Jeder kennt Freud, die wenigsten Reich.
Dank Antonin Svoboda und seinem Film Der Fall des Wilhelm Reich wird sich das jetzt ändern.
Der Film erzählt die letzten Jahre des österreichischen Wissenschaftlers Wilhelm Reich (Klaus Maria Brandauer) in den USA und die der Erforschung der Orgonenergie, der omnipräsente Lebensenergie. In Amerika wurde Reichs Handeln zuerst von der Pharmaindustrie, dann von der Atombehörde und Gesundheitspolizei (FDA) als politische Bedrohung wahrgenommen – mit der Konsequenz, dass er schlussendlich vor Gericht landete und zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde.
Beleuchtet werden neben dem berufliche Wirken des egozentrischen Wissenschaftlers auch seine teils schwierigen, ambivalenten persönlichen Beziehungen, allen voran die zu seinen Kindern.
Brandauer über seine Figur im Celluloid: „Er war jemand, der an allem interessiert war, was den Menschen betrifft. Psychiater, Psychologe, Mediziner und natürlich Soziologe. Er war aber auch ein Querulant und ein Besserwisser, alles in allem eine sehr vielschichtige Person.“
Es ist im übrigen nicht das erste Mal, dass sich Antonin Svoboda des Themas annimmt. So entstand bereits vor drei Jahren die Dokumentation Wer hat Angst vor Wilhelm Reich?
Urprünglich wollte man in den USA drehen, dort scheiterte man aber an der Finanzierung und so wurde die größtenteils in Englisch gedrehte Produktion nach Österreich und Südspanien verlegt.
Die Mitwirkenden an diesem Film lesen sich wie die Crème de la Crème des Österreichischen Films, allen voran ein wie immer gr0ßartig glaubwürdiger Klaus Maria Brandauer als Wilhelm Reich.
„Im Film kann man ja nicht spielen. Das ist ja das Furchtbare. Nein, im Film muss man einfach sein. Und möglichst so, dass jeder glaubt, es ist wahr.“ (Brandauer im Kurier)
Darüberhinaus Birgit Minichmayr als Aurora und Julia Jentsch als Reichs Tochter Julia, selbst Markus Schleinzer (Michael) zeigt sich erstmals in einer kleinen Rolle vor der Kamera.
Martin Gschlacht, der bekannt ist für seine eindrücklichen Bilder, zeigt sich für die Kamera verantwortlich.
Alles in allem ein wirklich gelungener Film, sicher aber eher ein „Minderheitenprogramm“.
Vordenker oder Querdenker? Visionär oder Wunderheiler?
Der Zuschauer ist aufgerufen sich selbst ein Urteil zu bilden.
Der Fall Wilhelm Reich, The Strange Case of Wilhelm Reich
2012, Österreich, 110min
Drehbuch und Regie: Antonin Svoboda
mit Klaus Maria Brandauer, Birgit Minichmayr, Julia Jentsch,…
FSK 10 Jahre
Der Film läuft in vielen Wiener Kinos
Wer mehr zum Thema Wilhelm Reich und seiner Orgontherapie wissen möchte, dem sei ein Artikel aus der Zeit ans Herz gelegt, der sich mit Menschen beschäftigt, die heute mit dieser Therapieform arbeiten:
http://www.zeit.de/2013/02/Film-Der-Fall-Wilhelm-Reich-Orgontherapie