Kino. Prometheus. Dunkle Zeichen. Ein Film von Ridley Scott

PrometheusPrometheus ist sicher nichts für Menschen, die mit Naturwissenschaften oder Philosophie zu tun haben. Auch für Fans von Miss Theron könnte der Film ein eher unerfreuliches Erlebnis werden.
Alle anderen allerdings erwartet ein weiteres Meisterwerk des Science Fiction Horrors von Regisseur Ridley Scott. Detailverliebt und bombastisch zugleich fügt es sich mühelos in die Reihe der gelungenen Blockbuster des Genres.

Prometheus heißt das Schiff einer ebenso bunt wie klug zusammengestellten Crew von Wissenschaftlern und Systemerhaltern, „das zu neuen Welten aufbricht, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat“ (Raumschiff Enterprise, wer sich erinnert).
Oder doch?
Der sensationelle Fund eines naiv leidenschaftlichen Archäologenpaares überzeugt einen Investor die ‚Einladung‘ auf den steinernen Sternenkarten der Antike anzunehmen und zum Ursprung des menschlichen Lebens ins Weltall aufzubrechen. Zweifler und Gläubige treffen hier aufeinander, egoistische auf uneigennützige Motive, es gibt den reinen Toren und den Helden, auch die verschiedenen Bösewichte des Films zeigen durchaus menschliche Züge…
Dass auf der Expedition nicht alles glatt geht, ist klar und mehr, als dass die Ängstlichen zuerst daran glauben müssen, sei hier nicht zum Inhalt verraten.

Der Tradition der Alienfilme (ausgenommen die üblen Machwerke Alien versus Predator) verpflichtet gibt es alles, was das Herz des Genrefreundes begehrt:
phantastische Landschaften, gruselig schöne extraterrestrische Monster (hier sogar mit David-Profil), klinisch klare Weltraumästhetik, mit Liebe zum Detail gezeichnete Charaktere, mit denen man sich auch abwechselnd identifizieren kann, die passende Musik von Marc Streitenfeld mit Zitaten aus Alien und von Chopin, einen guten dramaturgischen Spannungsbogen, eine Brise Witz und eine Figur mit überragender künstlicher Intelligenz.

Apropos: sehr gelungen, wie hier die großen Fragen der Menschheit im Androiden David zur Spitze getrieben werden. Michael Fassbender spielt ihn herausragend und das sage ich nicht nur, weil ‚Lawrence of Arabia‘ auch einer meiner Lieblingsfilme ist!
Noomi Rapace entwickelt den Charakter der Archäologin Dr. Shaw glaubwürdig und die Fußstapfen von Sigourney Weaver sind ihr im Verlauf der Handlung gar nicht mehr zu groß.
Ein Wort noch zu Charlize Theron: niemand mag einer frustrierten Frau zwei Stunden lang dabei zusehen wie sie einfach nur wütend ist, sei sie auch noch so schön.

Fazit: Prometheus ist vielleicht nicht so berührend wie Avatar und besitzt nicht die Stringenz von Moon, hat aber durchaus das Zeug zum Genreklassiker, den man unbedingt gesehen haben sollte.

Für Fans der Alienfilme, für Menschen, die gute Dramaturgie, überraschende Wendungen und kribbelnde Spannung mögen.

 

Prometheus – Dunkle Zeichen

2012, USA, 124 min
Drehbuch: Jon Spaihts, Damon Lindelof
Regie: Ridley Scott
mit Noomi Rapace, Michael Fassbender, Guy Pearce, Idris Elba, Logan Marshall-Green, Charlize Theron
FSK 16 Jahre

Ab 9.8.2012 in vielen Wiener Kinos!
Es zahlt sich definitv aus den Film in 3D und OV zu sehen.

Nach der Pressevorführung in den sonnigen Vormittag ausgespuckt, verfolgen mich manche Bilder und Gedankengänge noch tagelang. Und wenn man früh am Morgen bei einem Wiener Würstelstand vorbeigeht und den schon reichlich illuminierten Besucher bei ihren Hetzreden zuhört, versteht man übrigens in der Sekunde, warum die Aliens unsere Spezies andauernd ausrotten wollen.

 

Dein Kommentar

keke Spam-Abwehr: *

7 comments

  1. fazit des gestrigen kinoabends- so ein androide wär manchmal zu hause schon ganz praktisch!

  2. Stell dir vor, alle suchen sich brad oder george aus: ein androidenchaos!

  3. club

    Diesen Film sollte man übrigens auf einer möglichst großen Leinwand sehen!

  4. Robert B.

    „Prometheus“ ist ein Film, an dem man das Wesen der Pornographie studieren kann. Es geht in beiden Fällen um die Erzielung eines simplen Reiz-Reaktions-Effekts. Und in beiden Fällen folgen Handlungen und Wendungen nicht etwa einer allgemein begründbaren Logik oder Plausibilität, sondern bestenfalls einem der Gattung innewohnenden Zwang. Weil Pornos ausschließlich wegen ihres Effekts konsumiert werden, kommt auch niemand auf die Idee, nach Handlungslogiken oder -plaubilitäten zu fragen. Wer wiederum im Fall von „Prometheus“ auf diese Idee kommen sollte, kommt man rasch dahinter, dass die Antworten in etwa so plausibel sind, wie dass (im Porno) jede Begegnung zwischen Menschen (und gegebenfalls auch Tieren) in sexuelle Hyperaktivität mündet.
    Es gibt natürlich ein paar nette Einfälle in „Prometheus“. Und die kennen wir alle schon aus „Alien“, „Species“ u.ä. Vielleicht deswegen haben sich Autoren von „Prometheus“ gedacht, dass sie, des notwendigen Mehrwerts willen, einfach alles, was der Science-Fiction-Film der letzten Jahrzehnte an netten Gimmicks zu bieten hatte, in eine Kiste packen, recht lose eine Schnur (= Dramaturgie) drumherumbinden und 3D draufschreiben.
    Nun gut, die Szene, in der die Heldin sich auf den OP-Tisch legt, um sich eine Krake aus dem schwangeren Bauch zu operieren, ist originell. Aber auch hier empfiehlt es sich, nur hinzusehen, den Nervenkitzel zu genießen – und keine Fragen zu stellen (… etwa in der Art, wieso die Frau in diesem antiseptischen Ambiente ihre verschwitzte Unterwäsche anbehält).
    Jemandem vorzuwerfen, dass er/sie „Prometheus“ mochte, wäre allerdings zutiefst philiströs. Es sei denn, er/sie ist jemand, der/die angewidert den Kopf über Leute schüttelt, die sich ab und zu einen Porno reinziehen …weil sie’s halt geil finden und weil sie eben mal gerade keine Frage beantwortet, sondern eine schnelle Triebabfuhr haben wollen.

    • lieber robert,

      herzlichen dank für deinen validen, eloquenten kommentar!
      und ich mag porno u n d prometheus, nicht nur wegen der schönen alliteration.
      keke grüße,
      claudia