„Das Beste, was ich seit langem im Kino gesehen habe.“ ( club)
Der Geschmack von Rost und Knochen.
Eine ganz besondere Liebesgeschichte.
Erzählt wird die Begegnung zweier vom Leben gezeichneter Menschen.
Ali (Matthias Schoenarts), wortkarger Kraftlackl, Boxer und Securitymann ist mit seinem Sohn in Südfrankreich gestrandet und trifft auf Stephanie (Marion Cotillard), eine Orka-Trainerin, deren Leben aus den Fugen gerät, als sie bei einem Unfall ihre Beine verliert.
Der Beginn einer Liebesgeschichte der etwas anderen Art.
Der Film beruht auf der Kurzgeschichte „Rust and Bone“ des kanadischen Autors Craig Davidson. Jacques Audiard tauschte allerdings kurzerhand die männliche Hauptfigur, die die Beine verliert, gegen eine weibliche. Er wollte nach seinem letzten Film Un prophet nicht wieder einen männlichen Hauptprotagonisten.
Dieser Film ist poetisch und in der nächsten Sekunde erbarmungslos und brutal.
Jede Szene ist wie verdichtetes Leben.
Dies verdanken wir unter anderem einem genialen Cast.
Sehr interessant, dass Jacques Audiard ursprünglich einen Laiendarsteller aus dem Boxermilieu für die Figur des Ali wollte – nach 200 gecasteten Laien ließ er allerdings von seinem Vorhaben ab und der belgische Schauspieler Matthias Schoenarts ergatterte die Rolle.
Er spielt Ali rauh, brutal, widersprüchlich, schweigsam, manchmal unsympatisch, im nächsten Moment dann wieder feinfühlig und im Laufe des Films immer weicher, eine Person, die sich nicht mit Worten, sondern nur mit ihrem Körper auszudrücken vermag.
Marion Cotillard ist Stephanie: nach ihrem Unfall leer, verzweifelt, hoffnungslos, weich und gefühlsbetont, aber auch ungeheuer stark. Sie scheint fasziniert von körperlicher Kraft.
Das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller hat etwas Intensives, Intuitives. Die Konversation beschränkt sich auf das scheinbar Wesentliche. Exemplarisch ganz wunderbar die Szene im Strandcafe, als Stephanie für beide beschließt die Sache mit mehr Ernst und Feingefühl anzugehen und Ali erst gar nicht die Wahl lässt.
Der Film hat mich in seiner Schonungslosigkeit und Authentizität berührt. Er hat alle Zutaten in genau der richtigen Menge.
Die Kamera genial, wenn sie sich langsam dem Protagonisten von hinten nähert, ihm quasi über die Schulter schaut. Auch die Boxkampfszenen in slow motion kommen an, dass das Zuschauen bereits weh tut.
Das Licht perfekt, von fast kitschigen Meeresblau, Blendflecken am Strand bis zum erbarmungslosen kühlen Blau im Krankenhaus.
Erwähnenswert die technischen Raffinessen: Die Beine von Marion Cotillard wurden mittels CGI Technik wegretuschiert. Als Zuschauer ist man fasziniert, was machbar ist.
Und nicht zu vergessen die Musik, die mit großem Bedacht gewählt wurde. Bon Ivers Wolves im Abspann ist hier nur das I-Tüpfelchen.
Eine Liebesgeschichte wie ich sie noch nie gesehen habe.
Kurzum ein MUSS für Menschen, die berührt werden wollen.
„Selten wurde im Kino mit so brutaler Schönheit gezeigt, wie zwei Menschen das Lieben lernen.“ (die Zeit)
Der Geschmack von Rost und Knochen (De rouille et d’os)
2012, Frankreich, 122min
Drehbuch: Jacques Audiard,Thomas Bidegain
Regie: Jacques Audiard
mit Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts, Armand Verdure,..
Der Film läuft im Moment in vielen Wiener Kinos.
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