UPDATE Dezember 2019
Leider ist diese tolle Bar Geschichte. Man hat den Mietvertrag nicht verlängert und geschlossen.
Eine passende Alternative ist das Moby Dick!
Langsam, aber sicher kommt man mit dem Trinken nicht mehr nach. Es ist schon wieder passiert: Mit dem Botanical Garden eröffnete gestern hochoffiziell eine weitere Cocktail Bar in Wien.
Die schöne Tür des Vorgängerlokals ist geblieben und die Sitzplatzordnung zitiert vertrauensbildend das Diner unter dem Cafe Stein in der Währingerstraße 6 – 8 im 9. Bezirk. Was mich besonders freut: Die damals stilgebenden Holzjalousien durften bleiben. Ich mag sie, denn im Inneren der Bar ist man gut beschützt, während man von außen hineinlugen und die momentane Lage beurteilen kann. Ansonsten weht ein absolut frischer Wind in der Bar. Obwohl beim Botanical Garden müsste man fast Meeresbrise sagen …
Aus den Tiefen des Ozeans gibt eine Reisenkrake an der Wand ihren Schatz frei: eine Flasche Bombay Sapphire, unverkennbar die Leitspiritouse dieser durchdacht sortierten Bar. Die Seemannsbraut daneben freut das ebenso wie uns.
Für die Motive der sehenswerten Malereien an den dunkelgrau gewischten Wänden des Lokals lieferte Sammy Walfisch, einer der Betreiber, die Inspiration. Der renommierteTatookünstler Roberto Pulvano setzte die alten Seefahrermotive in Entwürfe um – und dieser Mann durfte immerhin schon die halbe Mannschaft von Juventus Turin stechen.
Hier wird also in allen Belangen Wert auf Qualität gelegt. Und das ist kein Widerspruch zur Vision, die Walfisch so formuliert: „Roh und unverschlüsselt soll der Charakter dieser Bar sein, einer Bar, die für die Leute da sein will!“
Streicht man mit der Hand über die geölten Holztische oder die wie polierter Estrich wirkende Oberfläche des optimal in den Raum gesetzten Tresens, so glaubt man es. Die gepolsterten Bänke sind in Petrol gehalten und insgesamt ist es fast ein wenig schade, dass man die schönen Details im angenehm gedämpften Licht des Barbetriebes dann gar nicht so wahrnehmen wird können.
Hinter der Bar finden sich an der Wand zum Beispiel weitere charmante Details, auf den Tischen stehen kleine Arrangements exotischer Pflanzen, gleich gegenüber vom Eingang ist der echte botanische Garten in schlichten, hölzernen Trögen untergebracht. (Ja, es gibt eine extra Beleuchtung für die Pflanzen untertags.)
Auch den Blick zu heben lohnt sich: Thomas Bechstein von fettdesign.com hat aus klassischen Siphonflaschen wie wir sie zumindest vom Heurigen kennen, interessante Lampen gezaubert. Die gefallen mir fast noch besser als die für das Figar aus den Champagnerflaschen.
Insgesamt wirkt diese Bar geschmackvoll, klar und heimelig zugleich.
Wer ungestört plaudern will, wählt seinen Platz in den Nischen rechts vom Eingang. Wer gern das ganze Lokal überblickt, besetzt den hohen Extratisch neben dem DJ Pult. Ab und an legt dort jemand auf, das allabendliche Musikkonzept lässt laut Plan Soul, Blues und Jazz hören.
Der beste Platz im Botanical Garden ist allerdings an der Bar. Denn mit dem sympathischen Triumvirat aus Sammy Walfisch, dessen Bruder Fabian Kalal und dem dem aufmersamen Leser nicht mehr ganz unbekannten Markus Altrichter stehen drei echte Könner in Sachen Cocktails hinter dem Tresen. Ihnen bei der Arbeit zusehen zu dürfen, macht wirklich Spaß.
Die Barkarte besteht fast ausschließlich aus Eigenkreationen. Dass die drei alle Klassiker drauf haben, muss nicht extra erwähnt werden. Ich würde mir etwas empfehlen lassen. Keker Tipp!
Wir hatten Abwandlungen des Old Fashioned, einmal gesmoked (spektakulär, auch optisch!), einmal mit Tonkabohne: für Einsteiger ins Thema Old Fashioned eine dringende Empfehlung, da weicher, schwach süß, molliger. Weiters verkostet wurden Kaffir Dry, Herbal Mule, Botanical Garden No.1 und Whiskey Smash – allesamt perfekt und zu fairen Preisen. Überdies sind die drei Jungs angenehme und ebenso lockere wie aufmerksame Gastgeber.
Das Publikum war beim pre opening für friends & neighbours am 15.9.2015 mehr Miranda als Rundbar. Nicht allzu verhippstert, gar nicht fad und durchwegs Twentysomethings. Am ersten offiziellen Öffnungstag, dem 24.9.2015 mischten sich Thirtysomethings unter die vergnügungsbegabten Genießer – und ich. Menschen meines Alters werden sich noch gern an das legendäre, wilde, wunderbare Stein’s Diner erinnern und den neuen „Garten“ auch vermeht bevölkern, denke ich. Das wird ein sehr spannender Cocktail!
Fazit: Der Botanical Garden setzt die Serie der Bars mit hohem Qualitätsanspruch, in denen man sich auch anders als im Cocktailkleid wohl fühlen darf, in exzellenter Weise fort.
Botanical Garden
Währinger Straße 6 – 8, 1090 Wien
Tel.: +43 676 442 25 53
web: www.botanicalgarden.at und auf fb
Öffnungszeiten: Di bis Sa 17.00 – 3.00 Uhr
An den anderen Tagen – und nur an diesen – kann man das Lokal exklusiv mieten.
Raucherlokal, Toiletten im Cafe oben (inklusiver nächtlicher Bewachung); ein Schanigarten wird wohl auch kommen.
Pächter: Sammy Walfisch & Fabian Kalal
Interieur: Ideen von Sammy Walfisch, Ausführung hauptsächlich durch Philip Zoch vom Echtholzatelier
In Planung: Vier Mal pro Jahr soll ein Mixology Diner stattfinden, das Cocktails als Speisenbegleiter ins rechte Licht rücken wird. Außerdem bastelt man fleissig an einer kleinen, ambitionerten Barfoodkarte.
Aus der Karte:
- Wiskey Smash (Euro 9,90)
Bullet Rye, Zitronensaft, Zucker, Minze.
Ein erfrischender Drink, gute geeignet für die erste Bekanntschaft mit Bullet Rye; wird auf Crahed Ice im Bleikristallglas serviert. - Botanical Garden No 1 (Euro 9,90)
Bombay Dry, Basilikum, Gurke, Rosmarin, Limettensaft, Fever Tree Tonic, Kaffeebitter.
Der frische Rosamrinzweig macht kurz Bekanntschaft mit dem Bunsenbrenner … - Herbal Mule (Euro 8,50)
42 Below, Herbal Moscow Ginger Beer, Limettensaft, Gurke, Bergamottebitter.
Das Ingwerbier prickelt schön am Gaumen und der Wodka holt alles auf festen Boden zurück. Für mich ein Sommerdrink oder ein guter Starter zum Aufwachen. - Kaffir Dry (Euro 8,50)
Bombay London Dry, Kaffirblattsirup, Grapefruitbitter, Cranberry- und Limettensaft.
Es muss nicht immer Gin Tonic sein! Gin harmoniert auch hervorragend mit Bittersüß! Und Kaffibblattsirup gibt’s auch nicht an jeder Ecke …