Angekommen in Rom, bei der ersten ‘Passeggiata’ (Spaziergang) stellen wir fest, dass sich quasi ums Eck eine Markthalle befindet.
Da muss ich als ‘Marktfreak’ dann natürlich jeden Tag einen Blick hinein werfen. Aber nicht nur dort, denn fast jedes Stadtviertel hat in Rom einen Markt, der meist Montag bis Samstag vom frühen Morgen bis 14.00 Uhr geöffnet ist.
Zu finden ist alles, was ich mir an italienischem Angebot erträume.
An mehreren Ständen eine gute Auswahl an Käse, Schinken und eine überraschend gute Brotauswahl, keine ‘Papiersemmerl’, denen man, von früheren Italienurlauben bekannt, nicht nachtrauern muss.
Das Frischfleisch sieht sehr einladend aus, und da die römische Küche besonders Innereien liebt, liegt da auch einiges an ‚Gekröse und Geschlinge‘, das ich gar nicht gleich erkenne.
Nur der Fischstand war in der Via Guido Reni nicht jeden Tag geöffnet.
Dazwischen eine breite Palette an Nudeln und Wein und was man sonst in den hier auch noch verbreiteten, ebenso kleinen wie gut sortierten Lebensmittelläden bekommt – also auch Haushalts und Hygieneartikel oder Unterwäsche bis Billigkleidung. Supermärkte sahen wir ‘bei uns’ im nördlichen ‘Flaminio’ übrigens wenige.
Aber wer braucht die auch, wenn die kleinen Anbieter wirklich alles haben. Manchmal nehmen sie mehr, als man im Supermarkt bezahlen würde, manchmal auch weniger. Einkaufen ist eben eine Kulturtechnik, die nicht die einfachste ist, aber sehr viel Spaß machen kann. Im Idealfall finden Käufer_in wie Verkäufer_in, dass sie ein gutes Geschäft gemacht haben und da gehört ein kleines Alltagsgespräch und ein bisserl Fachsimpeln über die Ware natürlich dazu.
An Obst und Gemüse gibt es am römischen Markt – saisonabhängig – nicht wenig, das in Wien kaum zu finden ist.
Die Tomate ist für die Italiener zumindest in den traditionellen Küchen nicht wichtiger als andere Gemüse. Jetzt haben Zucchini ihre ‘Hochblüte’, die in Rom verbreitetste Sorte ist schmal, längs hell/dunkel gestreift und gerippt. Oft werden sie noch mit den daran wachsenden offenen Blüten verkauft, was ihre absolute Tagesfrische garantiert. Das ist nicht unwesentlich, so direkt gepflückt sind sie nämlich ungemein knackig. Dann schmecken sie auch roh aufgeschnitten mit etwas Peccorino drüber gehobelt und mit Olivenöl beträufelt – ein hervorragendes ‘Primo’ (= erster Gang).
Die Kürbisblüten werden gern mit Reis gefüllt, paniert und frittiert ähnlich den ‚Suppli‘ (gefüllten Reisbällchen) als Street-food, oder als Antipasto in Pizzerien gegessen.
Besonders aufgefallen sind mir auf den Märkten die vielen Schnittsalate, die auf den ersten Blick vielleicht aussehen wie das, was man bei uns als Rucola (römisch – ‘rughetta’) kennt, die genauere Bezeichnung wäre ‘Doppelsamen’.
Viele davon sind verwandte Kreutzblütengewächse, etwa die rundblättrigere Senfrauke, die viel würziger schmeckt, was aber auch daran liegt, dass den bei uns gängigen Rucolasorten jede Bitterkeit und Schärfe weggezüchtet wurde, womit sie nach meinem Geschmack alles verloren haben, was sie ausmacht. Ebenfalls sehr interessant ist die Schnittzichorie, die oft als ‘cicoria vera della campagna’ angepriesen wird. Die wird nicht nur als Salat gegessen, sondern begleitet auch wie Spinat zubereitet Fleischgerichte.
Alle diese und noch etliche Pflücksalate mehr landen in Italien in ‘Misticanza’, eine geschmackreiche Salatmischung, die bei uns leider noch nicht bekannt ist.
Außerdem gesehen hab ich sehr feine kleine Mangoldblätter (bietola), die mit Stielmangold fast nichts gemein haben, sowie die in der italienischen Küche nicht zu unrecht vor allem als Beilage sehr häufig vorkommende ‘Cima di Rapa’, ebenfalls ein Kreuzblütler, an eine Mischung aus Broccoli und Raps erinnernd.
Ein ähnliches Gemüse ist auch in Asian sehr beliebt. Um das zu finden muss man in Rom nur auf den ‘Mercato Esquilinoo’ in der Nähe des Hauptbahnhofs gehen. Manche Römer_innen bedauern, dass es hier nur noch asiatisch, arabische und afrikanisch betriebene Stände gibt, aber die Vielfalt ist dadurch gewaltig.
Wieder stechen einem ‘Berge’ an frischen grünen Blättern ins Auge, Grüngemüse und Kräuter. Was das alles genau war, kann ich nicht sagen. Ich glaube, diverse sogenannte Thai- Basilikum-, Koriander- und Minze- Arten erkannt zu haben, Ranken von Kürbisblättern, aber auch von Bohnen und ‘Spinatiges’. Die Stängel mit rötlichen Blättern würde ich am ehesten den Melden zuordnen, die auch bei uns wieder beliebter werden.
Sehr schön sind die unterschiedlichsten Kürbisfrüchte, meist hellgrün, aber in allen erdenklichen Formen mit glatter oder fast stacheliger Schale. Auch kugelrunde, fingerförmige, weiße, grüne usw. Auberginensorten, die man bei uns fast nur auf Fotos anhimmeln kann.
Ein großer Marktbereich bietet frischeste Fische.
Fleisch wird tranchiert in der Tradition unterschiedlichster Kulturregionen. Leider konnte ich mich da nicht vertiefen.
Der gesamte Markt ist in jedem Fall ein Abenteuer für sich!
Am für Rom bekanntesten ‘Campo dei fiori’ im alten Zentrum hingegen befällt mich das gleiche Gefühl wie, wenn ich in Wien über den Naschmarkt gehe.
Wie lange geht das überhaupt noch gut, wann ist der Gemüsehandel von abgepackten Gewürzen minderer Qualität oder sonstigem ‘Tand’, der leicht an Touristen zu verkaufen ist, ganz verdrängt?
Vielleicht ist es auch in Rom, wie in Wien, außerhalb der sommerlichen Hauptreisezeit wieder etwas besser.
Einige Märkte in Rom:
Campo de’Fiori Piazza Campo de’Fiori, Zentrum
Piazza di Testacio
Neue Halle statt des alten Markts bei den Schlachthöfen
Mercato Esquilinoo Via F. Turati
Neue Hallen statt des alten Markts um die Piazza Vittorio Emanuele II
Markthalle: Via Guido Reni 31, Flaminio
Marktplatz: Piazza San Cosimato, Trastevere