Was es heißt erwachsen zu werden? Keine Ahnung.
Aber es ist schwierig. Egal, ob man 20 oder 40 ist. Der Film „Gefühlt Mitte Zwanzig“ handelt dies ebenso amüsant wie intelligent ab.
Josh und Cornelia (Ben Stiller, Naomi Watts) sind ein Paar Anfang Vierzig. Zwei kinderlose Kreative, gut aufeinander eingespielt, zufrieden – nicht immer im besten Sinn – und ein bisschen festgefahren in manchen Belangen.
Jamie und Darby (Adam Driver, Amanda Seyfried) gehört die Welt, die sie nebenbei auch noch retten. Sie stehen auf Vinyl, fahren mit dem Rad, machen Filme bzw. Eiscreme. Ein hippes, bezauberndes Ehepaar, dessen Charme und Lebendigkeit man leicht erliegt. So ergeht es auch den Fortysomethings.
Die Begegnung der beiden Paare bringt für das junge Paar Kontakte und Aufstiegschancen, das ältere Paar erlangt seine Lebendigkeit zurück und kommt ganz schön in Schwierigkeiten …
Naomi Watts ist gerade „Gefühlt Mitte Zwanzig“ …
Wenn sich ein Film vieler Themen gleichzeitig annimmt, werden diese oft nur angschnitten oder plakativ zur Schau gestellt. Die Gratwanderung zwischen Unterhaltung und Anspruch gelingt hier allerdings überraschend gut. Ungewollte Kinderlosigkeit, Arbeitsethik, das Wesen von Freundschaft, der körperliche Verfall beim Älterwerden, Selbstwertgefühl, Generationskonflikte jeglicher Art, … jeder Kinobesucher darf sich abgeholt fühlen ohne dass der Streifen beliebig wirkt.
Ich konnte einige Situationen aus meinem eigenen Leben wiedererkennen und musste einige Male herzlich lachen. Was ich allerdings schwer bemänglen muss, ist das durch und durch gefällige Ende des Films – mehr sei wegen Spoileralarms hier verschwiegen. Aber wenn ich daran denke, ärgere ich mich jetzt noch!
Von Ben Stiller im Cast darf man sich nicht abschrecken lassen so wie ich fast. Er kann nämlich mittlerweile mehr als nachts im Museum herumschleichen oder den Schweigersohn von Robert de Niro mimen. Er erliegt tatsächlich nie der Versuchung des Klamauks. Der restlich Cast ist genial: Naomi Watts ist sowieso meine Leinwandgöttin seit Mulholland Drive, Seyfried sehe ich immer gern, Adam Driver war schon in Hungry Hearts bemerkenswert.
Fazit: Nicht so genial wie Baumbachs Film Frances Ha, aber doch ein bisschen mehr als Popcornkino, wenn man will. Ob man Bio-Nachos, Sportgummi oder Rumkugeln knabbert, entscheidet das jeweilige Alter …
Gefühlt Mitte Zwanzig / While We’re Young
2015, USA, 97 Minuten
Drehbuch und Regie: Noah Baumbach
mit Ben Stiller, Naomi Watts, Amanda Seyfried, Adam Driver, …
FSK: keine Altersbeschränkung
Der Film läuft seit Ende Juli 2015 in unseren Kinos – man sollte also nicht so lange zögern wie ich.
