Am grünen Rand der Welt – der neue Film von Thomas Vinterberg

Eine Frau zwischen drei Männern.
„Am grünen Rand der Welt“, ein Film von Thomas Vinterberg.

Im Mittelpunkt steht Bathsheba Everdeen (Carey Mulligan), die durch eine Erbschaft zu bescheidenem Wohlstand in Form einer Farm in Südengland gekommen ist. Eine Frau, die Selbstbestimmung und Unabhängigkeit groß schreibt und sich „being some man’s property“ nicht vorstellen kann. “Well, what I mean is that I shouldn’t mind being a bride at a wedding, if I could be one without having a husband.” (Bathsheba Everdeen)
Nach und nach treten drei Männer in ihr Leben …

Sicherheit, Treue oder doch Abenteuer?

Gabriel Oak, der Schäfer (wunderbar verkörpert von Matthias Schoenaerts) ist ein Mann weniger Worte aber großer Taten. Einer, der Bathsheba  treu und loyal zur Seite steht. Einer, auf dessen Meinung sie Wert legt und dessen Ratschläge sie annimmt.
Und die Frau im Kinosaal denkt sich spätestens in der 2. Hälfte des Films: Warum sieht sie diesen Fels in der Brandung nicht?

Dann ist da plötzlich William Boldwood (eindringlich und glaubwürdig dargestellt von Michael Sheen), ein alternder Junggeselle und reicher Farmer, der sich hoffnungslos in Bathseba verliebt. In ihr sieht er seine Chance doch noch einmal das große Glück zu finden. Er legt ihr die Welt zu Füßen, doch Bathsheba bleibt skeptisch.

Als sie schließlich auf Francis Troy (eher blaß: Tom Sturridge), einen jungen Soldaten und Blender trifft, ist es um sie geschehen. Ihm verfällt die Farmerin in der Sekunde hoffnungslos und heiratet ihn Hals über Kopf.  Doch schnell zeigt der Ehemann sein wahres Gesicht …

Vinterberg, Schoenaerts, Mulligan und Sheen – noch Zweifel?

Der Film ist eine Adaption des gleichnamigen Klassikers von Thomas Hardy aus 1874. Thomas Vinterberg gehört zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren (Die Jagd, Das Fest) und so traf es sich ganz wunderbar als ich unlängst in Kopenhagen war, dass „Far From The Madding Crowd“, so der Originaltitel, in den dänischen Kinos rauf und runtergespielt wird.

Wo Thomas Vinterberg draufsteht, ist immer Großes drin. So auch hier, wenn es auch ein wenig dauert bis der Film Fahrt aufnimmt. Anfangs wirkt die Angelegenheit ein wenig unterkühlt und sperrig.

Michael Sheen und Matthias Schoenaerts ist es zu verdanken, dass der Film schließlich doch funktioniert. Beide sind eine Idealbesetzung. Und wenn die zwei an einer Tafel aufeinander treffen und nur mit ihren Blicken um die Frau der Träume werben, wird klar, das ist großes Kino.

Manchmal sind viele Worte einfach überflüssig, nicht nur am grünen Rand der Welt.

Apropos Blicke: In Sachen „Große Liebesfilme“ haben sinat und ich für uns intern den „Langeblickeindex“ eingeführt. Ein guter Liebesfilm braucht lange Blicke. Wer jetzt nicht weiß, was ich damit meine klickt hier – lange Blicke in Perfektion. Dies stimmt auch in „Far From The Madding Crowd“.

Noch ein Wort zu Matthias Schoenaerts (Der Geschmack von Rost und Knochen, Bullhead, The Loft): Mich überrascht es ein wenig, dass der Belgier erst jetzt von der Internationalen Filmwelt quasi entdeckt wird. Sein Spiel ist wunderbar, glaubwürdig, natürlich, herrlich unaufgeregt und oft ohne viele Worte. Davon will ich unbedingt mehr.

Fazit: Wer Kostümschinken mag, ist hier richtig. Wer Vinterberg liebt, sowieso.

“Love is a possible strength in an actual weakness.” (Tom Hardy, Far From The Madding Crowd)

Am grünen Rand der Welt, Far From The Madding Crowd

2015, UK / USA, 119min
Drehbuch: Thomas Hardy, David Nicholls
Regie: Thomas Vinterberg
mit Carey Mulligan, Matthias Schoenaerts, Michael Sheen, …
FSK 6 Jahre

Der Film hat seinen Kinostart am 17. Juli 2015!

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