus Maria Brandauer). Dieser wird schnell eine Gefahr für ihn, weiß er doch bald mehr über Theodor, als diesem recht ist …
Der Film beruht auf dem gleichnamigen Buch von Joseph Roth und erzählt die Geschichte eines Mannes in der Weimarer Republik, der für seine Karriere über Leichen geht.
Mit Klaus Maria Brandauer, Armin Müller Stahl, Ulrich Mühe, Alfred Hrdlicka uvm. hochkarätig besetzt ist das Spinnennetz ein echtes Filmjuwel.
Das Spinnennetz
1989, Deutschland, 196min
Drehbuch: Wolfgang Kirchner, Joseph Roth (Buch)
Regie: Bernhard Wicki
Wann: 15. Oktober, 19.30 Uhr
Keker Tipp:
Ab Mitte der 1970er Jahre tritt Bernhard Wicki gern in Fernsehserien auf.
Das METRO KinoKulturhaus zeigt in diesem Zusammenhang ‚Der Kommissar: Herr und Frau Brandes‘ und ‚Derrick: Zeuge Yurowski‘ am 9. Oktober 2019 ab 19.45 Uhr.
Noch ein keker Tipp:
Was vielleicht nur wenige wissen: Neben der Regie und der Schauspielerei galt Wikis Leidenschaft auch der Fotografie.
Dazu sei folgendes Buch empfohlen. Ihr werdet staunen!
Bernhard Wicki: Fotografien
Inka Graeve Ingelmann
- ISBN-10: 9783832175702
- ISBN-13: 978-3832175702
Bernhard Wicki Retrospektive
11. September bis 16. Oktober 2019
METRO KinoKulturhaus
Johannesgasse 4, 1010
homepage: www.filmarchiv.at
(Beitragsbild. Die letzte Brücke, Maria Schell, Bernhard Wicki Foto (c) METRO KinoKulturhaus)