Höhere Gewalt- Ein Film von Ruben Östlund
Eine schwedische Familie auf Schiurlaub in den französischen Alpen.
Die Idylle ist perfekt bis eines Mittags eine kontrollierte Sprengung einer Lawine zur Beinahekatastrophe wird. Anstatt die Kinder in Sicherheit zu bringen, flüchtet der Vater allein, ohne Rücksicht auf Verluste. Trotzdem kommen alle mit einem blauen Auge davon, aber das Ereignis hinterlässt seine Spuren und die Ehe steht vor einer Bewährungsprobe. Alles scheint wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu brechen.
Höhere Gewalt ist der 4. Film von Ruben Östlund und erinnert durchaus manchmal an ein Kammerspiel in den französischen Alpen. Es geht um übernommene Rollenbilder, Egoismus, Werte, Familienbilder und Erwartungen, die enttäuscht werden.
Der Mann wird als Macher gesehen, als Beschützer der Familie: stark und rational.
Ein einzelnes Ereignis bringt all dies ins Wanken. Der Überlebensinstinkt ist stärker. Jeder ist in Extremsituationen sich selbst der Nächste.
Anfänglich brodelt es nur innerlich, bis eines Abends die Vorwürfe der Ehefrau Ebba zu Tage kommen. Tomas, der Ehemann, bestreitet alles. Erst allmählich bricht eine Erkenntnis über ihn herein. Er hat versagt.
„Die Ehekrise weitet sich aus zu einer Krise der Männlichkeit.“ (Die Zeit)
Ein höchst spannendes Thema, dem sich Ruben Östland hier annimmt!
Welche Rolle spielen wir in einer Familie? Wie verhält man sich adäquat? Was ist generell von Rollenbildern zu halten? Ist man nicht damit immer zum Scheitern verurteilt?
Der Film ist in die fünf Urlaubstage der Familie geliedert.
Wunderbar gefilmt, große Landschaftsaufnahmen folgen frontalen, statischen Halbnah/ Naheinstellungen (Szenen vor dem Spiegel).
Immer wieder kehrendes musikalisches Motiv ist Vivaldis Vier Jahreszeiten / Winter, das die Dramatik unterstreicht und überraschenderweise nicht abgedroschen anmutet.
Ein eindringlicher Film, mit einem spannendem Thema, wundervoll umgesetzt.
Höhere Gewalt (Turist)
2014, Schweden, 118min
Drehbuch: Ruben Östlund
Regie: Ruben Östlund
mit Johannes Kuhnke, Lisa Loven Kongsli, Clara Wettergren, …
FSK 12 Jahre
Der Film wurde in Cannes sehr positiv aufgenommen, lief bei der Viennale 2014 und ist ab 23.1.2015 in unseren Kinos zu sehen.