Schon wieder ein Ensemblefilm.
Diesmal allerdings aus Österreich und besonders im Vergleich mit 360 ein richtig guter.
Und auch Johannes Krisch ist wieder dabei und gibt bravourös eine zentrale Figur in Die Vaterlosen.
Zu Beginn treffen nach und nach die Mitglieder einer ehemaligen Kommune im steirischen Hügelland ein. Der Anlass ist das Ableben des Oberhaupts der alternativen Wohngemeinschaft. Der gemeinsame Vater zahlreicher Geschwister ist verstorben.
Mutter und Kinder, ein diskussionswürdige Führerfigur der oberflächlich freien Hippiekultur und seine Nachkommen, die Partner der erwachsenen Kinder, alte Verletzungen und neuen Bande treffen aufeinander.
Was bittersüß beginnt, nimmt nicht nur eine überraschende Wendung durch das Auftauchen von Kyra, die vor zwanzig Jahren plötzlich die Gemeinschaft verlassen hatte. Um sie rankt sich ein dunkles Geheimnis.
Geschickt werden die verschiedenen Beziehungsqualitäten der handelnden Personen beleuchtet, in Rückblicken, durch das Wandeln in zwei Zeitebenen kommt der Zuseher allmählich auf die Spur der damaligen Tragödie.
Fein, wie man die teils ungesunden Machtgefüge innerhalb der damaligen Kommune beobachten darf, ebenso spannend, was sich alles in der Gegenwart zwischen den erwachsenen Kindern und deren Partnern entwickelt und zerstört.
Keine Figur wird alleingelassen, kein Handlungsfaden bleibt unverknüpft.
Großartig der Cast von Rita Waszilovics, hervorragend die schauspielerischen Leistungen aller Protagonisten, Mitterhammer und Krisch at their best!
Bemerkenswert, wie es der Erstlingsdrehbuchautorin und Regisseurin Marie Kreutzer gelungen ist mit feiner Klinge die Widerwärtigkeiten der menschlichen Seelen zu filetieren und trotzdem nicht zum Voyeur ohne Mitgefühl zu werden.
Glaubwürdig und nachsichtig hat sie die einzelnen Charaktere gezeichnet, zeigt deren Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Anerkennung ebenso wie das Loslassen und die Suche nach Freiheit.
Man darf sich auf alles freuen, was noch aus ihrer Feder fließen wird!
Für Fans von Ensemblefilmen, für Anhänger des Österreichischen Films, für Rückblicker und Hinschauer.
Die Vaterlosen
2011, Österreich, 103min
Drehbuch und Regie: Marie Kreutzer
mit Andreas Kiendl, Andrea Wenzl, Emily Cox, Philipp Hochmair, Marion Mittehammer, Sami Loris, Pia Hierzegger, Johannes Krisch
FSK 12 Jahre
Der Film wurde u.a. bei der Diagonale 2011 mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und ist auf DVD erhältlich.