Schon ‚mal auf die Idee gekommen, ein Konzert während der Zugabe zu verlassen, auf den letzten Raum einer Ausstellung zu verzichten, beim Essen vor dem abschließenden Espresso davonzulaufen, das Ende eines Buch nicht zu lesen oder vor dem Fluchtachterl zu flüchten?
Der letzte Satz ist noch nicht zu Ende gesprochen, der Abspann noch nicht einmal in Sicht, schon springt man wie von der Tarantel gestochen auf, rafft sein Zeug im Finstern zusammen, wurschtelt sich irgendwie aus der Reihe und verlässt fluchtartig den Kinosaal.
Warum?
Wirklich wundern darf man sich nicht, suggeriert uns doch auch das Fernsehen, dass der Abspann für ‚die Fisch ist‘ und switched nach der letzten Einstellung vole zur Werbung.
Ein Film ist erst dann zu Ende, wenn der Abspann vorbei ist.
Das Stichwort ist Respekt.
Respekt all denen gegenüber, die beim jeweiligen Film mitgearbeitet haben, vom Schauspieler bis zum Chauffeur, vom Regisseur bis zum Assistenten. Früher verpackte man schon in den Vorspann die Credits, heutzutage ist es vorwiegend eine Mischform, in der im Vorspann die wichtigsten Protagonisten bereits erwähnt werden und im Abspann dann die vollständigen Credits zu sehen sind.
Betritt man einen Kinosaal, taucht man in eine eigene Welt ein, vergisst alles rundherum und lässt sich treiben. Um langsam wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden, erste Eindrücke zu sortieren, kurz innezuhalten, spannende Details, Outtakes, Auflösungen oder Filmmusik zu entdecken, dafür lohnt es sich noch ein bißchen länger im Kino sitzen zu bleiben.
Ja, in diversen Credits gibt es viel zu entdecken. So liefert man zum Beispiel in Into the wild, 127 Hours und Ziemlich beste Freunde Fotos und Infos zu den wahren Personen.
Weitere Beispiele gefällig?
Wusstet ihr, dass Schindlers Liste nur MIT Abspann gezeigt werden darf, auch im Fernsehen, dies wurde in den Lizenzbestimmungen so festgehalten.
Wusstet ihr, dass in David Finchers Seven der Abspann von oben nach unten, nicht wie sonst üblich von unten nach oben verläuft.
Wusstet ihr, dass Irreversible den Abspann am Beginn des Filmes zeigt, nachdem der ganze Film in verkehrter Reihenfolge abläuft.
Wusstet ihr, dass Alan Smithee bzw. Thomas Lee jeweils ein Pseudonym für fiktive Regisseure bzw. Drehbuchautoren ist, wenn der jeweilige nicht mit dem Werk in Verbindung gebracht werden will.
Da soll noch einer sagen ein Abspann ist langweilig.
Sabine
Ich bekenne mich schuldig: auch ich schaue mir selten den Abspann eines Filmes zu Ende an. Vorgestern im Kino hab ich’s dann probiert, aber es ist gar nicht so einfach, wenn die Massen neben einem in der Reihe schon gen Ausgang stürmen. Tja, es ist eben nie einfach seinen Prinzipien treu zu bleiben, nicht mal im Kino. Aber ich bleib dran …
pia
vielen lieben dank für deinen kommentar.ja du hast recht manchmal ist es gar nicht einfach sitzen zu bleiben wenn sich alle an einem vorbeiwurschteln. selten aber doch passiert es mir dass fast alle sitzen bleiben, weil sie dermaßen geflasht waren (zuletzt passiert im votivkino bei spring breakers)
mein absoluter favorit im abspann sind die musiktitel, da hab ich schon oft manch schmankerl entdeckt.
Also, unbedingt dranbleiben!
keke grüße
pia