Pastamara, Bar con cucina
Pastamara hat nichts mit Pasta zu tun.
Im The Ritz-Carlton Vienna ist Schwellenangst unangebracht.
Alle WienerInnen gehen ab jetzt ins Hotel essen und Negroni trinken.
Kein Scherz!
In meiner sozialen Blase sagt man ja schon ein paar Jahre lang wieder „Cin Cin!“ beim Anstoßen und nicht nur die eine oder andere ausgewiesene Barfly bestellt immer öfter Negroni. Der bittere Geschmack an sich erfährt bei Getränken und in Kochbüchern vermehrt eine (nötige und verdiente) Würdigung. Außerdem kann es grundsätzlich nicht genug moderne, kreative, italienische Restaurants geben in Wien.
Mit dem Pastamara hat am 3. Dezember 2018 nun eine weitere gute Adresse eröffnet.
Keine Pasta, echt jetzt?
In Italien bezieht sich der Ausdruck „Pasta amara“ (von ital. amaro, -a für bitter) auf die Schokoladenherstellung. Die Kakaobohne in allerlei hübschen grafischen Variationen auf der Speisekarte ist das bestimmende Designelement in der „Bar con cucina“.
Ciccio Sultano, ein sizilianischer Starkoch (Ristorante Duomo, Ragusa, zwei Michelinsterne) konnte für das Lokal im Wiener Ritz-Carlton gewonnen werden. Von ihm stammen Konzept, Karte und auch der Name. Und dann war er auch schon fast wieder weg. „Herausgekocht“ wird alles vom Team unter Sous-Chef Nicola Zamperetti. Es ist nicht der einzige Zuzug aus Italien im Team. Außerdem wurden und werden viele köstliche Produkte aus dem Süden zu uns verbracht. Gut für die Authentizität, Qualität und auch für die Stimmung.
Pastamara und italienisches Design
Den neuen Edelitaliener der Stadt betritt man durch die Eingangstür des Hotels, was nett ist, weil man immer freundlich begrüßt wird. Anstelle der ehemaligen Lobby, die zwar hochwertig, aber eher beliebig ausgestattet war, eröffnet sich zur rechten Hand nun ein einladender, zeitgeistig und geschmackvoll gestalteter Raum.
In der Mitte thront eine Bar mit stilisierter Oberlichte, schließlich geht es hier ja auch um die endgültige Etablierung des Aperitivo in unserer Stadt. Nicht mehr und nicht weniger. (Die Versuche im Roberto und der temporären Campari Bar vor dem Umbau des Schwarzen Kameels ebenda wurden unterschiedlich angenommen.)
Den Hintergrund des Raumes beschließt das momentan unvermeidliche von hinten beleuchtete Regal, befüllt mit schönen Dingen, davor fand ein großer Tisch für ebenso ungestörte wie gesellige Gespräche Platz. Ich meckere nicht, das DesignstudioTarruella Trenchs hat das alles sehr fesch gelöst und für eine größere Runde, die einen Bereich für sich allein haben will ohne vom Geschehen abgeschnitten zu sein, ist dieser Platz ideal.
Ein kleiner Wow-Effekt beim Betreten des Pastamara stellt sich also durchaus ein. Hochtische, Kaffeetischchen, Esstische, gemütliche Sofabänke: Hier findet wohl jede/r einen Lieblingsplatz. Kupferfarbene Spiegelelement trennen das Restaurant geschickt von der Lobby ab. Es entsteht ein geschützter Raum, aber man sieht, was vor sich geht draußen, wenn man möchte.
Die Materialwahl, die Anmutung sind allerdings nicht so luxuriös, dass sich keine/r reintraut. Das Haus steht allen schon ab 8.00 Uhr morgens zum typisch italienischen Frühstück offen. Es wäre lustig, hier einmal einen ganzen Tag zu verbringen …
Der Bann scheint gebrochen
Vom ersten Tag an interessierten sich die WienerInnen in einem sogar für das Haus selbst überraschend hohen Maß für das Pastamara. Bemerkenswert, denn die PR-Maschinerie war noch gar nicht vollends angeworfen. Aber ich verstehe es: Wer ein Mal einen Blick hinein geworfen hat, wird all die stimmig ausgeleuchtete und beschallte Herrlichkeit in Beige und Marmor näher betrachten wollen. Und wer da war, bleibt gern länger.
Die Atmosphäre ist elegant, aber nicht gespreizt. Man kann herrlich entspannen. Der Sehen-und Gesehenwerden-Faktor ist erfreulich vernachlässigbar. Und ja, zu essen und trinken gibt es auch jede Menge. Man fühle sich frei zu genießen, worauf man gerade Lust hat: „nur“ einen Espresso, ein Frühstück, diverse Panini, Kaffee und Kuchen aus der hauseigenen Pâtisserie, wie zum Beispiel eine erfreuliche Zitronentorte mit frischen Beeren und Erdbeereis – denn hier ist vieles hausgemacht, die Grisini, die Pasta, doch das Brot kommt vom Öfferl, gute Wahl – weiters Antipasti, einen klassischen Aperitivo, Eis, einen Teller Pasta, einen Drink, ein mehrgängiges Menü, Wein. Wer sein Weinwissen über die Region Italien mit Schwerpunkt Sizilien erweitern will, wird große Freude mit der Weinkarte haben: 200 Positionen, alles aus Italien.
Buon appetito !
Wir verkosteten folgende Gerichte – ich zitiere aus der Karte. Du siehst einige davon auf den Fotos weiter unten bitte. Das Service war hinreißend, auch ein sehr wesentlicher Pluspunkt!
- ANTIPASTO CICCIO SULTANO
PICKLED ARTICHOKES – GRILLED ARTICHOKES – MARINATED OLIVES – ROASTED OLIVES
um Euro 12,00; Öfferlbrot und Olivenöl kommt mit dem Gedeck. Nett zum Wein. - CAPONATA E POLPO
GRILLED OCTOPUS WITH CAPONATA
um Euro 12,00; der Teller hat sehr viel Spaß gemacht, da die Caponata wider Erwarten sehr elegant und harmonisch daherkam und der perfekte Oktopus verdient auftrumpfen konnte dadurch. - PESCE SPADA ALLA GHIOTTA
SWORDFISH CRUSTED WITH ALMONDS AND PISTACHIO WITH GHIOTTA SAUCE AND ROASTED ONIONS
um Euro 26,00. Es war möglich eine halbe Portion zu bestellen (wurde auch exakt so verrechnet), sehr sympathisch. Der Fisch war exzellent in seiner Konsistenz, die Ghiottasauce verlieh dem Gericht Pfiff: Sie kam in zweierlei Konsistenz, nämlich flüssig und als Pulver, witzig. Die „Panade“ aus Mandeln und Pistazien war mir fast ein bisschen zu fein und zurückhaltend. - RAVIOLI DI RICOTTA CON AGNELLO
RAVIOLI WITH RICOTTA, TUMA PERSA CHEESE AND LAMB RAGOUT
um Euro 14; ein erstaunlich mildes Gericht, das aber durch die Beigabe von knackigen Zuckerschoten und Fisolen viel an Charme gewinnt; auch angenehm für den kleine Hunger zwischendurch vorstellbar. - MAIALINO ALLA CHIARAMONTANA
BLACK NEBRODI PORK, STUFFED WITH CHIARAMONTANA FILLING AND SALT POTATOES
um Euro 22,00. Eindeutig mein Lieblingsteller! Ein Stück Kotelett alla Chiaramontana wird mit einer Mischung aus Fleisch, Salami und Gewürzen gefüllt, dann ist da noch ein dunkelrotes Stück Filet, auch vom halbwilden Nebrodi-Schwein, das so zart ist, dass man andächtig die Augen schließt, zwei Ofenkartoffel dazu und wunderbarer Jus. - CANNOLO SICILIANO
CANNOLO FILLED WITH RICOTTA AND ALMOND SORBET
um Euro 8,00; sollte man nicht versäumen!
Fazit: Das werden wir ganz gewiss wieder tun, in den Polstermöbeln versinken und eine genussreiche Zeit im Pastamara verbringen.
Pastamara, Bar con Cucina
The Ritz Carlton Vienna
Schubertring 5-7, 1010 Wien
Tel.: +43 1 311 88
web: www.ritzcarlton.com
Öffnungszeiten: täglich ab 8.00 Uhr
Nichtraucherlokal; geraucht werden darf in der D-Bar