Michael Ostrowski in Die Werkstürmer, einer romantischen Sommerkomödie im österreichischen Arbeitermilieu?
Warum nicht.
Der Mann könnte einem auch sieben Stunden en suite vergnüglich das Telefonbuch vorlesen, von S bis X zum Beispiel.
Kekinwien war einen Tag vor dem Kinostart bei der Galavorstellung im Gasometer.
Der fiktive Ort Falkendorf in der Steiermark.
Patrick Angerer (Michael Ostrowski) ist hier Kapitän der Fussballmannschaft, beliebter Schmähführer am Stammtisch und so wie alle Männer im Ort Arbeiter im Stahlwerk.
Sein Leben ist in Ordnung – bis auf die Tatsache, dass er vor einem halben Jahr mit Freundin Babs (Hilde Dalik) Schluss gemacht hat. Ein großer Fehler – wie ihm jeder im Ort andauernd ungefragt unter die Nase reibt. Doch als es mit den neuen Eigentümern der Stahlproduktion im fernen Wien im Zuge von Gehaltsverhandlungen zu Schwierigkeiten kommt, ändert sich alles.
Babs, die Vertreterin der Gewerkschaft, soll wieder nach Falkendorf kommen – mit ihrem Verlobtem.
Patrick muss etwas unternehmen …
Hilde Dalik und Michael Ostrowski sind nicht nur privat ein gutes Gespann, erfreulich, dass sie seit Contact High nun wieder gemeinsam fürs Kino vor der Kamera standen. Überzeugend, berührend, nie der Verführung des Übertreibens erliegend.
Auch das Ensemble wurde hervorragend ausgewählt: wunderbar ekelhaft Manuel Rubey als Magister Berkovich, ein aalglatter, korrupter Vertreter des Konzerns, kriechend und tretend in die jeweils richtige Richtung; ein „schönes Paar“ Holger Schober als feister Fabriksleiter Geigl und Susi Stach als seine Sekretärin.
Der Locationscout hat ganze Arbeit geleistet und Cineasten wird die außergewöhnlich gute Kamera von Petra Korner auffallen.
Für den einen wird der Film bloß eine gelungene romantische Sommerkomödie mit Lokalkolorit sein, andere werden auch die sozialkritischen Töne hören. Bei der Premiere in Graz gab’s jedenfalls Standing Ovations.
Gedreht wurde auch am Erzberg: „Den Menschen dort geht es nicht gut. Unsere Komparserie hat stark mitgelebt mit den Dingen, die vor der Kamera gesagt wurden.“ sagt der aus Fohnsdorf – wir erinnern uns an Kotsch! – stammenden Regisseur und Drehbuchautor Andreas Schmied in einem Interview für den Kurier.
Mutig und gut, dass Steirisch gesprochen wird – Hilde Dalik hatte in Ostrowski und Schmied gute Lehrer! Und auch die Tatsache, dass sich Schmied in seinem Kinoerstling gleich an das schwierige Genre Romantic Comedy gewagt hat, verdient Respekt. Er begründet seine Wahl mit der Tatsache, dass er als Auftragsautor für Film und Fernsehen damit die meiste Erfahrung hat. Hier wurde mit Hirn und Herz gearbeitet und nicht bloß mit dem Rechenstift im Hinblick auf „den Markt“.
Lieblingszitat: Babs: „I heirat‘.“ Patrick: „Bist deppert?“
Lieblingsszene: das Fussballmatch Fabriksarbeiter gegen Bonzen!
Romatischster Moment: Babs bindet Patrick die Krawatte.
Wer schenkelkopfenden Brachialhumor oder tiefschürfende Sozialkritik erwartet, ist im falschen Film.
Alle anderen werden „Die Werkstürmer“ mögen!
Für Steirer, Aufmümpfige, Mutbürger und Liebende.
Danach passt auf alle Fälle Was-auch-immer mit Kernöl und ein gscheites Bier zum Beispiel im Steirischen Schmankerlstüberl.
Die Werkstürmer
2013, Österreich, 92min
Drehbuch und Regie: Andreas Schmied
Regieassistenz: Joachim „Ramses“ Ramsauer
mit Hilde Dalik (Babs Brossmann), Michael Ostrowski (Patrick Angerer), Oliver Rosskopf (Ulf Horvath), Holger Schober (Erich Geigl), Manuel Rubey (Christoph Berkovic), … und Marion Mitterhammer als Gast
FSK: 0 Jahre
Der Film läuft ab 25.7.2013 in den – klimatisierten – Wiener Kinos.
club
Michael Ostrowski hat übrigens als 17jähriger vor dem damaligen Noricum Werk gegen die Produktion von Kanonen demonstriert. „So lange habe ich mich auf die Rolle vorbereitet!“ meinte er gestern bei der Galavorstellung im Gasometer.
Durch den Abend führte Paul Kraker: leider ein weiterer Beweis, dass es in Österreich offenbar keine geeigneten Moderatoren für Kinopremieren gibt.
Müde waren seine Fragen und schlecht vorbereitet er selbst, stellte er doch den Regisseur und Drehbuchautor Andreas Schmied als Andreas Schneider vor.Das zu einem großen Teil aus „Filmmenschen“ bestehende Publikum hat’s nur schwer verziehen.
Außer den zahlreichen Mitwirkenden des Films auch gesichtet: Rudi John, Alexander Strobele, Alf Poier.