Parémi
In der Bäckerstraße in Wien gibt es einen neuen Bäcker. Sein Motto ist wohl: Viva la France!
Ob das Baguette im Parémi wirklich so schmeckt wie in Paris, und ob es besser ist als anderswo in Wien, mussten pia und ich natürlich ehestmöglich herausfinden …
Wir waren am Tag 11 des Lokals ebendort testen. Und diese durch und durch französische Bäckerei und Konditorei, also Boulangerie und Pâtisserie war zu diesem Zeitpunkt wahrlich kein Geheimtipp mehr. Die Schlange an der Brottheke riss nie ab! Leider kann man hier ja keinen Tisch reservieren, aber am mittleren Vormittag wie bei unserem Besuch findet man schon noch ein Plätzchen. Notfalls ganz hintern an der Glasfront mit höchst spannender Aussicht in die Bäckerei!
Die Räume sind allesamt großzügig angelegt, ansprechend gestaltet und warten darauf mit Genießern beseelt zu werden. Mit der Atmosphäre hapert es noch ein wenig. Warum kann ich nicht so ganz festmachen, aber im Familienbetrieb des Dolce Pensiero zum Beispiel haben wir uns von Anfang an wohler gefühlt.
Vor Ort werken momentan insgesamt acht Personen, neben dem Inhaberpaar Patricia Petschenig und Rémi Soulier, aus deren Vornamen sich der Name dieses neuen Sehnsuchtsortes für Francophile ja zusammensetzt, noch zwei in der Backstube und der Rest im Verkauf. Ein klassisches Service an den Tischen gibt es nicht. Und die Toilette ist nur über den sehr schmuck renovierten Innenhof erreichbar, was ich im Winter nicht so rasend gern mag. Aber das war’s dann auch schon mit den negativen Kritikpunkten, denn der Gesamteindruck ist höchst erfreulich.
Das wichtigste im Parémi? Das Baguette!
Unsere keke Expertin mir hat diesem im Idealfall betörenden Brot und seinen Qualitäten ja hier einen ganzen Artikel gewidmet. Den Brot ist nicht gleich Brot. Und ähnlich wie bei der Sachertorte oder dem Beef Tatar ist ja jeder ein/e Expertin. Aber ihr habt schon recht: Schmecken muss es. Dieses hier wurde zumindest am Tag unseres Besuchs sehr dunkel gebacken, es ist relativ kurz insgesamt, zart, dicht und an den Enden sehr spitz zulaufend.
Eine der Kundinnen, die auch gut in die Josefstadt oder nach Hietzing gepasst hätte, monierte die dunklen Enden – sie bekam ein anderes. Dass dieses Brot frisch am besten schmeckt, weiß jedes Kind, nicht nur in Frankreich, deswegen wird im Parémi auch bis abends gebacken. Was soll ich sagen: Mir schmeckt’s! Besonders mit einer dicken Butterschicht finde ich Konsistenz, Geschmack, Geräusch der Kruste so betörend, dass ich wohl ein ganzes Baguette auf einmal allein aufessen würde.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Obwohl man in den neuen Bäckerei schon den Eindruck bekommen könnte. Denn das Angebot wird langsam weiter wachsen. Brotsorten gibt es derzeit fünf, zählt man die kastenförmige, phantastisch aussehende Brioche dazu, waren es am letzten Freitag vier:
- ein klassisches Baguette (siehe oben)
- ein Schwarzbrot, Pain au Seigle (250 g um Euro 2,10)
Viele Luftlöcher ähnlich wie beim Öfferl, kolossal krosse Kruste, aber nicht lang haltbar und nur frisch großartig, sagt pia. - ein dunkles Baguett mit diversen Körnern.
Die süßen Verführungen waren teilweise schon aufgegessen. Offenbar ist man vom eigenen Erfolg ein wenig überrascht worden und schafft es nicht die Vitrine auch wirklich über den Tag anhaltend zu füllen. Folgendes hatten wir n i c h t – die Bäckerei öffnet morgens um 7.00 Uhr und bis 11.00 Uhr waren die begeisterten Esser schon sehr fleißig:
- Croissant
- Le Citron
- Pains au chocolat
- Madeleines
Wir genossen hingegen ein Frühstück bestehend aus einem halben Baguette, Butter und hausgemachter Quittenmarmelade (sehr süß, aber gut, kann man auch für zuhause kaufen) um Euro 3,60. Dazu frisch gepresster Orangensaft (Euro 4,90) und Café au Lait (Euro 4,10). Der Kaffee war sehr gut, stark, nicht einfach bloß viel Milch mit einem kleinen Schuss Kaffee wie leider sonst so oft. Außerdem noch:
- Choux Praliné
Ein aufgeschnittenes Brandteigkrapferl gefüllt mit einer erstaunlich leichten Creme, deutlichem Haselnussaroma und nicht zu viel Zucker, innen ein nussiger Kern, zwei Stück bilden eine Portion um Euro 6,20. Definitv eine Sünde wert! - Salade Exotique
Eine frische, gesunde Mischung aus vielen Granatapfelkernen, der richtigen Menge Passionsfrucht, ein bisschen Mango und Orangenfilets um Euro 4,40. Gelungen! - Amandes au Chocolat
Offensichtlich von Hand ummantelt, auch hier mit dem richtigen Quantum Süße und leichten Salzaromen. Die besten seit langem um Euro 6,10. - Moelleux au Chocolat
Das Törtchen (um Euro 5,80) ist dicht und leicht gleichzeitig in der Konsistenz, wird also seinem Namen gerecht. Die Außenhülle wirkt knackig und karamellisiert, der Geschmack zeigt deutliche, angenehme Bitternoten. Sehr elegant (mit Blattgold obenauf) und wahrlich köstlich!
Bei den Zutaten wie dem Mehl für das Baguette (aus Frankreich wie man am Bild unten sieht), der Butter und den Eier (bio) wird viel Wert auf Qualität gelegt. Die Milch war übrigens nicht bio (Nöm), da geht eventuell noch ‚was. Geplant sind noch weitere Salate, eine Erweiterung des pikanten Sortiments, das am Tag unseres Besuchs aus einem belegten Baguette und einem Gebäck mit Blauschimmelkäse bestand, weiters Quiche und Variationen bei den Tartes und Pralinés. Man sieht sich schon bei einem Glas Champagner den Tag ausklingen lassen …
Fazit: Insgesamt spürt man im Parémi Leidenschaft, Können, die Liebe zum Detail und einen hohen persönlichen Anspruch an das eigenen Tun.
Ein guter Ort.
Parémi Boulangerie- Pâtisserie
Bäckerstraße 10, 1010 Wien
Tel.: +43 1 99 74 148
E-mail: bonjour@paremi.at
web: www.paremi.at
Öffnungszeiten: Di bis Fr 7.00 – 19.00 Uhr, Sa 8.00 bis 18.00 Uhr, So 8.00 – 14.00 Uhr
Nichtraucherlokal, Tageszeitungen vorhanden, Brot, Gebäck, Süßes, Kaffee, … auch zum Mitnehmen
(Beitragsbild: Die Brottheke im Parémi, Bild (c) Andrea Pickl – kekinwien.at)
Reinhild Berger
Das „Pain au chocolat“ ist sensationell! Französisch vom Feinsten.