Django Unchained ist ein Western von Quentin Tarantino, der in den Amerikanischen Südstaaten spielt. Und eine sehr ungewöhnliche Wiederbelebung eines Genres.
Das haben wir uns unbewußt immer schon gewünscht, Tarantino war es ein Herzensanliegen.
Ist Django (1966) von Corbucci blutrünstig, dann muss der Entfesselte Django von Tarantino wohl ein brutales Blutbad sein.
Ist er auch: wo Tarantino drauf steht, ist auch Tarantino drin.
Wer kein Blut sehen kann, sollte hier nicht einmal weiterlesen.
Im Jahr 1858 in den Südstaaten, zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg, kauft sich der Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz) in einer kalten Winternacht einen Sklaven names Django Freemann (Jamie Foxx). Er braucht ihn, um seinen tatsächlichen und überaus einträglichen Job als Kopfgeldjäger auszuüben. Für dessen Dienste, das Aufsspüren und Töten per Steckbrief gesuchter weißer Verbrecher, verspricht Dr. Schultz Django die Freiheit.
Der Doktor ist ein geradliniger Geschäftsmann mit deutschen Wurzeln und wird sein Wort halten. Als es so weit ist, hat sich zwischen den beiden Männern eine Art respektvolle Freundschaft entwickelt und so begleitet Dr. Schultz wiederum Django auf dessen Kreuzzug, um seine ebenfalls versklavte Ehefrau (Kerry Washington) ausfindig zu machen und freizukaufen. Nach einer langen, blutigen Odyssee gelangt man schließlich nach Candyland, der Plantage von Calvin J. Candie, hervorragend verkörpert von Leonardo DiCaprio.
Leo gibt den Besitzer einer Baumwollplantage in vierter Generation als charmantes, gelangweiltes Kind im Erwachsenenkörper, das Macht über Leben und Tod hat. Die Moralbegriffe des reichen Weißen kommen in diesen Tagen aus seinem Geburtsrecht und so ist sich Candie natürlich keinerlei Schuld bewusst, als er zur Belustigung seiner Gäste (Franco Nero!) im Wohnzimmer vor dem Kamin zwei Sklaven auf Leben und Tod miteinander ringen lässt – für mich die brutalste Szene des Films. Er kann auch anhand eines Schädelknochens anatomisch belegen, dass die schwarze Rasse zum Dienen geboren ist – eine grandiose Szene.
DiCaprio hat sich bei Tarantino um eine Rolle in Django beworben! Ursprünglich war der Plantagenbesitzer als älterer Mann geplant, doch Tarantino hat DiCaprio die Figur maßgeschneidert. Beide haben gut daran getan, denn den faszinierenden Bösewicht gibt DiCaprio unterstützt durch eine diabolische Maske schlicht wunderbar. Ob er sich auch Samuel L. Jackson als seinen Kammerdiener und quasi väterlichen Vertrauten gewünscht hat, entzieht sich meiner Kenntnis: für mich spielt Jackson das gesamte Staraufgebot des Films an die Wand.
Christoph Waltz hat seine Rolle auch mit Tarantino am Küchentisch mitentworfen. Und sich damit ebenfalls einen großen Gefallen getan: eloquent, schlau, materialistisch, aber letztlich doch menschlich brilliert er in seiner Rolle und gewann dafür den Oscar als bester Nebendarsteller. Französisch, Deutsch und in geschliffenem Englisch wickelt der Doktor seine Opfer ein, dass es so wie in Inglourious Bastards ein schieres Vergnügen ist. Und einer der vielen guten Gründe Django Unchained unbedingt in Originalfassung zu sehen.
Jamie Foxx geht neben Waltz nicht unter. Seine Figur wandelt sich im Laufe der Handlung vom fast gebrochenen Liebenden zum selbstbewussten Rächer und Retter. Man glaubt es ihm leicht angesichts der unfassbaren Grausamkeiten, die den Sklaven im Film widerfahren und die ihnen de facto in der Amerikanischen Geschichte widerfahren sind. Ein historisch interessanter Aspekt der USA wird beleuchtet, ob das allen gefallen wird? Dass Tarantino hier Kritik daran übt, dass der Wohlstand einer Nation auf den geschundenen Körpern einer Ethnie erbaut wurde, glaube ich ihm allerdings nicht.
Detailversessen bis zur Perfektion hat Tarantino auch bei Django gearbeitet: die Settings werden immer in die richtigen Farben getaucht, die Musikauswahl und das Timing sind atemberaubend gut. Bis hin zu den Zähnen der Schauspieler, die zum passenden Zeitpunkt weiß oder bräunlich sind, stimmt alles. Und dass bis auf Hildi, Broomhilda Van Shaft, die Ehefrau Djangos, alle wesentlichen Figuren des Filmes Mörder sind, die meisten sogar mehrfache, haben wir fast erwartet.
Alle klassischen Zutaten eines Italowestern sind vorhanden: eine Saloon Szene, der Ritt durch ein gottverlassenes Nest und über die schneebedeckten Berge, eine Massenszene zu Pferd (mit Don Johnson!), Schießübungen, die Schweigsamkeit der Hauptfigur, die Gespräche am Lagerfeuer.
Darauf und auf seine hervorragenden Darsteller hätte sich Tarantino verlassen sollen: fast drei Stunden sind einfach zu lang und ein einziger Showdown hätte auch genügt.
Trotzdem, über diesen Film wird noch viel gesprochen und geschrieben werden.
Für Tarantino Kenner; für Kinobesucher, die ein grandios agierendes Staraufgebot zu schätzen wissen; für Nostalgiker.
Django Unchained
2012, USA, 165min
Buch und Regie: Quentin Tarantino
mit Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Kerry Washington, Samuel L. Jackson, Don Johnson, Walton Goggins, Dennis Christopher, James Russo, James Remar, Michael Parks, Franco Nero, Quentin Tarantino,…
FSK beantragt für 16 Jahre, die Begleitung durch einen Erwachsenen wird dringend empfohlen.
website: http://www.djangounchained-movie.net/
Django Unchained läuft zur Zeit in zahlreichen Wiener Kinos .
kekinwien
kinostart: 18.1.2013 – einige zählen schon die tage!