Kann man einen Film empfehlen, bei dem man selbst an seine Grenzen als Zuschauer stößt? Die Antwort ist ein klares Ja.
Dieser Film ist nichts für schwache Nerven und trotzdem oder gerade deshalb lege ich ihn euch ans Herz.
Erzählt wird die wahre Geschichte des IRA Mitglieds Bobby Sand (Michael Fassbender), der 1981 im Maze Gefängis in Nordirland in Hungerstreik tritt um als politischer Gefangener anerkannt zu werden.
Am Beginn zeigt Regisseur Steve McQueen vorwiegend die Lebensumstände im nordirischen Gefängnis und den Umgang der Wärter mit den Gefangenen. Die brutalen Bilder und die Atmosphäre des Films sind dabei für den Zuschauer fast unerträglich, so dermaßen distanzlos und körperlich: man ist geneigt wegzuschauen, tut’s dann aber trotzdem nicht.
Das Gespräch zwischen Bobby Sands und dem Priester Moran, in dem er ihm von seinem Vorhaben in Hungerstreik zu treten erzählt und überzeugen will, dominiert die Mitte des Films.
„Hunger“ endet mit dem 60 Tage dauernden Hungerstreik und dem Tod Bobby Sands.
Dieser Film ist an Brutalität und Intensität kaum zu toppen.
Müsste man ihn in einem Wort beschreiben: „extrem“ bliebe wohl ein Hilfsbegriff. Er lebt dabei durch seine Bilder und zeichnet eine gewalttätige, beklemmende Atmosphäre. Sprache tritt in den Hintergrund. Bis auf eine einzige Sequenz in der Filmmitte verzichtet Steve McQueen fast gänzlich auf das gesprochenen Wort und lässt beinahe ausschließlich Bilder sprechen. Diese einzige Ausnahme zeigt das Gespräch mit dem Priester – großartig, eine ca. 20 Minuten dauernde, ungeschnittene Szene mit nur einer einzigen Kameraeinstellung.
Nehmt euch nach dem Film nichts vor, als Zuschauer bleibt man verstört, nachdenklich, fassungslos und geschockt zurück.
Nach einer Erholungsphase bietet dieser Film allerdings auch unendlichen Diskussionsstoff.
Hunger
2008, UK, 92 min
Drehbuch: Steve McQueen, Enda Walsh
Regie: Steve McQueen
mit Michael Fassbender, Stuart Graham, Liam McMahon,…
Altersfreigabe: FSK 16
erhältlich bei www.amazon.at