Das Chang Noodels war seit vielen Jahren eines meiner Lieblingslokale.
Wie es sich mit Geheimtipps nun einmal verhält, war es der von vielen und da es klein und immer sehr gut besucht war, hätte ich meinen asiatischen Nudelsuppenfavoriten nie öffentlich preisgegeben.

Das Chang Duck daneben war für feinere Anlässe eingerichtet mit zelebrierten Gerichten, aber unverständlicher Weise meist so leer, dass das Sitzen dort langweilig war. Jetzt wurden die beide räumlich und inhaltlich zu einem Restaurant “designed”.
Man muss der quirrligen, dampfenden Nudelbar wie den ausgefeilten Duck-gerichten und günstigen Gourmet-Jahreszeiten-Menüs nachtrauern.
Doch was kann das neue “Chang Duck & Noodels”?

Betritt man das Lokal jetzt von der Ecke Wiedner Hauptstrasse – Waaggasse, stößt man zuerst auf die metallene Küchenabtrennung, die als Rendering sicher “cool kommt” und unter Technikstudenten ihre Fans sucht. Immer lustige “Punkte” springen einen von der asiatisch inspirierten Tapete mit dem Charme der 60er Jahre an. Der kleinere Raum ist hell und vor allem tagsüber einladend, der zweite ist weicher und intimer, mit schönem Holz und gedämpftem Licht. Von hier wie dort sieht man durch die großen Fenster herrlich auf den kleinen Platz. Die Akustik ist gut, keine Musik stört die Aufmerksamkeit für das Essen und die Unterhaltung mit charmanter Begleitung.

Auf der Karte finden sich wechselnde Wochengerichte, Mittagsmenüs und eine Nachmittagskarte, gedacht als eine Art Dim-Sum Tee – was man statt einem Treffen im Kaffeehaus ausprobieren könnte, die Stimmung dürfte passen. Die Tees sind auf der Karte vernachlässigt, die Weine sind nicht von irgendwem – Umathum, Artner, Gross.

“Xiao Long Bao” – kleine Dampfkorbtäschchen z.B. gefüllt mit: Frühkraut, Wasserkastanie, Morchel, kennt man in Wien sonst kaum. Dass man aus diesen chinesischen Baozi die etwas flüssige Füllung erst heraussaugt, um sich nicht zu verbrennen, muss man als Lang-Nase lernen. Der mit Zitrusfruchtaroma marinierte Rettich ist eine gute Beilage. Die kräftigeren, markanteren gebratenen Gyoza Teigtaschen kommen unbegleitet.

Von der Standardkarte sind die kleinen Suppen die Klassiker, die sich bei uns durchgesetzt haben: Tom Yum Gong, Wan-Tan, Miso und Kokossuppe, gut wie selten wo. Die Muscheln, Garnelen, Pilze und alles weitere ist makellos frisch. Man soll nicht entscheidungsfaul, dem aufkommenden Trend folgend auf die sehr speziellen Vorspeisen verzichten und erwarten, dass die Hauptspeisen in immer größeren Mensa-Portionen serviert werden. Zum einfachen Sattwerden sind hier die zahlreichen Varianten gebratener Nudeln und Nudeln in Sauce das Richtige. Das Konzept dieser Wokgerichte lässt aber keine so klaren, differenzierten Geschmackseindrücke zu wie die asiatischen Nudelsuppen.

Um sich das vor Augen und dann in den Mund zu führen, kann man sich (Film-Tipp nebenbei) die immer noch herausragenden Komödie “Tampopo” ansehen. Es bleibt zu hoffen, dass die “Nudelsuppenhochkultur”, von der das Chang auf seiner Homepage schreibt, weiter hoch gehalten wird – auch wenn es leider keine Udon Suppen mehr gibt.

Die Ente ist nach wie vor erstklassig – es gibt sie mit Reis, mit Nudeln, in der Suppe und als fast schon richtiges Beijing-Enten-Menü mit Crepes und Pilzen, und das ohne Vorbestellung. Sehr interessant sind die diversen Algen, die in verschiedenen Gerichten vorkommen. Manches ist geschmacklich noch nicht ganz perfekt abgestimmt, einiges (hoffentlich) noch im Umbau – wie die Homepage.

Bisher wäre ich wegen Changs “Tautropfen Philosopie” (siehe Homepage) ohne Übertreibung extra in die Hauptstadt gereist.
Das der “sophisticated appeal” in der neuen Küchenlinie zur höchsten Blüte wächst, dafür können vielleicht ebensolche Gäste sorgen.

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Chang Duck & Noodels

Waaggasse 1, 1040 Wien
Tel.: 01/9619212
www.chang.at

Öffnungszeiten: Mo–Sa 11.30–23.30, So 11.30–22.00

15.00–17.30 Nachmittagskarte
Mo–Fr Mittagsmenüs bis 17.00

Hauptgericht: durchschnittlich Euro 9,30
Das Achterl: Euro 1,90 bis 4,10.

 

 

Dein Kommentar

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1 comments

  1. mir

    Eins der wenigen guten asiatischen Lokale mit Schanigarten!