Schon im Vorfeld zum Kinostart gingen die Wogen hoch.
Viel wurde geschrieben, viel darüber gesprochen:
3096 Tage – Die wahre Geschichte der Natascha Kampusch.
Über die Geschichte selbst braucht man wohl nicht viele Worte zu verlieren, sie ist hinlänglich bekannt. Natascha Kampusch wurde 1998 am 2. März entführt und 3096 Tage von ihrem Peiniger Wolfgang Priklopil gefangen gehalten bis sie sich am 23. August 2006 selbst befreien konnte.
Es sei dahin gestellt, ob diese Geschichte verfilmt werden soll. So sehr man sich als Zuschauer auch bemüht, als ÖsterreicherIn kann man diesen Film wohl kaum rein als Spielfilm sehen und beurteilen.
Die Besetzung und der Stab sind hochkarätig, obwohl zuerst viele Schauspieler aus dem deutschsprachigen Raum absagten. Niemand wollte Wolfgang Priklopil spielen. Schließlich konnte der dänische Schauspieler Thure Lindhardt (Illuminati, Tage des Zorns, Keep the Lights on) für die Rolle gewonnen werden.
Über die Schwierigkeit in diesen Charakter hineinzufinden sagt Lindhardt: „Ja,die Rolle ist extrem schwer, weil ich den Täter und seine Tat in einer gewissen Weise verteidigen muss. Es fällt niemanden leicht, einen Menschen in Schutz zu nehmen, der etwas so offenkundig Falsches getan hat.“
Die Schauspieler tun jedenfalls ihr Bestes und so überzeugen auch Antonia Campbell Hughes und Amelia Pidgoen als Natascha Kampusch.
Der Film basiert auf dem unvollendeten Drehbuch von Bernd Eichinger, Michael Ballhaus (The Departed) kehrte für 3096 Tage hinter die Kamera zurück. Und diese darf als gelungen bezeichnet werden. Großteils wurde auf Weitwinkelobjektive verzichtet und die Kamera ausschließlich im Bunker positioniert. Beklemmend für den Zuschauer, die Enge ist spürbar.
Zur Kulisse noch ein Wort: diese entspricht eins zu eins der Realität und macht Distanz schier unmöglich, ist doch der Tatort hinlänglich aus den Medien bekannt.
Obwohl der Film durchaus als gelungen bezeichnet werden darf, bleibt eine Frage zum Schluss, die ich nicht zu beantworten vermag.
Warum soll man sich diesen Film anschauen?
3096 Tage
USA, 2012, 109min
Drehbuch: Bernd Eichinger, Peter Reichard
Regie: Sherry Hormann
mit Thure Lindhardt, Trine Dyrholm, Antonia Campbell Hughes, Amelia Pidgoen
Der Film läuft zur Zeit in vielen Wiener Kinos
Ein Wort noch zur deutschen Synchronisierung: diese wirkt für Österreicher durchgehend irritierend.