Florentin.
Das Cafe Berg ist Geschichte. Zu, aus und vorbei.
Wir haben uns das nachgefolgte Lokal ‚Florentin‘ in der Berggasse einmal näher angesehen …
Das war schon ein echter Schock! Das Berg war fast zwanzig Jahre lang in vielem ein Vorreiter in der Wiener Szene:
- Es begründete den Ruf Wiens als „Frühstücksnabel der Welt“ durch sein großartiges Angebot mit.
- Es war weltoffen zu einem Zeitpunkt als an Ampelpärchen und Conchita niemand auch nur gedacht hatte.
- Die Buchhandlung Löwenherz in der unmittelbaren Nachbarschaft konnte vom Cafe aus betreten werden – auch sie und dieser Umstand waren fortschrittlich.
Wir legen eine Schweigeminute ein und senken dankbar unser Haupt in der Erinnerung an viele bereichernde Stunden ebendort.
Dass wir um das Nachfolgelokal ein wenig zögerlich herumgeschlichen sind, bis wir es wagten es auch zu betreten, mag man jetzt besser verstehen.
Tel Aviv, das Mittelmeer und ein offener Geist

Hereinspaziert ins Florentin, Bild (c) Andrea Pickl – kekinwien.at

Die Schank im Florentin, Bild (c) Andrea Pickl – kekinwien.at
Essen und Trinken halten Körper und Seele zusammen: Wellfood.
Wir waren erleichtert. Im Groben blieben die architektonischen Gegebenheiten erhalten. Das Extrazimmer ist dort, wo es immer war und die Schank auch. Jetzt wirkt alles sauber, frisch, mit mehr Platz, fast zu viel, und einem orientalischen Einschlag ohne überdekoriert anzumuten. Die Weltoffenheit ist geblieben und der Anspruch an die Qualität des Gebotenen gestiegen: alles bio, alles bestens.
Anregend ist das Angebot an hausgemachten Limonaden und Cocktails, bei Wein und Bier finden sich auch jeder etwas und mit dem Kaffee unterstützt man das Hilfsprojekt für Straßenkinder „BIO Kaffee Art & Child“ Rio. Herz, was willst du mehr.
Die Speisen gehen in Richtung Hausmannskost, aber weil ja „israelisch – mediterran“ das Motto ist, und weil hier mit vorwiegend regionalen, fast nur in Bio-Qualität und mit immer frischen Zutaten gekocht wird, kommt keine Langeweile auf. Die Portionen sind großzügig bemessen und die Preise sehr fair. Fast alles ist unter zehn Euro kalkuliert. Zur Speiskarte online mit Bildern geht es hier und so schaute es für uns aus:

Frischer Orangensaft, Vorfreude, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Schachar: orientalisches Gemüseomlett mit israelischem Gartensalat um Euro 8,50 im Florentin, Bild (c) Andrea Pickl – kekinwien.at

Gefüllte Süßkartoffel mit Huhn, Babyspinat und Griechischem Joghurt um Euro 9,90 im Florentin, Bild (c) Andrea Pickl – kekinwien.at
Bestens bedient.
Was uns aber letztlich bezauberte war das Service: Besser betreut und mehr willkommen fühlen kann man sich als Gast kaum. Eine Wohltat. Und allein das ist schon Grund genug wieder hierher zu kommen.
Das Publikum ist momentan angenehm bunt gemischt. Neugier ist ja bekanntlich generationsübergreifend – und auch sonst grundmenschlich. Atmosphärisch wirkt das Florentin entspannt bis fröhlich, besonders, wenn eine der Betreiberinnen bei einem französischen Chanson aus den Lautsprechern, die Weltmusik verströmen, gekonnt mitsingt. Die Freude am eigenen Lokal, am Tun spürt man bei allen Beteiligten.
Man mag einwenden, dass man in Wien mittlerweile ja schon ein „Best of Shakshuka“ – Ranking erstellen könnte ähnlich wie beim Beef Tatar oder beim Pastrami Sandwich. Und dass weder Karfiol im Ganzen (Ich sage nur Miznon!) oder überhaupt Tel Aviv als Thema (der gleichnamige Beach und das Neni) neu sind in unserer Stadt. Kann man, aber das Flair der Florentin ist speziell. Und Italiener, Gasthäuser mit Wiener Küche oder Weinbistros zum Beispiel gibt’s ja auch mehr als zwei oder drei.

Die Frühstücksvielfalt im Florentin, Auszug aus der Speisekarte – kekinwien.at

Auszug aus der Speiskarte des Florentin – kekinwien.at
Florentinus …
Wikipedia sagt: „Der Name ist eine verkürzte Form des lateinischen Namens ‚Florentius‘, der im wörtlichen Sinn ‚der Blühende‘ und im Übertragenen ‚der Hochangesehene‘ bedeutet.“ Das Lokal sagt über sich selbst auf facebook: „Das Florentin in der Berggasse mit frischer mediterraner Küche bringt die künstlerische Atmosphäre des schönsten Stadtviertels von Tel-Aviv nach Wien!“
Fazit: Ein „blühendes Künstlercafe“ also? Ja bitte!

Neu in der Berggasse 8, Bild (c) Andrea Pickl – kekinwien.at
Florentin
Bergasse 8, 1090 Wien
Tel.: +43 676 7355625
E – mail: office@florentin1090.com
web: www.florentin1090.com
Öffnungszeiten: täglich (!) 8.00 – 23.00 Uhr, Küche bis 22.00 Uhr
Zum Mittagsmenüe gibt’s den hausgemachten Rasberry Pie gratis dazu, täglich bis 16.00 Uhr; Schanigarten so lange man es draußen aushält.