Zum schwarzen Kameel
Frühstück bei Tiffany?
Mitnichten. Warum in die Ferne schweifen …
Denn das Gute liegt wirklich nah!
Früher, also in den 1980ern dachte ich „das Kameel“ ist etwas für alte Leute. Jetzt bin ich selber alt oder zumindest wesentlich älter als damals und mein Blick auf diese durch und durch wienenerische Institution hat sich naturgemäß verändert. In den 1990ern nahm ich die Brötchentheke plötzlich wahr und begann darüber nachzudenken, ob es wohl irgendwie religionsartige Hintergründe hat, ob man die Brote vom Trzesniewski lieber hat oder eben jene vom sogenannten Buffet hier.
Zum Schwarzen Kameel: seit 1618 in Wien
Dann in den 2000er Jahren rettete man uns hin und wieder im Kameel das Leben, indem man uns zu Unzeiten ein Schinkenbrot reichte, und zwar eines mit dem saftigsten, betörendsten und natürlich von Hand geschnittenen Beinschinken dieser Stadt. Wir begannen öfter hinzugehen, kauften Köstliches für Zuhause, das es nur dort gab.
Der Wein war immer gut. Besonders dann, wenn uns die anderen Watering Holes langweilten. Dies war alles vor dem zweiten Boom der Wiener Barszene wohlgemerkt. Und vor der Neueröffnungswelle, die viele interessanten Lokalen von neuem Typus, solche wie die herrlichen Weinbistros zum Beispiel, brachte.
Buffet, Restaurant und Feinkostladen
Die andauernde Dekade brachte wahrlich viel Neues und Spannendes: die Bar Campari und später dann unlängst den Umbau samt großartiger Erweiterung des aus dem Jugendstil stammenden Interieurs. Wie aus einem Guss ist das Kameel jetzt, elegant, gemütlich, edel. Ein Musterbeispiel für eine gelungene Erweiterung und Renovierung! Bevölkert ist es nach wie vor von der mehr oder minder feinen Wiener Gesellschaft, von Hipstern und Szeneleuten ebenso, von Touristen und in diesem Panoptikum fast unsichtbaren Genießern. Vielfalt ist etwas wunderbares.
Kalte und warme Happen oder so …
Hier kann man sich durch den Tag essen. Es ist quasi ein besonderer All-inklusive-Club: Die kulinarischen Genüsse sind vielfältig. Wer mag, sieht hier in die Karten. Das Schnitzel gehört sicher zu den Top 10 in Wien. Aber es gibt aber auch ein „Unterhaltungsprogramm“. In den neu gestalteten Bereichen sind die Tische teilweise so dicht an dicht, dass man unweigerlich Zeuge der „nachbartischlichen“ Konversation wird. Also im Restaurant speisen, eine Loge buchen oder allein kommen, wenn man etwas zu besprechen hat. Außerdem trifft man irgendwie immer jemanden, den man kennt. Oder es geht jemand vorbei, den man kennt. Denn draußen, bei der Beobachtung der Passanten, also des „Laufstegs“ im Schanigarten auf der Bognergasse wird einem sicher niemals fad.
Fazit: Das Schwarze Kameel empfiehlt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit als sicherer Genussort. Es ist ein Klassiker im erneuerten Gewand, der jetzt noch mehr Freude macht.
Zum Schwarzen Kameel
Bognergasse 5, 1010 Wien
Tel.: +43 1 533 81 25 11
E- mail: info@kameel.at
web: www.kameel.at
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 8.00 bis 24.00 Uhr (Küche von 12.00 bis 23.00 Uhr)
Schanigarten, Im Buffet darf geraucht werden.
(Beitragsbild: Zum Schwarzen Kameel, der lang gestreckte, große Schanigarten, Bild (c) Andrea Pickl – kekinwien.at)