Hier kommt ein Feelgood Movie, der vielleicht gar keiner ist:
Beziehungsweise New York.
Xavier (Romain Duris), ein erfolgreicher Autor, geht auf die 40 zu. Mit seiner schönen Frau Wendy (Kelly Reilly) und seinen beiden reizenden Kindern lebt er in Paris. Doch die Idylle bröckelt. Wendy will die Trennung und zum Drüberstreuen auch gleich samt Nachkommen nach New York ziehen – zu ihrem neuen Freund.
Relativ spontan entschließt sich Xavier auch zur Übersiedlung in die Staaten. Er will seinen Kindern nahe bleiben. Schließlich kann er als Schriftsteller überall arbeiten.
So weit, so einfach – oder auch nicht …
Ab hier entwickelt die Handlung teilweise köstliche Turbulenzen und Situationskomik. Von der Problematik mit der Aufenthaltserlaubnis, einer Scheinehe, einer Samenspende für die lesbische Freundin bis zu Schwierigkeiten mit der Fremdenpolizei wird nichts ausgespart. Xavier kommt ganz schön ins Schwitzen und wir zum Schmunzeln oder Lachen.
Beziehungsweise New York ist die Fortsetzung von L’Auberge Espagnole – Barcelona für ein Jahr bzw. L’Auberge Espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg und die bereits siebente Zusammenarbeit von Regisseur Cédric Klapisch mit Romain Duris. Aber auch wer wie ich Teil 1 und 2 nicht gesehen hat, kommt auf seine Kosten.
Natürlich denkt man unwillkürlich an Richard Linklaters Mehrteiler Before Sunrise bis Before Midnight. Doch Cédric Klapisch bietet keine Analyse der Beziehungen, er bleibt leichtfüßig und amüsant. Nur wer unbedingt möchte, kann sich zum Beispiel um das Seelenheil der betroffenen Kinder sorgen, moralinsauer werden angesichts von Betrug und Lügen oder über die durch unbegrenzte Möglichkeiten entstehenden Herausforderungen für Beziehungen nachdenken.
Schöne Ausstattung, gute Dramaturgie, erfrischende Dialoge.
Ich mochte Isabelle (Cécile de France), Xaviers lesbische Freundin, besonders.
Und Audrey Tautou, als Marie, seine alte Flamme, ging mir gar nicht auf die Nerven.
Ich fand Xavier – entgegen vielen Einschätzungen der Figur in diversen Kritiken – weder chaotisch, noch orientierungslos.
Aber ich bin auch nur ein Kind meiner Zeit …
Fazit: eine fast romantische Komödie für Regentage im Frühling, die ihre Darsteller, die Menschen wie die Städte, in ein sympathisch weiches Licht taucht.
Für Freigeister, Berufsjugendliche, zum Hirnaushängen und ideal für ein erstes Kinodate.
Danach ins Ramien oder Café Français, ins Mochi oder Phil.
Beziehungsweise New York (Casse-tête chinois)
2013, F/ B / USA, 117min
Buch und Regie: Cédric Klapisch
mit Romain Duris, Audrey Tautou, Cécile de France, Kelly Reilly, Sandrine Holt, Li Jun Li, …
FSK 6 Jahre
Der Film läuft seit 1. Mai und vermutlich nicht mehr allzu lange in unseren Kinos, im De France in OmU.