Eines gleich vorweg: dieser Film wird sicherlich nicht jedermann gefallen.
Klar ist allerdings, The Master treibt Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman zu schauspielerischen Höhenflügen.
Schlicht meisterhaft!
Freddie Quell (Joaquin Phoenix) findet sich nach der Rückkehr aus dem Krieg in seinem Leben nicht mehr zurecht. Seine Versuche in diversen Jobs Fuß zu fassen scheitern kläglich. Alkohol scheint sein bester Freund. Eines Morgens erwacht er auf einem Schiff und trifft dabei auf Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffmann), den Master einer sektenartigen Gruppierung, die sich „The Cause“ nennt. Der Guru zieht Freddie in seinen Bann…
Der Film ist laut Regieseur Paul Thomas Anderson lose angelehnt an die Geschichte des Scientologiegründers L. Ron Hubbard.
Eine Geschichte über Leader und Soldier, über Menschen, die scheinbar bedingungslos einem Führer und dessen Ideen folgen.
Herausragend dabei die beiden Hauptdarsteller.Völlig zurecht sind beide oscarnominiert.
Joaquin Phoenix at his best. Er spielt Freddie, einen vom Krieg Geprügelten. Seine geknickte innere Haltung spiegelt sich nicht nur in Mimik und Sprache (er nuschelt, was die Sache in der OV zur Herausforderung macht), sondern auch in seinem Gang wider. Es tut weh ihm zuzuschauen und trotzdem kann man sich nicht abwenden. Eine gescheiterte Persönlichkeit, immer knapp davor die Kontrolle zu verlieren, undurchschaubar, instabil, destruktiv. Phoenix scheint sich völlig in der Rolle zu verlieren – extrem, aber sehr faszinierend und nie over the top.
Am intensivsten sind sicher die „processing“ Situationen. Die Close Ups haben etwas Beschwörendes.
Schön auch der Wechsel zwischen zwischen Schärfe und Unschärfe in diversen Szenen – ich mag das, wenn sich so der Fokus ändert.
Gefilmt wurde übrigens auf 65mm Film, dies gibt mehr Raum für Details und mehr Tiefe. Im übrigen ist dies seit 15 Jahren der erste Film in diesem Format auf einer Kinoleinwand.
Eine Frage sollte man sich allerdings nicht umbedingt stellen: Wohin führt uns die Geschichte?
Die Figuren machen nur bedingt eine Entwicklung durch. Aber vielleicht ist genau das der Clou an der Geschichte.
Einmal anschauen wird wahrscheinlich nicht reichen um alle Raffinessen zu erfassen. So sind zum Beispiel die Traumsequenzen nicht immer als solche erkennbar auf den ersten Blick.
Für Cineasten ist dieser Film ein Muss mit einer Schlussszene, die wirklich als gelungen bezeichnet werden darf.
Wie hab‘ ich das vermisst!
Für Fans großer Schauspielkunst und Freunde des 65mm Formats.
Danach ab nach Hause einen lieben Menschen anrufen oder eine große Tasse Milch mit Honig.
The Master
2012, USA, 144min
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Regie: Paul Thomas Anderson
mit Philip Seymour Hoffman, Joaquin Phoenix, Amy Adams,…
Der Film läuft in vielen Wiener Kinos.