Wie geht die Gesellschaft mit Menschen um, die am Abgrund stehen?

Muss man Normen erfüllen und funktionieren um nicht wertlos für diese Gesellschaft zu sein?

Was ist normal, was verrückt?

Die Summe meiner einzelnen Teile hält uns den Spiegel vor!

Martin, ein genialer Mathematiker, wird aus der Psychiatrie entlassen und will sein Leben wieder in geordnete Bahnen bringen. Schnell wird klar, dass er scheitern muss, der soziale Abstieg ist vorprogrammiert, seine Freundin hat ihn verlassen, sein alter Job ist nicht mehr für ihn verfügbar und schließlich verliert er auch noch seine Wohnung.
Obdachlos, von seiner Krankheit wieder eingeholt und ohne Perspektive trifft er auf einen 10-jährigen ukrainischen Buben, mit dem er Freundschaft schließt. Mit ihm flüchtet er in den Wald. Er startet dort ein neues Leben, richtet sich häuslich ein. Er beginnt wieder zu leben. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer…

Dieser Film trifft den Puls der Zeit und bringt es auf den Punkt: wer nicht funktioniert, das heißt seinen Beitrag nicht leistet, wer Norm nicht entspricht, wird entweder wieder auf Schiene gebracht oder hat keinen Platz mehr in der Gesellschaft.

Teils mit der Handkamera gefilmt, was zur Folge hat, dass der Zuschauer von Anfang an Martin und sein „zerspringendes Ich“ (Hans Weingartner) fühlt und mit ihm seine Zwänge und Psychosen mitleidet, ist dies ein Film, der nahe geht.

Schön die Figur des kleinen Jungen,“der vielleicht nur eine Vision seines ‚inneren Kindes‘ darstellt, doch diese wahnhafte Wahrnehmung verdichtet sich zu einem Bild der Freundschaft und Solidarität.“ ( Die Zeit)

Gut gewählt auch der Wald, als quasi eigener Hauptdarsteller: hier abseits des Trubels kehrt endlich für Martin Ruhe ein und er empfindet erstmals das Gefühl von Aufgehobensein.

Für alle, die vor nachdenklichen, gesellschaftskritischen Filmen nicht zurückschrecken.
Eines ist jedenfalls sicher: für reichlich Diskussionsstoff nach dem Kino ist gesorgt!
Also nicht alleine hingehen!

 

Die Summe meiner einzelnen Teile

2011, Deutschland, 109 min
Drehbuch: Hans Weingartner, Cüneyt Kaya
Regie: Hans Weingartner
mit Peter Schneider, Henrike von Kuik, Timur Massold,…
läuft im Moment in folgenden Wiener Kinos

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