A Most Wanted Man
Ein Film von Anton Corbijn mit Philip Seymour Hoffman – sein letzter in einer Hauptrolle.
Issa Karpov, halb Russe, halb Tschetschene und gezeichnet von schwerer Folter, landet auf seiner langen Flucht schließlich in Hamburg.
Er kommt bei einer muslimischen Familie unter. Die idealistische Menschenrechtsanwältin Annabel Richter (Rachel McAdams) nimmt sich seiner an. Die Familie des Mannes hat scheinbar Vermögen vor Ort auf einer Bank .
Spätestens jetzt schrillen hier bei sämtlichen Geheimdiensten die Alarmglocken. Wer ist dieser Mann? Was will er?
Ein Spionagethriller in der ganz typischen Corbijn Ästhetik, ein Ensemblestück, das fast vollkommen ohne Action auskommt und trotzdem die Spannung hält.
Man denkt unweigerlich an ein Schachspiel. Die Geschichte zählt viele Protagonisten, die alle glauben das Richtige zu tun: der Bankier Thomas Brue (Willem Dafoe), Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman), Leiter einer semioffiziellen Spionageeinheit, Menschenrechtsanwältin Annabel Richter (Rachel McAdams), CIA-Agentin Martha Sullivan.
Wer sind die Marionetten? Wer zieht hier eigentlich die Fäden? Um an die Männer heranzukommen, müssen sie andere dazu bringen, so zu agiere, wie sie wollen.
Der eigentliche Kern, um den sich schließlich alles dreht, ist Einsamkeit – und Liebe.
Fast wie im richtigen Leben …
McAdams: ‚All diese Menschen suchen nach Liebe – unterschiedliche Arten von Liebe, auf unterschiedliche Weise, sei es nun die Liebe Gottes, die spirituelle oder körperliche Liebe eines anderen Menschen, oder aber fehlgeleitete bzw. unerwiderte Liebe.‘ (Pressetext)
Liest man die Besetzungsliste, so findet man das Who’s Who Hollywoods bzw. des deutschen Films.
Doch so etwas kann manchmal ganz schön gefährlich sein, der Staff vampirisiert den Plot, das Drehbuch ruht sich auf den Lorbeeren der Stars aus, aber Corbijn tappt in keine der ausgelegten Fallen.
Dominiert wird der Film von Philipp Seymour Hoffman, der völlig in seiner Rolle als Günther Bachmann, der scheinbar besessen ist, das Richtige zu tun, aufgeht.
Man könnte ihm Stunden, ja Tage zuschauen. ‚Seine Stärke war es, in einer Rolle vollkommen aufzugehen, ebenso ein vollkommener Mangel an Eitelkeit. Dabei hasste er, was er liebte, das war sein Fluch – was seine Darstellungen anbelangt, gab er alles.‘ (Anton Corbijn in The Guardian)
Corbijn erzählt außerdem, dass Seymour Hoffman so in seiner Rolle aufging, dass er eine Email mit Günther unterschrieb.
Ein paar hard facts noch zum Schluss:
Der Film basiert auf John Le Carrés Roman Marionetten.
Die Musik stammt von Herbert Grönemeyer, der auch in einer Nebenrolle auftaucht.
Gedreht wurde in Deutschland Hamburg und Berlin Herbst 2012.
Nach Control und The American ist ‚A Most Wanted Man‘ der dritte Spielfilm von Anton Corbijn.
Corbijn war ursprünglich als Fotograf erfolgreich -unter anderem portraitierte er Lucian Freud – sowie mit vielen Musikvideos von Depeche Mode, Herbert Grönemeyer, Arcade Fire und Tom Waits.
Alles klar?
A Most Wanted Man
2014, USA / Deutschland / UK, 122min
Drehbuch: John Le Carré (Buch), Andrew Bovell
Regie: Anton Corbijn
mit Philip Seymour Hoffman, Willem Dafoe, Rachel McAdams, Robin Wright, Nina Hoss, Daniel Brühl, Grigoriy Dobrygin, …
FSK 12 Jahre
Der Film kommt ab 12. September in die heimischen Kinos. In Wien läuft er hier!
