wochentags auf dem Markt
Wochentags, auf dem Markt im August:
eine Nachlese.

‚Kauf mich!‘ schreit dich das Überangebot tausender plastikverpackter Produkte mit undurchsichtigen Inhaltsstoffen an. Du quälst dich durch die Regalreihen, um NUR das zu finden, was du eigentlich haben willst.
Am Ende gelingt es doch, dich zu verführen und es liegt schlicht zu viel im Einkaufswagen.
Schluß damit?!

‚Der Supermarkt ist die Hilfsschule, der Markt die Universität – wo täglich Proseminare in angewandter Warenkunde stattfinden.’, meint der Experte Christian Seiler. Wer auch unter der Woche lernen und genießen will, hat es nicht leicht, da die bekannten Wiener Wochenmärkten alle am Samstag stattfinden (was an anderen Orten durchaus nicht üblich ist).

Wo soll sich also die Wiener Marktgeher_in hinwenden, um auch unter der Woche den Supermärkten die lange Nase zeigen zu können, weil man anderswo besser dran ist?

Bei Fleisch und allem, zu dem Fleisch verarbeitet wird, will ich, wenn’s geht, Bioware – um der Tiere willen, aber auch wegen des besseren Geschmacks.
Wer denkt keine gute Köchin oder Koch zu sein, weil das Fleisch immer hart und trocken wird – Bio bringt’s!
Folglich ist für Fleisch der Vorgartenmarkt eine gute Einkaufs-Wahl: beim ‚Bioviertel‘ liegt herrliches Frischfleisch auf der Theke, aber auch tolle Würste unterschiedlichster Art. Zudem gibt’s es bei der ‚Palette‘ und ‚Adamah‘ Biowurst und Biospeck zur Auswahl.

Bio-Fisch gibt’s auch beim ‚Bioviertel‘ auf dem Vorgartenmarkt, denn sonst bleibt das für mich ein Wochenend-Markt-Vergnügen.
Den Genuss von Meeresfischen möchte ich aus diversen Gründen auf den Urlaub am Meer konzentrieren, da freue ich mich dann um so mehr (wenn dort noch welcher schwimmt…). Für besondere ‚Festtage‘ sollte man die Anreise zum Großgrünmarkt in Inzersdorf antreten, denn von den anderen Marktfischständen möchte ich keinen mehr uneingeschränkt empfehlen.

Der Kutschkermarkt und der Sonnbergmarkt haben einige Bioläden mit Biofleisch, Biofisch – mit guten Öffnungszeiten, aber auch höheren Preisen. Außerdem darf man hinter dem (hier noch gebräuchlichen) süßen Wiener Charme nichts Böses vermuten, um sich wohl zu fühlen.

Eier und Hühner (wenn’s denn gäbe, gerne auch Hähne) würde ich wie viele gerne direkt bei den Bauern auf dem Land kaufen.
Denn ein Hof mit ein paar Dutzend Federtieren, die sich selber ihr Futter im Hof scharren, ist mir noch lieber, als ein Biobetrieb mit mehreren hundert Hühnern. Das findet auch Florian Holzer und kauft mir am Samstag beim Bauernmarkt auf dem Naschmarkt hoffentlich nicht das beste Hendl weg.
Unter der Woche gibt’s die sehr guten Sonnberg Biohendln auf dem Sonnbergmarkt und in den bekannten Biosupermärkten.

Die herrlichste Käsepalette hat die ‚Palette‘ auf demVorgartenmarkt (früher ‚Kaszeit‘ auf der Freyung) und ‚Adamah‘ ebendort, ergänzt das Angebot sehr gut.
Die Käseauswahl auf dem Naschmarkt ist freilich auch nicht schlecht.

Ein richtiger ‚Milchbar-Stand’ mit hochwertigstem Rahm, Butter, Topfen, Joghurt etc. wie anderswo, fehlt in Wien leider noch. Da ist nämlich noch mal eine überraschende geschmackliche Steigerung von den kleinen Käsereien zu den großen Firmen möglich, die die Biosupermärkte beliefern. Am praktischsten ist’s, wenn es alles in Gläsern gibt, die wieder zurückgenommen werden.

Auch, wenn es gerade nicht im Trend liegt, mag ich Vollkornbrote wie die der ÖO Bio-Bäckerei Mauracher – z.B. beim ‚Biomarkt‘ auf dem Naschmarkt. Das wirklich herausragende Brot der NÖ-Bäckerei Kasses gibts z.B. bei ‚Kaas am (Karmeliter) Markt‚, bei ‚Pöhl’s‘ auf auf dem Kutschkermarkt und bei ‚Pöhl‘ auf dem Naschmarkt. Ich persönlich kaufe es noch lieber beim winzigen ‚Jonika‘ Stand auf dem Volkertmarkt oder bestelle es dort (z.B. Ciabatta oder Buttermilchbrot!), und nehme auch gleich noch ein paar feine und ‚mafiafreie‘ Slow Food Produkte aus Süditalien mit.

Irgendwo herumliegende Gewürze zu kaufen würde ich nicht raten, besser genau anschauen z.B. beim ‚Kräuterhaus‘,  ‚Do-An‘ auf dem Naschmarkt oder ‚Araxi‘ ebendort, wie auch auf dem Meidlingermarkt.

Noch lieber habe ich Sonnentor-Produkte (z.B. ‚Biostand‘ auf dem Naschmarkt, Bioläden auf dem Kutschkermarkt). Gewürzmischungen (leider fast immer schon gemahlen) teste ich vor dem Kauf in diversen Fachhandlungen.

Die angenehmen Marktstimmung macht den Meidlingermarkt zu etwas ganz Besonderem.
Zum Gemüseeinkauf unter der Woche sehr empfehlenswert, mehrere Stände verkaufen ‚Heimisches‘ und Obst und Gemüse aus den Nachbarländern wie Ungarn und Italien.

Im Sommer und Herbst sind auch die ‚Ziniels‘ wieder auf dem Naschmarkt (nahe Kettenbrückengasse).
Gemüse in interessanten Sorten, das so frisch und knackig aussieht wie es schmeckt, weil es direkt aus der Erde kommt und keine langen Lieferwege oder Lagerungen hinter sich hat. Es ist zwar nicht biozertifiziert, aber bei Biosupermarktware kann man nicht sicher sein, dass diese nicht durch mehrer Länder reisen musste.
Überraschend spezielles Gemüse gibt’s auf dem Meislmarkt, dem einzigen verblieben überdachten Markt Wiens – gut bei Regen!  Zwischen den Gemüseständen von ‚Simar‘ und ‚Özdemir’s‘ kann man auch etwas erleben, da kann der Brunnenmarkt an Buntheit in keiner Beziehung mit.

Jetzt: saisonale Beeren wie Rote Ribisel, manchmal sogar Schwarze Ribisel, Himbeeren, ja sogar wilde Heidelbeeren oder Preiselbeeren sind auf dem Meislmarkt nicht allzu teuer. Da kann man auch einmal größere Mengen für Marmeladen oder Kuchen kaufen. Eierschwammerl und Herrenpilze, sogar Kaiserlinge, finde ich auch oft erfolgreich hier.

Bei aller großstädtischen Dichte und dem bekannten Überangebot, jetzt gibt es auf den Märkten in der ‚Provinz‘ oft ein weit besseres Angebot an Schwammerln, wilden Beeren und manch‘ andere Besonderheiten wie Dirndln, Berberitzen oder Sanddorn.
Ein Grund zur Freude auf Ausflüge im ‚Vorherbst‘ oder einen ‚Nachsommerurlaub‘.

 

Empfohlene Wiener Märkte zum Einkauf unter der Woche:

1020 Wien: Volkertmarkt, Vorgartenmarkt (vor allem Do, Fr), Karmelitermarkt

1060 Wien: Naschmarkt (Di bis Fr)

1120 Wien: Meidlingermarkt

1150 Wien: Meiselmarkt

1180 Wien: Kutschkermarkt-Kutschkergasse

1190 Wien: Sonnbergmarkt-Sonnbergplatz

 

P.S.: Warum erscheint ‚auf dem Markt im August‘ erst im September?
Weil ich den ganzen August recherchiert habe, ob das noch alles stimmt, was ich hier schreibe, und es damit, bei allen raschen Veränderungen auf den Wiener Märkten, doch einige Monate Gültigkeit haben sollte.

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