Ma Belle ist ein Stück Paris in Wien
Jetzt merke ich erst, wie sehr mir das gefehlt hat: bodenständiges, authentisches, französisches Essen.
Wie fein, dafür muss man seit Ende Juli 2020 nicht mehr verreisen oder Französisch sprechen können!
Paris liegt nämlich jetzt im 6. Wiener Gemeindebezirk …
Ma Belle heißt meine Schöne

vorderer Bereich im Bistro, Ma Belle, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at
So nennt mich ja der Lieblingsmann, aber das hat gar nichts mit dem sehr ansprechend eingerichteten Lokal von Denisa Vikartovska und ihrem Partner Niklas Friedl zu tun. (Laut Firmen-ABC ist sie zu 90 % bzw. er zu 10 % GesellschafterIn; ebenfalls gemeinsam vertreiben sie erfolgreich den Likör Ingwerer.) Diese Schöne betört durch warmes Licht, teils indirekt, einen einladenden Barbereich mit Hochtisch, Tische mit Aussicht, Tische ohne Einsicht nicht nur für ein Tête-à-tête, ein Kamin und eine offene Küche, viel Samtiges und Elegantes:
Hier bleibt man gern.
Der Schanigarten erinnert mich auch wegen des Lavendels an Südfrankreich. Dass der Verkehr der Gumpendorferstraße hinter einem vorbeiströmt, merkt man kaum. Und auf dem Trottoir kommen immer wieder Freunde und Anrainer vorbei bzw. zusammen auf eine kurze Plauderei oder ein paar Macarons. Die Schöne strahlt das Flair eines beliebten Nachbarschaftstreffpunkts aus – schon am Tag 3 nach der Eröffnung bei unserem Besuch. Da fehlt nur noch der Duft der Côte d’Azur oder, dass eine chice Pariserin vorbeigeht.
Was hat Denisa Vikartovska mit Frankreich zu tun?

das Ma Belle von der gegenüber liegenden Seite aus gesehen, Eröffnungsfest, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at
Viel! So viel wie alle, die Land und Lebensart lieben. Wenn sich das bei allen Francophilie in einem hübschen Bistro mit ganz ausgezeichnetem Essen manifestiert: Ja bitte! Apropos Essen. Oder nein! Vorher noch ein Wort zu den Getränken. Dass es „Ma Belle Bistro & Bar“ heißt, ist stimmig. Die Signatur Drinks stammen von Isabella Lombardo und für die Classics zeichnet Roberto Pavlovic von den Roberto American Bars verantwortlich.
Die kleine Weinkarte hat mir auch gut gefallen: eine Auswahl von Bio-Weinen vom Weingut Zahel, ansonsten lauter Franzosen! Wir starten mit einem Crémant*, und wenn ich nicht so voller Neugier auf den Sancerre und den Côtes du Rhône gewesen wäre, hätte ich mir gut vorstellen können beim Crémant zu bleiben.
- offene Weine, glasweise, 1/8 l: Euro 4,00 bis 13,50
- Champagner (zum Beispiel) Perrier-Jouët grand brut 0,1 l Euro um 7,90; Flasche zu 750 ml um Euro 56,00
- Cocktails (mit Alkohol, Isabella und Roberto): Euro 8,90 bis 14,90
Wie Gott in Frankreich

hinterer Bereich im Bistro, Blick zur offenen Küche, Ma Belle, Bild (c) kekinwien.at
Was für ein Wiedersehen mit einigen Klassikern. Die Speisekarte ist zwar für den Abend nicht riesig, aber liest sich so, dass einem das Wasser im Mund zusammenrinnt. Ach ja, Frühstücken kannst du im Ma Belle üppig bis 16.00 Uhr und ein wohlfeiles Mittagsmenü und Spezialitäten des Tages gibt es auch immer. Die Speisekarte ist zweisprachig und wir hatten eine sehr versierte und freundliche junge Kellnerin, die uns bestens versorgt hat.
Bon Appétit im Ma Belle
Alle eingesetzten Produkte sind regionalen Ursprungs und haben Bio-Qualität. Das Gemüse und der Fisch kommen zum Beispiel von Blün.
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Praline de canard (Entenmousse-Praline / Cointreau / rote Zwiebelmarmelade / Feige / Brioche) um Euro 12,90
Die Pralinen sind mit weißer Schokolade ausgeführt (die weißen Kugeln auf dem Foto unten) und nicht sehr süß, die Zwiebelmarmelade schmeckt herrlich, doch durchaus süß. Aber da sind ja noch Schafgarbe, Brunnenkresse, ganz frische Feigen und Filets von Zitrusfrüchten auf dem hübschen Teller, die aus dem Gericht eine runde Sache machen – es ist äußerst beliebt, wie man hört. -
Coq au Vin (Maispoularde in Rotweinsauce / Perlzwiebel / Speck / Waldpilze / Erdäpfelpüree mit brauner Butter) um Euro 14,90
Das war eine Wucht! Hätte ich eine französische Oma, genau so würde sie kochen! Vielleicht ist das Püree so cremig und das Fleisch so zart, die Sauce so herzhaft, weil die Mutter der Inhaberin in der Küche mit am Werk ist? Ja, das Ma Belle ist auch ein Familienbetrieb. -
Escargots florentine (Weinbergschnecken / Blattspinat / Knoblauch-Butter Baguette) um Euro 14,90Schnecken gibt es seit 2014, weil da Andreas Gugumuck seine Wiener Schneckenmanufaktur gegründet hat, wieder öfter auf den Wiener Speisekarten. Sehr erfreulich. Die im Ma Belle sind auch vom Gugumuck und waren tadellos. (Ein Ausflug zur Gugumuck Gartenbar in den 10 Bezirk – bei Schönwetter immer von Donnerstag bis Sonntag von 13.00 bis 22.00 Uhr geöffnet – sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen!)
- Côtelette d’agneau ( Ratatouille / Williams Erdäpfel / Thymian Jus) um Euro 19,20
Jetzt erzähle ich Euch ‚mal, was meine Begleitung zu diesem Gericht gesagt hat: „Das sind die besten Lammkoteletts, die ich seit sehr langer Zeit gegessen habe. Da ist einfach alles perfekt: das Fleisch, die Sauce, das Gemüse, die Kartoffeln, einfach alles.“ Das bestelle ich das nächste Mal auch! Oje, ein Dilemma, weil das Coq au Vin will ich schon auch nochmal essen.
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Moelleux au Chocolat blanc (Schoko Souflé / marinierte Erdbeeren / Mabelle-Eis aus bio Zotter Zartbitterschokolade) um Euro 7,90
Ein warmes, süßes, lockeres Küchlein: bei jedem Bissen ein Mund voll Glück, genau richtig in der Süße. Das Eis macht das Ganze durch den Temperaturunterschied interessanter. Ja, will ich auch sehr gern wieder essen.
Ein sehr angenehmer Ort, an dem man zu (fast) jeder Tages- und Nachtzeit das Leben genießen kann.

Pralinen, Vorspeise, Ma Belle, Bistro und Bar, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Schnecken, Ma_Belle, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Coq au Vin, Ma Belle. Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Lamm, Ma Belle, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at

Dessert, Ma Belle, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at
Ma Belle
Bistro & Bar
Gumpendorferstraße 16, 1060 Wien
Tel.: +43 1 966 79 92
Reservierung auch unter: denisa@ma-belle.at
web: www.mabelle.at
Öffnungszeiten (laut website):
- Frühstück immer bis 16:00 Uhr
- Mo – Fr 8.00 – 00.00 Uhr
Küche 9.00 – 22.00 Uhr - Sa 9.00 – 1.00 Uhr
Küche 9.00 – 22.30 Uhr - So 10.00 – 22.00 Uhr
Küche 10.00 – 19.00 Uhr
Keke Anmerkung: Französische Lokale sind in Wien stark unterrepräsentiert! Ich habe bei „Wien, wie es isst“ nachgesehen. Mit der Suchanfrage „italienisch Wien“ kommen 417 Treffer, bei „französisch Wien“ gerade einmal 58. Wir werden die Entwicklungen beobachten!
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„coupe carl crémant brut bio / elsass 0,10 l um Euro 5,80, d´ alsace, domaine carl die domaine carl in dambach-la-ville ist ein kleiner familienbetrieb seit 1923 und liegt auf der wunderschönen elsässischen weinstrasse. olivier und anne haben das weingut im jahr 2000 von der familie übernommen und 2015 die bio zertifizierung (ab agriculture biologique) erhalten. zur philosophie der winzer gehört ein verantwortungsvoller umgang mit der natur, sowie nachhaltiger und umweltschonender weinbau. auch immer keller wird wenig wert auf intervention gelegt. es werden nur natürliche hefen und keine reinzuchthefen verwendet. handlese, ganztraubenpressung und sanfte filtration werden praktiziert. hervorzuheben ist auch der terroir in dambach-la-ville. durch das granitvorkommen im boden ist sowohl im wein, als auch im crémant interessante und beeindruckende mineralität wiederzufinden.“ (Die Beschreibung des Crémant auf der Speisekarte bzw. website des Ma Belle)
(Beitragsbild: Ma Belle, Bistro & Bar, Blick auf die Bar beim Eröffnungsfest, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at)

Lavendel im Schanigarten des Ma Belle beim Eröffnungsfest, Bild (c) Claudia Busser – kekinwien.at