Markt = Solidarität mit der Umwelt und unter den Menschen.
Ein Marktbesuch ist wie ein Gesellschaftsspiel, bei dem man auch in Zeiten ohne Virusgefahr nur in sehr geringem Ausmaß körperlich miteinander in Kontakt kommt, aber dennoch das Gefühl hat, gemeinschaftlich an einer Sache mitzuwirken – wir sind Markt. Im Freien ist die Ansteckungsgefahr wie wir erfahren haben wesentlich geringer (so schön es auch wäre, in Wien eine echte Markthallte zu haben). Trotzdem: Maske nicht vergessen!
Gerade in der Pandemiezeit ist es eine mehrfach bereichernde Erfahrung sich auf einem Markt mit Lebensmitteln zu versorgen.
Unsere Märkte wurden im Frühling vielfach neu gestaltet, indem man die Marktplätze vergrößert und die Stände weiter voneinander platziert hat, um zu dichte Menschenansammlungen zu vermeiden. Das ist in Wien hervorragend gelungen und sollte auch für die jetzt leider unvermeidbar 2. Auflage eines Lockdowns gut funktionieren. Am Markt können wir in schwierigen Zeiten ‚zusammen stehen‘ auch wenn wir nicht zu eng beieinander stehen.
Die Mehrheit vermisst die körperliche Erfahrung der Masse auf dem Markt anders als bei Partys nicht.
Einen guten Marktbesuch macht nicht beengendes Gewurrl wie auf einem Kirtag aus.
Ein guter Markt zeichnet sich durch frischeste Waren aus, Produkte aus der Umgebung von den besten Produzent_innen und/oder besondere, typische Spezialitäten aus anderen Weltregionen, im Idealfall von einer Vielzahl von Anbieter_innen präsentiert auf einem Platz zum direkten Preis-Leistungs-Vergleich.
Um diese Angebote, die einem die Märkte machen, voll auskosten zu können, erzähle ich hier, wo man auch unter der Woche nicht auf verlorenem Posten steht, und welche der vielen Samstagsmärkte die jeweils beste Wahl sein könnten.
Denken wir an Marktstände, sieht fast jede_r zuerst das bunte Obst und Gemüse vor dem geistigen Auge. Ich beschränke ich mich bei diesem Rundgang über Wiener Märkte aufs frisches Vegetabiles. (Auf nicht Veganes müsste man vertiefender eingehen.)
Für das schönste, saisonale Obst und Gemüse aus der Region empfehle ich den MEIDLINGER MARKT.
Man entdeckt auch wirklich rares wie wilde Beeren, Steinpilze, heimische Kiwis, Mispeln, Asperln und noch viel Ausgefalleneres.
Neben zwei Obst-Gemüse-Läden in fixen Pavillons bauen hier (Montag bis Freitag bis zum frühen Nachmittag) mehrere überaus ambitionierte Marktfahrer_innen auffallend schön bestückte Stände auf. Am Samstag Vormittag gibt es eine noch größere Auswahl, aber kein Gedränge. Unter der Woche ist der Meidlinger Markt der wahrscheinlich lebendigste und vielfältigste Markt in Wien – übersichtlich, herzlich, einladend.
Ebenso überraschend ist es vielleicht, wenn ich als zweites für den Obst- und Gemüse Einkauf zum Weg in die Leibnitzgasse beim VIKTOR-ADLER-MARKT in Favoriten rate. (Montag bis Samstag, bis Mittag.) Viel von dem dort auf den Markttischen ausgebreiteten Gemüse kommt immer noch aus dem Umland von Wien. Die günstigen Angebote für größere Mengen werden lauthals verkündet – “zwa Kilo an Euro!” – das Einkaufserlebnis bekommt man gratis dazu. Nichts für Anfänger_innen beim Markteinkauf, aber wer das nicht kennt, lässt sich einen ganz besonderen Teil Wiens entgehen. Ein ‚unter der Woche‘ Tipp, für Coronazeiten ist am Samstag vielleicht immer noch zu viel los. (Bei den Geschäfte am Viktor-Adler-Platz direkt kenne ich mich nicht gut aus, weil er doch weit von ‘meinem Bezirk’ entfernt liegt und mir andere der fixen Marktplätze ‘näher am Herzen liegen’.)
Am berühmt, berüchtigten NASCHMARKT hält für Kenner_innen von guter Obst- und Gemüse-Qualität vor allem ‘Kuczera’ (Stand 374-376) das Zepter hoch. Produziert wird auch in der eigenen Gärtnerei in Simmering, das aufmerksame Verständnis für Pflanzen liegt beim Traditionsbetrieb in der Familie.
Man erhält schönes Gemüse und Obst auch an anderen Ständen, wenn man sich zurechtfindet zwischen den immer noch überbordenden Touristen-Souvenirs und den wachsenden Meeren von Plastikschälchen mit Gewürzen.
Wer erstklassige Qualität sucht und nicht auf den Preis schauen muss, geht zu ‘Himmelsbach’ (Stand 41–45).
Noch exklusiver als ‘Himmelsbach’ sind die zwei fixen Gemüse Stände am KUTSCHKERMARKT im bürgerlich-grünen Währing. Alles sehr fein, nur zerbricht man sich bei ‘Ahmed’ und ‘Emil’ nicht den Kopf über die Sinnhaftigkeit von Saisonalem und kurzen Lieferwegen. Erdbeeren zu Weihnachten, Spargel im Herbst, geschälte Kartoffeln in der Vakuumverpackung, all das erschreckt mich immer wieder.
Am Samstag blüht weiter nach oben in der Kutschkergasse ein Markt wie aus dem Bilderbuch auf. Vor allem Selbstvermarkter_innen bieten dort ihre rundherum ehrlichen Erzeugnisse an.
Die ‘Bioschanze’ (auch Kettenbrückenmarkt) bringt das ‘wildeste, saftigste, fetteste’ Gemüse, das man sich vorstellen kann, von ihren Feldern in Floridsdorf. Wunderschönes Obst und Gemüse liegen in den Körben vom ‘Biohof zum grünen Baum’ im nahen Niederösterreich, in Göllersdorf ist vielleicht auch das Wetter besonders schön …
Allein für’s Gemüse muss man zum Kutschkermarkt, dabei wäre das noch lang nicht alles.
Wer ganz auf Bioqualität vertraut und unter der Woche solche auf dem Markt sucht, ist bei ‘Biomartin’ am VORGARTENMARKT, im wieder immer interessanter werdenden nördlichen Teil der Leopoldstadt gut aufgehoben. Das Biomartin Stammgeschäft dagegen liegt am Ottakringer Yppenplatz in einem Hinterhof. In beiden Läden findet man ein breites, italienisch angehauchtes Bio-Angebot, das weit über Obst und Gemüse hinausgeht. Zudem baut das Biomartin-Team Samstag Vormittags am Biomarkt Langegasse, am Karmelitermarkt und direkt am Yppenplatz seinen Stand mit Obst und Gemüse auf.
Der besondere Reiz an der YPPEN-BRUNNEN-MARKT Kombination am Samstag Vormittag ist wie sich das vorwiegend türkische Gemüseangebot, das die ganze Woche in der langen Brunnengassen angeboten wird, dann auf den Yppenplatz ausdehnt. Die großen Schütten mit Bergen von Orangen, Auberginen, Paprika, … sind immer richtige Eyecatcher und natürlich ist das billig. Daneben bieten Selbstvermarkter_innen ihre Spezialitäten vom kleinen Hof oder Gartenan – ein paar richtig reife Erdbeeren, Äpfel einer fast vergessenen Sorte, frische Gartenkräuter oder liebevoll gebundene Blumensträuße. Auffallend ist der ungarische Pilzstand mit wilden und den wildesten Zucht-Pilzen (auch Kutschkermarkt). Da liegen jetzt auch frische schwarze Trüffel ab 9.- !
Ein Samstag Vormittag am meist besuchten Markt Wiens ist manchmal etwas chaotisch, stürmisch, in Coronazeiten manchen zu heftig.
Der sonst leider viel zu ruhige KARMELITERMARKT, im city-nahen, teilweise aufgemotzten Teil der Leopoldstadt ist nur am Samstag bunt und lustig. Dann wird neben dem viel zu wenig beachtetem Obst und Gemüse in den Pavillons an sehr vielen unterschiedlichsten Ständen buntes ‘Grünzeug’ präsentiert und natürlich noch viele andere markttypische Lebensmittel.
Einige Stände bedienen hier auch am Freitag vormittag ihre Stammkund_innen, da sich dann sonst kaum wer auf den großen Marktplatz verirrt kann man besonders ungestört und ‚virensicher‘ seine Einkäufe tätigen.
Am Samstag reicht der Markt durch die Corona-Neuaufstellung jetzt bis zur Haidgasse, bitte die Stände dort nicht vergessen – es wäre vorallem wegen der Blumen!
Fast alles Gemüse auf den Markttischen des Karmelitermarktes wächst in der Nähe und ist saisonal.
Bio bringt ‘Rampf’ vom Hof im Burgenland (auch Kettenbrückenmarkt und Samstags-Rochusmarkt).
für mich gibt es keinen samstäglichen Karmelitermarkt- Besuch ohne Einkauf beim ‘Krautwerk’. Aus Großmugl, 50km entfernt von Wien, kommen seltene Gemüsesorten aller erster Bio-Qualität, das lässt auch Kochprofis staunen. Für die Sorten Auswahl und den richtigen Anbau ist dem ‘Krautwerk’ kein Experiment zu aufwendig, dem sollte man beim Hoch-Genuss die angebrachte Aufmerksamkeit schenken.
Nie macht man etwas falsch, wenn man das Obst bei ‘Altenrieder’ aus Nussdorf ob der Traisen kauft. Das kann man neben dem samstäglichen Karmelitermarkt dann auch am Kettenbrückenmarkt beim Naschmarkt, am Markt in Tulln und am Südbahnhofmarkt in Linz.
Am Samstag ignorieren die Tourist_innen, die vom Flohmarkt zum Naschmarkt mitten hindurch strömen, den KETTENBRÜCKENMARKT. Sie schauen nicht links und rechts und erkennen nicht, dass sich hier der eigentlich spannende Lebensmittelmarkt abspielt. In Unkenntnis, was sie damit anfangen sollen, wollen sie wohl auch gar nichts davon wissen. Der Landparteienmarkt mit viel Tradition ist auch wirklich etwas für ‘eingefleischte Marktgeher_innen’, die nach den besten Produkten für die Küche suchen.
Die Stände wurden auf dem großen Platz weiter auseinander angeordnet, was noch mehr zum Besuch einlädt und auch ohne Virusverbreitungs-Vorsichtsmaßnahme bei den vielen Landparteien schon längst eine gute Idee gewesen wäre.
‘Biohof-Binder’ (auch Liesingermarkt) arbeitet auf seinen niederösterreichischen Feldern biologisch seit 1996. Gemeinsam mit der ‘Bioschanze’ (auch Kutschkermarkt) und dem ‘Biohof Rampf’ (auch Karmelitermarkt und Rochusmarkt) beherrschen sie nahe der rechten Wienzeile die biologische Obst und Gemüse Szene.
Im Mittelgang hat man bei den vielen Marktfahrer_innen eine gute Auswahl zum Preis-Leistungs-Vergleich beim Standard-Markt-Gemüse-Programm. Exklusive Spezialitäten überraschen eine immer aufs Neue bei den zahlreichen kleine Selbstvermarkter_innen mit einer jeweils sehr individuellen Garten-Palette. Vom frischen Amarant bis hin zum Sanddorn, Holler -Blüten und -Beeren, frisches Buchweizengras und einheimischer Ingwer, man entdeckt alles, was man kennt, oder eben noch nicht.
‘Helene’, DIE Marktfrau Wiens kommt nur von Frühling bis Herbst mit prächtigem Gemüse von ihrem Hof in Frauenkirchen auf den Kettenbrückenmarkt. Ihren eigentlichen Laden, in dem noch weit mehr geboten wird, hat sie leider nicht am Naschmarkt, sondern in der Kettenbrückengasse (auch Hernalser Hauptstraße). Unverständlicherweise nicht auf dem Markt ist die LGV (Landwirtschaftliche Gemüse Verwertungsgenossenschaft), sondern mit ihrem ‘Gartengschäftl’ gleich am Beginn dieser Gasse zu finden. Es gäbe noch manches unweit der Kettenbrücke, das gut auf den Markt passen würde. Last but not least ist am Ende der sagenhaften Gasse noch ‘Henzls Ernte’ mit frischen und haltbar gemachten Wildkräutern.
Einige permanente Marktplätze und Marktstraßen in Wien – mit Wochenmärkten:
Der derzeitige Rahmen der Öffnungszeiten ist Montag bis Freitag von 6.00 bis 21.00 Uhr und Samstag von 6.00 bis 18.00 Uhr.
Für Details zu den einzelnen Ständen bitte bei diesen direkt nachfragen!
- 2. Bezirk – KARMELITERMARKT – mit kleinem Landparteienmarkt Freitag Vormittag, großem Landparteienmarkt Samstag Vormittag – U2; Tram 2; Bus 5A
- 2. Bezirk – VORGARTENMARKT – mit kleinem Landparteienmarkt Samstag Vormittag – U1, Bus 82A
- 2. Bezirk – VOLKERTMARKT – Kleinst-Markt, mit kleinem Samstag Landparteienmarkt – Tram 2, 5, O; (U1, U2)
- 3. Bezirk – ROCHUSMARKT – mit kleinem Landparteienmarkt Samstag Vormittag – U3; Bus 74A
- 6. Bezirk – NASCHMARKT – größer Markt Wiens mit großem anschließendem Landparteienmarkt KETTENBRÜCKENMARKT, Samstag Vormittag – U4; Bus 59A
- 10. Bezirk – VIKTOR-ADLER-MARKT und Leibnitzgasse – U1; Tram 6,11,O; Bus 14A
- 12. Bezirk – MEIDLINGERMARKT – weitere Stände von Landparteien am Samstag Vormittag – U6, Bus 63A
- 15. Bezirk – MEISLMARKT – Halle – mit kleinem Landparteienmarkt Samstag vormittag auf der Hütteldorferstrasse – U3, Tram 49; Bus 10A
- 15. Bezirk – SCHWENDTERMARKT – kleiner Markt mit kleinem Samstag Landparteienmarkt – Tram: 5, 9, 18, 46, 49, 52, 60
- 15. Bezirk – BRUNNENMARKT – sehr großer Markt mit großem Landparteienmarkt YPPENMARKT am Samstag Vormittag – U6, Tram 2, 33, 44
- 18. Bezirk – KUTSCHKERMARKT – mit großem Landparteienmarkt am Samstag Vormittag – U6, Tram 40, 41
- 20. Bezirk – HANNOVERMARKT – weitere Stände von ‘Landparteien’ am Samstag Vormittag – Tram 5, 31, 33, O
einige ‘reine’ Wochenmärkte:
- 1. Bezirk – BIOMARKT FREYUNG – Freitag und Samstag – Bus 1A
- 6. Bezirk – GUMPENDORFERMARKT – Ecke Stumpergasse – Donnerstag – U4; Bus 57A
- 7. Bezirk – LERCHENFELDERMARKT – Ecke Schottenfeldgasse – Freitag – U6; Tram 5, 33, 46,
- 8. Bezirk – BIOMARKT LANGEGASSE – Samstag Vormittag – U2; Tram 2; Bus 13A
- 9. Bezirk – SERVITENMARKT – Donnerstag – U4; Tram 1, D (sehr ruhiger Pandemie Tipp!)
- 9. Bezirk – WUK BIOMARKT – Freitag – U6; Tram 5, 33,40, 41, 42
- 23. Bezirk – LIESINGERMARKT – Freitag – S1, S2, S3, S4
(Beitragsbild: „Gemüsebeute“ auf dem Markt im Herbst, Bild (c) Mischa Reska – kekinwien.at)
Andreas Aichmayr
Liebe Mischa, gratuliere zu dieser tollen Idee… in Salzburg sind wir da ja wesentlich kleiner aufgestellt….
Liebe Grüsse Andi